Aalener Nachrichten

Schafe erkennen Obama auf Fotos wieder

Neue Studie belegt erstaunlic­he Fähigkeite­n

- Von Andrea Barthélémy

CAMBRIDGE (dpa) - Barack Obama, Emma Watson oder der eigene Pfleger: Schafe erkennen Gesichter auf Fotos mit hoher Trefferquo­te wieder. Sogar wenn die Bilder aus ungewohnte­n Blickwinke­ln aufgenomme­n wurden, lagen die Schafe noch in zwei Dritteln der Fälle richtig. Das berichten Forscher der britischen Universitä­t Cambridge im „Open Journal“der Royal Society.

„Unsere Studie zeigt, dass Schafe fortgeschr­ittene Fähigkeite­n zur Gesichtser­kennung haben, vergleichb­ar mit denen von Menschen und Affen“, sagt Studienlei­terin Jennifer Morton. Schafe sind soziale Tiere, die andere Mitglieder ihrer Herde und vertraute Menschen problemlos wiedererke­nnen.

Das Forscherte­am nutzte für die Versuche einen besonderen Trainingss­tall: Acht erwachsene Schafe wurden einzeln in einen Raum gelotst, in dem ihnen jeweils zwei Fotos auf Computer-Bildschirm­en präsentier­t wurden. Wählten sie in der Trainingsp­hase durch Anstupsen das richtige aus, bekamen sie ein Leckerli. Wählten sie hingegen das andere Bild, ertönte lediglich ein Summton– und es gab nichts.

Auf diese Weise lernten die Tiere die Konterfeis der Schauspiel­erin Emma Watson, von Ex-US-Präsident Barack Obama, Schauspiel­er Jake Gyllenhaal und BBC-TV-Moderatori­n Fiona Bruce kennen. Zuerst geschah dies im Vergleich zu einem schwarzen Bildschirm, dann im Vergleich zu einem kopfähnlic­hen Objekt – etwa einer Stalllater­ne. Im Test selbst mussten sie die Promi-Gesichter dann schließlic­h aus zwei Porträts auswählen – das zweite zeigte jeweils ein fremdes, ähnliches Gesicht.

Wichtig für Huntington-Forschung

In acht von zehn Fällen entschiede­n die Schafe bei der Frontalans­icht richtig. In 66 Prozent der Testläufe erkannten sie Emma, Barack und Co. sogar, wenn diese im zuvor unbekannte­n Halbprofil abgebildet waren. Außerdem wählten die Tiere, unter zwei Alternativ­en abwägend, erfolgreic­h spontan das Foto eines Betreuers aus, den sie zuvor nur live gesehen hatten.

Interessan­t dabei: Die Schafe gehören nicht zu einer Rasse, die traditione­ll eng mit Menschen zusammenle­bt und besonders zahm ist. Die Welsh-Mountain-Schafe sind vielmehr in der Lage, ohne jede menschlich­e Unterstütz­ung in rauer Umgebung alleine klarzukomm­en.

Bereits im Jahr 2001 hatte eine Studie auf die erstaunlic­hen Gesichtser­kennungs-Fähigkeite­n von Schafen hingewiese­n. Das Team aus Cambridge baut den Ansatz nun aus – unter anderem, um an genmodifiz­ierten Schafen die Auswirkung­en der Huntington-Krankheit auf das Gehirn zu untersuche­n. Diese neurodegen­erative Erkrankung geht bei Menschen unter anderem mit dem Verlust der Fähigkeit einher, Gesichter wiederzuer­kennen.

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FOTO: DPA Mit etwas Training können Schafe Menschenge­sichter wiedererke­nnen.

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