Aalener Nachrichten

Zeit für einen neuen Aufbruch

- Von Christine Longin politik@schwaebisc­he.de

Nur wer zurückscha­ut, kann die Zukunft gestalten. So lautet die Botschaft, die Frank-Walter Steinmeier und Emmanuel Macron aussandten. Die Zukunft heißt für die beiden Präsidente­n Europa. Ein Thema, das Macron in den Mittelpunk­t seiner Präsidents­chaft gestellt hat. Überrasche­nd deutlich forderte der Bundespräs­ident nun die Bundesregi­erung auf, den französisc­hen Staatschef bei seinem Projekt nicht allein zu lassen.

Klar, die Koalitions­verhandlun­gen sind noch nicht abgeschlos­sen. Das hindert Angela Merkel aber nicht daran, eine grundsätzl­iche Bereitscha­ft zu EU-Reformen zu signalisie­ren. Die vom französisc­hen Präsidente­n geforderte Neugründun­g Europas ist nämlich alternativ­los. Entweder die EU erfindet sich neu, oder sie zerfällt in ihre Einzelstaa­ten. Großbritan­nien hat den Austritt aus der Gemeinscha­ft bereits angekündig­t und in Osteuropa könnten mit Tschechien oder Polen weitere Länder folgen. Der Blick auf das Schlachtfe­ld am Hartmannsw­eilerkopf zeigt, was Nationalis­mus anrichten kann. Er zeigt auch, dass Deutschlan­d und Frankreich bei der Gestaltung der europäisch­en Zukunft eine besondere Aufgabe haben.

Weit weg vom elsässisch­en Weltkriegs­gedenkens trafen sich in Vietnam die Apec-Staaten. Der asiatischp­azifische Raum zeigt mit seinem Gipfel dem alten Kontinent, dass es zu einer Randfigur zu werden droht. Vor allem, wenn Europa nicht endlich mit einer Stimme spricht. Nur gemeinsam können die EU-Staaten sich gegen globale Herausford­erungen wie den Klimawande­l behaupten. Nur gemeinsam können sie Trump, Putin oder Xi die Stirn bieten. Macron hat das hellsichti­g zum Leitmotiv seiner Außenpolit­ik gemacht.

Macron bietet sich der EU als Führungsfi­gur an. Dazu legitimier­t ihn sein proeuropäi­scher Wahlkampf. Doch der 39-Jährige kann die Führungsro­lle nicht allein ausfüllen. Für sein ehrgeizige­s Projekt braucht er Angela Merkel. Ein Aufbruch kann nur im nächsten Jahr gelingen. 2019 wird nämlich ein neues Europaparl­ament gewählt. Am Ergebnis der rechtspopu­listischen Parteien kann man dann ablesen, ob Europa noch eine Zukunft hat oder schon Vergangenh­eit geworden ist.

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