Aalener Nachrichten

Frau Holle schlägt erstmals zu

Am Montag soll es bis zu zehn Zentimeter­n Neuschnee geben – Der Bauhof ist gerüstet

- Von Verena Schiegl

AALEN - Die Schneefang­zäune stehen, die Streusalzb­oxen sind gefüllt und die Mitarbeite­r des städtische­n Bau- und Grünfläche­nbetriebs stehen in den Startlöche­rn. Hatte Frau Holle bislang nur vereinzelt­e Flöckchen gen Erde geschickt, wurde es am Donnerstag auch in Aalen erstmals weiß. „Der erste winterlich­e Batzen, der der Ostalb dann zwischen fünf und zehn Zentimeter­n Schnee beschert, kommt am Montag“, sagt der Wetterexpe­rte der „Aalener Nachrichte­n“, Andy Neumaier.

Vor dem Winter ist Georg Fürst, Leiter des Bau- und Grünfläche­nbetriebs der Stadt Aalen, nicht bange. Die Vorbereitu­ngen auf die weiße Pracht laufen bereits seit Anfang Oktober. Die 305 Streusalzb­oxen im Stadtgebie­t sind gefüllt, die 2500 Schneeleit­pfähle bei Wirtschaft­s-, Fuß- und Radwegen sind gesetzt und die Schneefang­zäune an bestimmten Ortsverbin­dungsstraß­en stehen bereits in Reih und Glied. Auch die Großfahrze­uge des Bauhofs sind gewartet, neu eingestell­t und mit Streuer und Pflug ausgestatt­et und die Dienstplän­e und Bereitscha­ften gemacht. An strengen Wintertage­n sind täglich 70 Mitarbeite­r in einem ZweiSchich­t-Betrieb im Einsatz, sagt Fürst. Für den Winterdien­st, für den die Stadt Aalen jährlich zwischen 1,1 und 1,2 Millionen Euro im Haushalt einstellt, stehen zwölf große Räum- und Streufahrz­euge zur Verfügung sowie sieben kleine, mit denen vor allem Geh- und Radwege sowie öffentlich­e Plätze vom Schnee befreit werden.

Salz musste die Stadt Aalen in diesem Sommer nicht bestellen. Da der Winter im vergangene­n Jahr nicht sonderlich heftig gewesen sei, sei noch einiges an Streusalz übrig geblieben, „das wir im Februar noch bestellt haben“, sagt Fürst. Insgesamt seien im Winter 2016/2017 zwischen 800 und 1000 Tonnen Streusalz verbraucht worden. In einem richtig strengen Winter seien dies 1000 Tonnen mehr. 560 Tonnen Streusalz sind im Bauhof gebunkert. Dazu kommen 30 000 Liter Salzlauge und 400 Tonnen Lavagranul­at. Mit je 100 Tonnen Streusalz ausgestatt­et sind zudem die Silos in Ebnat und Unterkoche­n. Damit es nicht zu einem Engpass kommt, sind zusätzlich 200 Tonnen Salz als Reserve in einem Lose-Lager deponiert, erzählt Fürst.

Ab vier Uhr in den Startlöche­rn

Bei Bedarf rücken die Besatzunge­n im Stadtgebie­t täglich ab vier Uhr morgens aus. Geräumt werden muss bis zum Ende des Berufsverk­ehrs, also bis 20 Uhr. Es gibt aber auch Ausnahmen, sagt Fürst und denkt etwa an die Straßen zu den Limes-Thermen, die bis 22 Uhr von Eis und Schnee freigehalt­en werden müssen. Die neun Handräumko­lonnen seien ab 4.30 Uhr im Einsatz.

Erboste Anrufe der Bürger

„Sobald es schneit, steht unser Telefon nicht mehr still“, sagt Fürst. Und angesichts der eingehende­n Beschwerde­n und erbosten Anrufen sei die Arbeit nicht gerade vergnügung­ssteuerpfl­ichtig. Jeder Bürger erwarte, dass die Straße, in der er wohnt, als Erstes geräumt wird. „Bei starkem Schneefall können wir allerdings nicht überall gleichzeit­ig sein“, sagt Fürst. Priorität hätten zuerst alle Hauptstraß­en, Ortsdurchf­ahrten und Buslinien. Bei starkem Schneefall könnten ohnehin nur diese Flächen geräumt werden. Priorität zwei hätten dann weitere Sammelstra­ßen, die Zubringers­trecken zu den Wohngebiet­en und die Steilstrec­ken. Zu allerletzt kommen dann alle anderen Straßen, unter anderem in den Wohngebiet­en, dran. Fürst appelliert hier an die Anwohner, nur auf einer Seite zu parken. In kleinere Seitenstra­ßen oder Sackgassen sei es angesichts der Schneeberg­e und der auf beiden Seiten parkenden Autos schlichtwe­g nicht möglich, mit einem 3,20 Meter breiten Schneepflu­g hineinzufa­hren.

Neben schimpfend­en Bürgern gebe es immer wieder auch solche, die versuchen im Falle eines Unfalls gegenüber der Stadt Schadenser­satzansprü­che geltend zu machen. Deshalb seien alle zwölf Großfahrze­uge mit GPS ausgestatt­et. Diese Geräte dokumentie­ren gerichtsve­rwertbar, wann und wo ein Fahrzeug im Einsatz war und welche Menge an Salz gestreut worden ist. Auch die Handräumko­lonnen dokumentie­ren schriftlic­h, wann und wo sie geräumt haben, um auf Nummer sicher zu gehen, sagt Fürst.

Erstmals gefordert werden die Mitarbeite­r des Bauhofs laut des Wetterexpe­rten der „Aalener Nachrichte­n“, Andy Neumaier, am Montag. Wie hart der Winter letztlich für sie ausfällt, kann er noch nicht vorhersage­n. Allerdings sei sein Bauchgefüh­l, dass es zu Weihnachte­n hin wieder milder wird und der richtige Winter erst im Januar oder Februar auf der Ostalb Einzug hält. Bis dahin können die Bauhofmita­rbeiter aber nicht ihre Hände in den Schoß legen. Auch ohne Winterdien­st geht ihnen die Arbeit nicht aus. Statt Straßen zu räumen, werden dann Dinge nachgeholt, für die im Sommer keine Zeit geblieben ist, sagt Fürst und denkt an die Erneuerung von Feldwegen, die Reinigung von Flüssen, das Schneiden von Bäumen und die Pflege öffentlich­er Plätze. Ganz zu schweigen von der täglichen Müllbeseit­igung in der City. „Eine Aufgabe, die uns mehr als genug fordert.“

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