Schwanzfedern zählen und Kamm prüfen
Nach welchen Kriterien die Preisrichter beim Kleintierzuchtverein Westhausen vorgehen
WESTHAUSEN - Wer hat das schönste Fell, wer das schönste Gefieder? Hühner, Hähne, Tauben, Gänse und Kaninchen haben sich bei der Herbstschau des Kleintierzüchtervereins Westhausen den gestrengen Blicken der Preisrichter präsentieren müssen. „Ich muss an den Käfig treten und sofort sagen können: Das Tier ist es“, sagt Preisrichter Siegfried Kauffmann aus KönigsbronnZang.
Seit 24 Jahren ist Kauffmann aktiver Preisrichter in der Rassegeflügel-Preisrichtervereinigung im Landesverband Württemberg-Hohenzollern. In Westhausen schaut sich der Geflügelexperte heuer ganz genau die Tauben an. Vor den Käfigen der Taubenart „Show Racer“bleibt er stehen und sieht sich ein seiner Meinung nach besonders prächtiges Exemplar an. „Der sticht schon wieder raus“, meint Kauffmann nur kurz – und schnappt sich die Taube.
Zuerst werden die Flügel und das Gefieder begutachtet, dann zählt Kauffmann die Schwanzfedern. Neun Stück, keine mehr, keine weniger sollten es im idealen Falle sein.
Dann fährt Kaufmann der Taube mit dem Finger über den Bauch und das Brustbein. „Nicht um sie zu kitzeln und zum Lachen zu bringen“, sagt Kauffmann schmunzelnd. „Dies ist eine schwere Taubenart und wenn die so auf der Stange hockt kann es passieren, dass sich eine Delle im Brustbein ausbildet. Das ist bei dieser Taubenrasse ein unerwünschtes Merkmal“, erklärt der Taubenexperte.
Walter Schock begutachtet Großgeflügel
Ein paar Käfige weiter erhebt sich auf einmal großes Gegacker und Geschrei, gefolgt von heftigem Flügelschlagen. Gekonnt zieht eine kräftige Hand einen großen Hahn aus dem Käfig. Dieser schaut ein bisschen verdattert – aber auch, wie es scheint, ein wenig grantig – auf den Begutachter. Walter Schock ist ebenfalls Preisrichter und spezialisiert auf Geflügel und Großgeflügel. „Was der Walter sagt, das stimmt auch“, meint Kauffmann nur respektvoll. Walter Schock aus Göggingen war schon immer Preisrichter, wie er sagt.
Seit Anfang der 1980er-Jahre ist der humorvolle Mann nun bereits dabei. „Augsburger Hühner, eine heute sehr seltene Art“, sagt Schock anerkennend. Ganze 200 bis 300 Stück soll es von dieser Geflügelart in Süddeutschland nur noch geben. Damit stehen sie auf der sogenannten Roten Liste der gefährdeten Arten.
Entsprechend genau betrachtet Schock den Hahn. „Schauen sie, ein Doppelkamm, vorne und hinten geschlossen, sehr gut“, sagt Walter Schock und stutzt gleich danach beim Beschauen der Flügel. „Aber die Federn, die könnten noch ein wenig sauberer ausgearbeitet sein. Alles gut, ist ja noch ein Jungzüchter“, beschwichtigt Schock dann aber selber und vergibt eine doch noch angemessene hohe Punktezahl. Zum Sieger wird es diesem stolzen Hahn aber trotzdem nicht reichen. Den kriegt ein kleinerer „Kollege“im Käfig nebenan.
Und dann ist da noch Kaninchenexperte Gerhard Brenner. Mit seiner Waage im Koffer bestimmt er das Gewicht der Tiere, welches eines der Kriterien für ein gutes Zuchtergebnis ist. „Ich kann nur eines sagen: die Aussteller in Westhausen haben allesamt gute Tiere“, lobt Brenner die Züchter.
Für den Vorsitzenden des Kleintierzuchtvereins Westhausen, Anton Groß, sind die guten Bewertungen für die Tiere ein Ausdruck der engagierten Zuchtarbeit seiner Mitglieder. „Leider gibt es immer weniger aktive Züchter“, bedauert Groß. Trotzdem hat der Verein wieder eine beeindruckende Kleintierschau in seinem Vereinsheim auf die Beine gestellt. Zahlreiche Besucher haben sich am Sonntag die Tiere einmal aus der Nähe angeschaut, darunter auch die diesjährigen stolzen Sieger. Für die Bewirtung ihrer Gäste haben die Mitglieder des Kleintierzuchtvereins gesorgt.