Nach wie vor keine Segnung Homosexueller
Dekan legt sich mit „evangelikalen Fundamentalisten“an
AALEN – Dass in der Synode der evangelischen Landeskirche keine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine kirchliche Amtshandlung als Konsequenz einer zivilrechtlichen Eheschließung homosexueller Paare zustande gekommen ist, treibt Dekan Ralf Drescher um. Und zwar so sehr, dass er auch vor deutlichen Worten nicht zurückschreckt und sagt, in dieser speziellen Frage habe sich seine Landeskirche als ernst zu nehmender Gesprächspartner disqualifiziert. Sie ist damit auch das Schlusslicht innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland, denn alle anderen Landeskirchen haben Regelungen zur Segnung Homosexueller
Er sei nicht wirklich enttäuscht, sagt Drescher auf Anfrage, denn angesichts der hohen Hürde einer Zwei-Drittel-Mehrheit in der Landessynode sei dies zu erwarten gewesen. Bedauerlich und tragisch sei aber, dass sich in dieser Entscheidung nicht der Mehrheitswille widerspiegele, der gesamtgesellschaftliche schon gleich gar nicht. Drescher: „So ist es eben. Aber die Entscheidung kann man ja 2019 ändern, wenn Kirchenwahlen sind“, sagt Drescher.
Angesichts der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung habe sich die Landeskirche jedoch in dieser Frage als ernst zu nehmender Gesprächspartner disqualifiziert. Das Bild, das die Kirche hier nach außen hin abgebe, sei aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in der Synode leider von „evangelikalen Fundamentalisten“geprägt. „Das ist umso bedauerlicher, als diese im Grunde eine Minderheit darstellen!“
Hinterzimmer-Diplomatie gescheitert
Daher, so Drescher weiter, sehe er an dieser Stelle die viel beschworene Hinterzimmer-Diplomatie in der Synode als gescheitert an. Dies sei umso bedauerlicher, als sich Landesbischof Otfried July, der Oberkirchenrat und viele Synodale bis zur Erschöpfung für die Segnung homosexueller Menschen und Paare eingesetzt hätten.
Er glaube aber nicht, dass es wegen dieser Entscheidung zu einem Bruch in der Landeskirche kommen werde. Drescher: „Zunächst ändert sich für die, die immer mit dem Bruch der Einheit gedroht haben, nichts, und die anderen werden weiter tapfer dafür kämpfen, dass diese unheilvolle Diskriminierung Homosexueller überwunden wird.“
Eine aufrichtige Seelsorge und gleichberechtigte Begleitung gleichgeschlechtlicher Paare werde durch diese Entscheidung jedoch zur Farce. Der Dekan: „Das bedaure ich zutiefst und schäme mich auch dafür!“
Selbstverständlich respektiere er jedoch die demokratisch zustande gekommene Entscheidung. Formal sei er auch daran gebunden. Er sei jedoch überzeugt, dass sich aus seelsorgerischen Gründen Mittel und Wege finden lassen bei der Begleitung Homosexueller. Dafür gebe es Beispiele.