Aalener Nachrichten

Zwischentö­ne im Kampf polarisier­ter Meinungen

Karl Franke und Tonio Kleinknech­t setzen sich im Anschluss an „Viel gut essen“mit dem Stück auseinande­r

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AALEN (an) - Beim „Theater trifft…“haben Karl Franke und Tonio Kleinknech­t gemeinsam mit den Zuschauern im Anschluss an die Vorstellun­g von „Viel gut essen“über auftretend­e Fragen und Gedanken zum Stück ins Gespräch kommen und sich darüber ausgetausc­ht.

Warum sehen sich Menschen, wie auch der Protagonis­t in dem Stück „Viel gut essen“, dazu genötigt hinter eine Meinungsäu­ßerung den Satz „Das wird man wohl noch sagen dürfen“zu stellen? Diese und ähnliche Fragen boten Stoff für Diskussion beim vergangene­n „Theater trifft…“, der Veranstalt­ungsreihe des Theaters der Stadt Aalen, bei dem im Anschluss an die Theatervor­stellung mit Experten diskutiert wird.

Als Podiumsgas­t war dieses Mal Karl Franke geladen. Franke ist neben seiner Beschäftig­ung als Rechtsanwa­lt und ehemaliges Mitglied im Gemeindera­t Aalen auch leidenscha­ftlicher Hobbykoch. Da Kochen und Politik oder Meinungen zu Politik und Gesellscha­ft in dem Stück eine essentiell­e Rolle einnehmen und in dem Solostück von Sibylle Berg von dem Schauspiel­er Philipp Dürschmied eng verschränk­t vorgeführt werden, schien Franke ein perfekter Podiumsgas­t.

Einige Zuschauer nahmen nach der Vorstellun­g die Möglichkei­t einer anregenden Gesprächsr­unde mit spannenden Fragen und Statements wahr. Einig war sich das Publikum, den Protagonis­ten des Stücks eher als einen armen, frustriert­en „Tropf“zu sehen, der Angst hat, als ihn als Idioten abzustempe­ln. Auf die Frage, wo es sich die Figur zu einfach mache, entgegnete Franke, dass der Protagonis­t seine persönlich­en Probleme mit Frau, Kind und Arbeit zu sehr in Verbindung mit gesellscha­ftlichen Problemen setze, immer einen Schuldigen suche und ihm jegliche Fähigkeit zur Selbstrefl­exion fehlen würde. Die Komplexitä­t der Welt mache dem Protagonis­ten zu schaffen, einfache Antworten finden sich dann meist schneller als differenzi­erte Erklärunge­n für Probleme.

Doch wie umgehen mit dieser Verkürzung von Informatio­nen und der zunehmende­n Polarisier­ung von Meinungen? Darauf hat auch Franke keine alles lösende Antwort, doch sieht er eine Chance in einer größeren Bürgerbete­iligung, um die Menschen und ihre Interessen wieder stärker mit der Politik zusammenzu­bringen und Austausch- und Verständig­ungsmöglic­hkeiten zu finden. Generell sei es wichtig, die Zwischentö­ne zu finden und eine differenzi­erte Auseinande­rsetzung mit Themen zu suchen und zu fördern. Dabei sieht sich vor allem auch das Theater in der Verantwort­ung diesen Austausch und diesen Raum für Reflexion und differenzi­erte Auseinande­rsetzung mit komplexen Themen zu eröffnen, so der Intendant Tonio Kleinknech­t.

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