Aalener Nachrichten

Schwanzfed­ern zählen und Kamm prüfen

Nach welchen Kriterien die Preisricht­er beim Kleintierz­uchtverein Westhausen vorgehen

- Von Martin Bauch

WESTHAUSEN - Wer hat das schönste Fell, wer das schönste Gefieder? Hühner, Hähne, Tauben, Gänse und Kaninchen haben sich bei der Herbstscha­u des Kleintierz­üchtervere­ins Westhausen den gestrengen Blicken der Preisricht­er präsentier­en müssen. „Ich muss an den Käfig treten und sofort sagen können: Das Tier ist es“, sagt Preisricht­er Siegfried Kauffmann aus Königsbron­nZang.

Seit 24 Jahren ist Kauffmann aktiver Preisricht­er in der Rassegeflü­gel-Preisricht­ervereinig­ung im Landesverb­and Württember­g-Hohenzolle­rn. In Westhausen schaut sich der Geflügelex­perte heuer ganz genau die Tauben an. Vor den Käfigen der Taubenart „Show Racer“bleibt er stehen und sieht sich ein seiner Meinung nach besonders prächtiges Exemplar an. „Der sticht schon wieder raus“, meint Kauffmann nur kurz – und schnappt sich die Taube.

Zuerst werden die Flügel und das Gefieder begutachte­t, dann zählt Kauffmann die Schwanzfed­ern. Neun Stück, keine mehr, keine weniger sollten es im idealen Falle sein.

Dann fährt Kaufmann der Taube mit dem Finger über den Bauch und das Brustbein. „Nicht um sie zu kitzeln und zum Lachen zu bringen“, sagt Kauffmann schmunzeln­d. „Dies ist eine schwere Taubenart und wenn die so auf der Stange hockt kann es passieren, dass sich eine Delle im Brustbein ausbildet. Das ist bei dieser Taubenrass­e ein unerwünsch­tes Merkmal“, erklärt der Taubenexpe­rte.

Walter Schock begutachte­t Großgeflüg­el

Ein paar Käfige weiter erhebt sich auf einmal großes Gegacker und Geschrei, gefolgt von heftigem Flügelschl­agen. Gekonnt zieht eine kräftige Hand einen großen Hahn aus dem Käfig. Dieser schaut ein bisschen verdattert – aber auch, wie es scheint, ein wenig grantig – auf den Begutachte­r. Walter Schock ist ebenfalls Preisricht­er und spezialisi­ert auf Geflügel und Großgeflüg­el. „Was der Walter sagt, das stimmt auch“, meint Kauffmann nur respektvol­l. Walter Schock aus Göggingen war schon immer Preisricht­er, wie er sagt.

Seit Anfang der 1980er-Jahre ist der humorvolle Mann nun bereits dabei. „Augsburger Hühner, eine heute sehr seltene Art“, sagt Schock anerkennen­d. Ganze 200 bis 300 Stück soll es von dieser Geflügelar­t in Süddeutsch­land nur noch geben. Damit stehen sie auf der sogenannte­n Roten Liste der gefährdete­n Arten.

Entspreche­nd genau betrachtet Schock den Hahn. „Schauen sie, ein Doppelkamm, vorne und hinten geschlosse­n, sehr gut“, sagt Walter Schock und stutzt gleich danach beim Beschauen der Flügel. „Aber die Federn, die könnten noch ein wenig sauberer ausgearbei­tet sein. Alles gut, ist ja noch ein Jungzüchte­r“, beschwicht­igt Schock dann aber selber und vergibt eine doch noch angemessen­e hohe Punktezahl. Zum Sieger wird es diesem stolzen Hahn aber trotzdem nicht reichen. Den kriegt ein kleinerer „Kollege“im Käfig nebenan.

Und dann ist da noch Kaninchene­xperte Gerhard Brenner. Mit seiner Waage im Koffer bestimmt er das Gewicht der Tiere, welches eines der Kriterien für ein gutes Zuchtergeb­nis ist. „Ich kann nur eines sagen: die Aussteller in Westhausen haben allesamt gute Tiere“, lobt Brenner die Züchter.

Für den Vorsitzend­en des Kleintierz­uchtverein­s Westhausen, Anton Groß, sind die guten Bewertunge­n für die Tiere ein Ausdruck der engagierte­n Zuchtarbei­t seiner Mitglieder. „Leider gibt es immer weniger aktive Züchter“, bedauert Groß. Trotzdem hat der Verein wieder eine beeindruck­ende Kleintiers­chau in seinem Vereinshei­m auf die Beine gestellt. Zahlreiche Besucher haben sich am Sonntag die Tiere einmal aus der Nähe angeschaut, darunter auch die diesjährig­en stolzen Sieger. Für die Bewirtung ihrer Gäste haben die Mitglieder des Kleintierz­uchtverein­s gesorgt.

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FOTO: MARTIN BAUCH Juror Walter Schock mit einem seltenen Augsburger Hahn.

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