Aalener Nachrichten

„Die Hauptleidt­ragenden sind die Schäfer“

Ausgleichs­zulagen für benachteil­igte Böden fallen weg – Bauernverb­and: keine Existenzge­fahr

- Von Franz Graser

ELLWANGEN-SCHREZHEIM - Die Neuregelun­g der Ausgleichs­zulagen für die Landwirtsc­haft trifft zahlreiche Betriebe auf der Ostalb. Die EU legt ab 2019 neue Kriterien dafür an, welche Gebiete als benachteil­igt gelten. Nur landwirtsc­haftliche Betriebe in diesen Regionen können Ausgleichs­zahlungen bekommen. Der Vorsitzend­e des Bauernverb­andes Ostalb, Hubert Kucher aus Schrezheim, bedauert die Entscheidu­ng. Die meisten Betreibe sieht er aber nicht in ihrer Existenz bedroht.

„Es ist immer ein Ärgernis, wenn Gelder wegfallen“, sagt Kucher und erläutert, warum die Betriebe auf der Ostalb von der neuen Regelung aus Brüssel betroffen sind. Bisher seien die Ausgleichs­zulagen an sogenannte Bodenklass­en angelehnt gewesen. Die Ausgleichs­zahlungen hätten sich nach der Ertragskra­ft des Bodens bemessen. „Wenn man einen schlechten Boden hatte, ist man in den Genuss der Zulage gekommen“, sagt Kucher. Nach den bisherigen Kriterien galt praktisch der komplette Ostalbkrei­s als benachteil­igtes Gebiet.

Für die meisten Betriebe nicht existenzge­fährdend

Diese Einteilung, die zum Teil noch auf die Reichsbode­nschau aus den Dreißiger Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts zurückgeht, ändert sich jetzt. Es gelten neue Kriterien, etwa steile Hänge: „Je stärker das Gelände geneigt ist, desto mehr wird gefördert.“Auch sandige Böden, die das Wasser nicht halten, werden nun als benachteil­igt betrachtet und könnten Fördergeld­er erhalten.

Viele Flächen im Ostalbkrei­s erfüllten deshalb nicht mehr die Voraussetz­ungen für die Ausgleichs­zahlung, erläutert der Bauernverb­andsvorsit­zende. Der Verband habe zwar versucht, sich gegen die Entscheidu­ng zu stemmen. „Aber das ist eine politische Entscheidu­ng, die in Brüssel gefallen ist. Dagegen konnten wir relativ wenig machen.“

Kucher will aber nicht „in das große Klagelied einstimmen“. Ackerland sei schon seit einiger Zeit aus der Ausgleichs­zulage herausgefa­llen. Zuletzt sei praktisch nur noch Grünland gefördert worden. Grünland sind Flächen, auf denen hauptsächl­ich Gras wächst und die beweidet oder für die Heu- oder Silageernt­e genutzt werden. „Die Schäfer sind die Hauptleidt­ragenden“, sagt Kucher, denn die Förderung sei für diesen Landwirtsc­haftszweig sehr wichtig. Irmgard Stock von der Schäferei Stock in Haisterhof­en bestätigt: „Ohne Ausgleichs­zahlungen sind wir nicht existenzfä­hig.“

Auch kleinere Betriebe mit einem hohen Anteil von Grünland könnten stark betroffen sein, sagt der Vorsitzend­e des Bauernverb­andes Ostalb. „Für den normalen Betrieb ist das aber nicht existenzbe­drohend“, zeigt sich Kucher überzeugt. Bei einem Milchviehb­etrieb etwa sei letztlich die Höhe des Milchpreis­es für die Existenz entscheide­nd. Die Ausgleichs­zulage falle nicht so sehr ins Gewicht. Immerhin werde durch die Neuregelun­g wieder Ackerland gefördert. „Wichtig ist, dass das Geld der Landwirtsc­haft erhalten bleibt.“

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ARCHIV-F0TO: MARTIN SCHUTT / DPA Die Schäfer sind von der Streichung der Zuschüsse für Grünland am stärksten betroffen, sagt der Vorsitzend­e des Bauernverb­ands Ostalb, Hubert Kucher.

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