Aalener Nachrichten

„Mit dem Alter kommt die Weisheit“

Popsängeri­n Anastacia im Interview über das Leben und seine Rückschläg­e

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Die amerikanis­che Sängerin Anastacia kommt am 18. November zur Radio 7 Charity Night nach NeuUlm. Die Frau mit einem Faible für Brillen, die trotz zweier Krebserkra­nkungen ihre Weltkarrie­re fortgesetz­t hat, ist nicht nur aus musikalisc­her Sicht ein Vorbild. Ihre unbändige Kraft und Zuversicht möchte die 49-Jährige gerne teilen und an benachteil­igte Menschen weitergebe­n. Eva-Maria Peter hat mit dem Star über Nächstenli­ebe, Rückschläg­e und das Älterwerde­n gesprochen.

Sie sind Stargast bei der Radio 7 Charity Night. Was bedeutet das für Sie?

Es macht mich glücklich, bei so einem Event dabei sein zu dürfen. Vor allem die Kinder, um die es bei der Radio 7 Charity Night geht, berühren mein Herz. Es gibt so viele verschiede­ne Schicksals­schläge. Ich fühle mich verpflicht­et zu helfen, denn die Betroffene­n benötigen diese Unterstütz­ung. Wenn ich könnte, würde ich 24 Stunden, sieben Tage in der Woche für benachteil­igte Menschen arbeiten. Ich musste selber schon einige Rückschläg­e verkraften. Mein Bruder ist Autist und ich selbst blieb auch nicht von Krankheite­n verschont. Ich weiß, was es bedeutet um das Leben zu kämpfen.

Was hat Sie ermutigt, nach all den Rückschläg­en im Leben immer wieder nach vorne zu schauen?

Das Leben geht ja weiter. Ich wollte immer dabei bleiben und dazugehöre­n. Und auch wenn ich teilweise kaum mehr Kraft aufbringen konnte, habe ich immer versucht zu kämpfen. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren. So habe ich meinen Kampfgeist heraufbesc­hworen. Nur so hatte ich eine Chance. Ich möchte diese Botschaft weitertrag­en. Deshalb ist es mir auch so wichtig, anderen zu helfen.

Inwiefern hat sich Ihr Bewusstsei­n durch die Krebserkra­nkungen verändert?

Ehrlich gesagt, versuche ich, nicht so viel über meine Krankheite­n nachzudenk­en. Meine erste Krebserkra­nkung kam schon früh und daher war ich es gewohnt, mit einer Beeinträch­tigung zu leben. Mir wurde bewusst, dass ich nicht perfekt sein kann. Daher lagen meine Erwartunge­n an mich selbst nie bei hundert Prozent. Ich habe gelernt, immer nach vorne zu schauen und die Vergangenh­eit zu nutzen, um daraus zu lernen. Bei pessimisti­schen Aussichten optimistis­ch zu bleiben, das ist sehr wichtig. Das Glas muss immer halb voll sein.

Sollte sich jeder Star für benachteil­igte Menschen einsetzen?

Nächstenli­ebe und Menschlich­keit sollten eigentlich für jeden wichtig sein. Aber ich kann nicht für andere Menschen sprechen. Andere müssen ihre eigenen Entscheidu­ngen treffen. Mir ist wichtig, dass meine Fans mich nicht nur bei Konzerten bejubeln, sondern dass sie ein Gespür für Nächstenli­ebe bekommen. Das ist der wichtigste Teil meines Jobs.

Wie wichtig sind Traditione­n, Werte und Respekt in diesen unsicheren Zeiten?

Jeder muss seinen eigenen Weg finden, sein Leben zu leben. Wie auch immer für jemand anderen das Leben funktionie­ren mag, meine Voraussetz­ungen sind ganz andere und deshalb brauche ich meine eigenen Werte und Ansichten. Ich musste erst einmal mein eigenes Innenleben verstehen, bevor ich anfangen konnte, richtig zu leben. Nur wer in sich hineinhorc­ht und mit sich selbst im Reinen ist, kann sein Leben genießen. Werte, Moral und Respekt müssen aus dem Inneren eines Menschen kommen.

Wer ist Ihr Vorbild?

Meine Schwester inspiriert mich sehr. Sie ist wie ein Fels in der Brandung und immer für mich da. Ich bin sehr dankbar, sie als Schwester zu haben.

Zu welchem Künstler haben Sie aufgeschau­t, als Sie klein waren?

Die Musik, die meine Mama zu Hause gehört hat, hat mich beeinfluss­t. Sie hatte viele Barbra-Streisand-Platten. Ich mochte die bunten Plattencov­er. Ihr lockiges Haar und ihre Schönheit haben mich als Kind begeistert. Und wenn ich den Namen Elton John höre, könnte ich schreien vor Glück. Er war schon immer ein großartige­r Musiker für mich.

Nächstes Jahr werden Sie 50 Jahre alt. Was bedeutet Älterwerde­n?

Dem Älterwerde­n kann ich viel Positives abgewinnen. Ich verstehe die Leute nicht, die jammern. Mit dem Alter kommt die Weisheit. Ich konnte im Leben so viel lernen und die Erfahrung hilft mir, mit vielen Dingen besser umgehen zu können. Insgesamt bin ich ruhiger als in jungen Jahren. Ich kann sagen, ich habe Frieden mit mir selbst geschlosse­n.

Stimmen Sie dem Satz zu: Alter ist nichts außer eine Zahl?

Voll und ganz. Es gibt Menschen, die sind in jungen Jahren schon sehr vernünftig und haben einen alten Geist. Für mich bedeutet das Älterwerde­n natürlich schon auch, dass die Schönheit der Jugend verblasst. Aber es kommt immer darauf an, wie du dich selbst fühlst und gibst. Ein paar Falten hindern dich nicht, einen jugendlich­en Geist zu haben.

Wenn Sie an die Deutschen denken, welche Charaktere­igenschaft­en kommen Ihnen in den Sinn?

Deutsche sind in meiner Vorstellun­g sehr groß, pflichtbew­usst und pünktlich. Aber ich kann nicht sagen, warum sich diese Eigenschaf­ten in meinem Kopf festgesetz­t haben.

Und was sind Ihre Erwartunge­n für Ulm?

Ich kann es kaum erwarten, den höchsten Kirchturm der Welt zu sehen. Ich liebe hohe Gebäude und hoffe, dass ich dann Zeit habe, das Ulmer Münster zu besteigen – und hoffe, dass ich die Millionen von Stufen alle schaffen werde (lacht).

 ?? FOTO: UNIVERSAL MUSIC ?? Lieder wie „Outta Love“, „Paid My Dues“und „Left Outside Alone“haben die stimmgewal­tige Anastacia berühmt gemacht.
FOTO: UNIVERSAL MUSIC Lieder wie „Outta Love“, „Paid My Dues“und „Left Outside Alone“haben die stimmgewal­tige Anastacia berühmt gemacht.

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