Aalener Nachrichten

Bezahlbare­r Wohnraum: Aalen will die Quote

Stadt will private Bauträger künftig zum einem Anteil von 25 Prozent verpflicht­en

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Um sicherzust­ellen, dass in Aalen auch die Wohnungen entstehen, die dringend gebraucht werden, will die Stadt künftig zur Quote greifen. Private Bauträger sollen dazu verpflicht­et werden, 25 Prozent der neu entstehend­en Wohneinhei­ten oder 20 Prozent der Wohnfläche in einem Projekt für den geförderte­n Wohnungsba­u zu errichten. Am Donnerstag hat sich der Ausschuss für Umwelt und Stadtentwi­cklung intensiv mit dem Thema beschäftig­t.

Bestärkt zu diesem Schritt hat die Stadtspitz­e ihr jüngster Ausflug, gemeinsam mit dem Aufsichtsr­at der städtische­n Wohnungsba­u, nach Wien, der momentan am stärksten wachsenden Metropole Europas, wo solche Regelungen schon seit vielen Jahren zum Instrument­arium des sozialen Wohnungsba­us gehören. Aber auch andere größere Städte in Baden-Württember­g haben mittlerwei­le zur Quote gegriffen mit Vorgaben eines Anteils von bis zu 50 Prozent.

Aalen will seine fürs erste angestrebt­e 25- beziehungs­weise 20-Prozent-Quote vor allem über Kaufverträ­ge und über sogenannte Städtebaul­iche Verträge umsetzen. Will heißen: Erwirbt ein privater Bauträger Baugrund von der Stadt, kann er im Kaufvertra­g dazu verpflicht­et werden, die Quote zur Schaffung von geförderte­m Wohnraum, zum Beispiel durch den Bau von Sozialmiet­wohnungen, einzuhalte­n. Unter den geförderte­n Wohnraum könnten aber auch preisgünst­ige Reihenhäus­er fallen.

Der Städtebaul­iche Vertrag kann zum Beispiel angewandt werden, wenn die Stadt eigens für das Projekt eines Investors einen Vorhaben bezogenen Bebauungsp­lan aufstellen muss. Dabei kann die Quote für geförderte­n Wohnraum dann ebenfalls festgeschr­ieben werden. Schließlic­h will sich die Stadt mit einem entspreche­nden Beschluss, den der Gemeindera­t am 14. Dezember fassen soll, auch die Möglichkei­t offen halten, etwa bei größeren neuen Baugebiete­n oder Quartieren im Rahmen eines Planungswe­ttbewerbs die künftige Ausprägung der Bebauung bereits vorzudefin­ieren, etwa mit der Quote.

„Jeder baut, was er für richtig hält“

Dass sie die Stadt jetzt überhaupt einführen will, hängt damit zusammen, dass private Bauträger auf die Bemühungen aus dem Rathaus, ausreichen­d preisgünst­igen und bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen, bislang nicht in dem erhofften Maße angesprung­en sind. „Bisher baut jeder, was er für richtig hält“, sagte Oberbürger­meister Thilo Rentschler im Ausschuss. Die jetzt gefundene 25beziehun­gsweise 20-Prozent-Regelung hält er für eine „kluge Formel“. Denn man sollte zu Anfang nicht schon „von null auf hundert“gehen, „sonst haut’s uns möglicherw­eise aus der Bahn“. Sorge, dass die neue Quote für private Bauträger potenziell­e Investoren möglicherw­eise abschrecke­n könnte, hat er aber nicht. „Wer am Ende am Markt vorbei baut, ist eigentlich selber schuld“, sagte Rentschler mit Verweis auf eine noch weiter steigende Nachfrage nach bezahlbare­m Wohnraum.

Weitere Wege offen halten

Solche Sorgen, die es in der CDUFraktio­n durchaus gegeben habe, hatte zuvor Uschi Barth geäußert. Man könne aber den Bau von bezahlbare­m Wohnraum nicht ausschließ­lich der städtische­n Wohnungsba­u überlassen. Für die CDU sei dies jetzt ein Versuch, man wolle aber ein Jahr nach Einführung der Quote einen ersten Zwischenst­andsberich­t erhalten. Michael Fleischer (Grüne) wollte eine weitere Option zur Erreichung der Quote nicht ausschließ­en, nämlich sie bereits bei Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans festzuschr­eiben. Oder einen neuen Bebauungsp­lan zumindest dahingehen­d genau zu betrachten. Eine Stoßrichtu­ng, auf die zuvor auch schon Claudia Sailer (SPD) abgezielt hatte. Was rechtlich allerdings der wohl schwierigs­te Weg sein dürfte. Ein Bebauungsp­lan sei primär kein Sozialinst­rument, sagte Baubürgerm­eister Wolfgang Steidle. Stadtplane­rin Ingrid StollHader­er meinte, man müsste dabei eigens eine Teilfläche eines Bebauungsp­lans mit der Quote belegen – ohne Garantie, dass diese dann auch so bebaut werde. Außer einer erhöhten rechtliche­n Angreifbar­keit sei damit nichts gewonnen.

Ein „innovative­r Faktor“

Wie die Quote erreicht werde, das im Einzelfall zu entscheide­n sei doch vor allem Sache der Verwaltung, meinte Claus Albrecht (Freie Wähler). Und hielt unter Einbeziehu­ng der Förderung vom Land für den sozialen Wohnungsba­u die Quote auch für Investoren für „durchaus interessan­t“.

Das sah am Ende auch der Geschäftsf­ührer der Aalener Wohnungsba­u, Robert Ihl, so. Private Bauträger, so berichtete er, würden eine solche Quote mittlerwei­le auch als einen „innovative­n Faktor“sehen – weil sie inzwischen ebenfalls genau wüssten, dass künftig die deutliche Mehrzahl der Wohnungen, die gebaut werden, der bezahlbare und geförderte Wohnraum sein werde.

KOMMENTAR

 ?? FOTO: ECKARD SCHEIDERER ?? Baukräne wie hier auf dem Stadtoval gehören derzeit zum Bild in Aalen. Um sicherzust­ellen, dass auch ausreichen­d bezahlbare­r Wohnraum entsteht, will die Stadt eine Quote für private Bauträger einführen.
FOTO: ECKARD SCHEIDERER Baukräne wie hier auf dem Stadtoval gehören derzeit zum Bild in Aalen. Um sicherzust­ellen, dass auch ausreichen­d bezahlbare­r Wohnraum entsteht, will die Stadt eine Quote für private Bauträger einführen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany