„Die Hauptleidtragenden sind die Schäfer“
Ausgleichszulagen für benachteiligte Böden fallen weg – Bauernverband: keine Existenzgefahr
ELLWANGEN-SCHREZHEIM - Die Neuregelung der Ausgleichszulagen für die Landwirtschaft trifft zahlreiche Betriebe auf der Ostalb. Die EU legt ab 2019 neue Kriterien dafür an, welche Gebiete als benachteiligt gelten. Nur landwirtschaftliche Betriebe in diesen Regionen können Ausgleichszahlungen bekommen. Der Vorsitzende des Bauernverbandes Ostalb, Hubert Kucher aus Schrezheim, bedauert die Entscheidung. Die meisten Betreibe sieht er aber nicht in ihrer Existenz bedroht.
„Es ist immer ein Ärgernis, wenn Gelder wegfallen“, sagt Kucher und erläutert, warum die Betriebe auf der Ostalb von der neuen Regelung aus Brüssel betroffen sind. Bisher seien die Ausgleichszulagen an sogenannte Bodenklassen angelehnt gewesen. Die Ausgleichszahlungen hätten sich nach der Ertragskraft des Bodens bemessen. „Wenn man einen schlechten Boden hatte, ist man in den Genuss der Zulage gekommen“, sagt Kucher. Nach den bisherigen Kriterien galt praktisch der komplette Ostalbkreis als benachteiligtes Gebiet.
Für die meisten Betriebe nicht existenzgefährdend
Diese Einteilung, die zum Teil noch auf die Reichsbodenschau aus den Dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zurückgeht, ändert sich jetzt. Es gelten neue Kriterien, etwa steile Hänge: „Je stärker das Gelände geneigt ist, desto mehr wird gefördert.“Auch sandige Böden, die das Wasser nicht halten, werden nun als benachteiligt betrachtet und könnten Fördergelder erhalten.
Viele Flächen im Ostalbkreis erfüllten deshalb nicht mehr die Voraussetzungen für die Ausgleichszahlung, erläutert der Bauernverbandsvorsitzende. Der Verband habe zwar versucht, sich gegen die Entscheidung zu stemmen. „Aber das ist eine politische Entscheidung, die in Brüssel gefallen ist. Dagegen konnten wir relativ wenig machen.“
Kucher will aber nicht „in das große Klagelied einstimmen“. Ackerland sei schon seit einiger Zeit aus der Ausgleichszulage herausgefallen. Zuletzt sei praktisch nur noch Grünland gefördert worden. Grünland sind Flächen, auf denen hauptsächlich Gras wächst und die beweidet oder für die Heu- oder Silageernte genutzt werden. „Die Schäfer sind die Hauptleidtragenden“, sagt Kucher, denn die Förderung sei für diesen Landwirtschaftszweig sehr wichtig. Irmgard Stock von der Schäferei Stock in Haisterhofen bestätigt: „Ohne Ausgleichszahlungen sind wir nicht existenzfähig.“
Auch kleinere Betriebe mit einem hohen Anteil von Grünland könnten stark betroffen sein, sagt der Vorsitzende des Bauernverbandes Ostalb. „Für den normalen Betrieb ist das aber nicht existenzbedrohend“, zeigt sich Kucher überzeugt. Bei einem Milchviehbetrieb etwa sei letztlich die Höhe des Milchpreises für die Existenz entscheidend. Die Ausgleichszulage falle nicht so sehr ins Gewicht. Immerhin werde durch die Neuregelung wieder Ackerland gefördert. „Wichtig ist, dass das Geld der Landwirtschaft erhalten bleibt.“