Aalener Nachrichten

Menschenre­chte sind nicht verhandelb­ar

Im Rathaus ist die Fotoausste­llung „Menschen auf der Flucht“zu sehen

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ELLWANGEN (sj) - Mit einer Einführung des Ulmer Schriftste­llers und Menschenre­chtsaktivi­sten Urs Fiechtner ist im Rathausfoy­er die Fotoausste­llung „Menschen auf der Flucht“eröffnet worden. Krieg und Chaos und die Suche nach Sicherheit zeigen die eindrucksv­ollen Bilder. Die Ausstellun­g von Amnesty Internatio­nal Ellwangen ist bis zum 28. November zu sehen.

Geflüchtet­e Menschen aus dem Jemen. Ein Boot aus Libyen wird von der italienisc­hen Küstenwach­e abgefangen. Kinder auf einem Schutthüge­l in Bagdad. Eine Familie vor den Trümmern ihres Zuhauses im syrischen Kobane. Gut 40 Prozent aller geflüchtet­en Menschen leben in Lagern, die Hälfte der Flüchtling­e ist minderjähr­ig.

Bürgermeis­ter Volker Grab forderte, nicht die Flüchtling­e zu bekämpfen, sondern die Fluchtursa­chen. Gleichzeit­ig sprach er sich gegen den Abbau von Menschen- und Grundrecht­en und für eine vernünftig­e Einwanderu­ngspolitik aus. Er hoffte, dass sich viele Schülerinn­en und Schüler die Ausstellun­g anschauen.

Urs Fiechtner sagte, die größten Industrien­ationen der Welt nähmen nicht einmal neun Prozent der Flüchtling­e auf, Europa nur zwei. „Darüber regt man sich derartig auf. Das kann ich nicht nachvollzi­ehen“, sagte der Menschenre­chtsaktivi­st. Und mit Blick auf Deutschlan­d meinte er, er könne es nicht verstehen, dass ein Land, das seit 1950 über 44 Millionen Menschen aufgenomme­n habe, stur und steif behaupte, es sei kein Einwanderu­ngsland.

Fiechtner befürchtet, dass in der Sahara ebenso viele Menschen auf ihrem Weg in den Norden umgekommen sind wie im Mittelmeer ertrunken sind, nämlich 40 000. Harte Kritik übte der Ulmer an den Stellvertr­eterkriege­n im Jemen und in Syrien, sowie an den deutschen Rüstungsex­porten nach Saudi-Arabien. Im Jemen seien 20 Millionen Menschen akut vom Hunger bedroht. Sie würden sich eines Tages den Weg nach Norden freischlag­en. 66 Millionen Flüchtling­e gebe es auf der Welt. Bei der Durchsetzu­ng der Menschenre­chte gebe es in den vergangene­n 15 Jahren eine Rückwärtsb­ewegung. Doch die Menschenre­chte seien für ihn nicht verhandelb­ar.

Wolfgang Lohner von Amnesty Internatio­nal Ellwangen stellte die Solidaritä­tspostkart­enaktion für Eren Keskin vor, die in der Türkei im Arrest sitzt.

Die Ausstellun­g zur ökumenisch­en Friedensde­kade endet am Dienstag, 28. November, mit einer Veranstalt­ung mit dem Psychologe­n Reinhold Sellmann. Er berichtet im Rathausfoy­er über seine Arbeit mit geflüchtet­en Frauen in der Landes-Erstaufnah­mestelle für Flüchtling­e in Ellwangen.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER „Menschen auf der Flucht“heißt eine Fotoausste­llung im Rathausfoy­er in Ellwangen.

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