Aalener Nachrichten

Bernhard Hengl organisier­t Hilfstrans­porte

Bis zu sieben Millionen Menschen hungern im Südsudan – Comboni-Missionar berichtet von sinnloser Gewalt

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN – Schätzungs­weise fünf bis sieben Millionen Menschen hungern im Südsudan. Ohne Lebensmitt­elhilfe wären sie dem Hungertod ausgesetzt. Einer, der sich für die Lebensmitt­elhilfe in diesem Kriegsland engagiert, ist Bruder Bernhard Hengl.

Der Comboni-Missionar hilft in den Gebieten, die für internatio­nale Hilfsorgan­isationen schwer zugänglich sind, besonders in den Buschund Sumpfgebie­ten. Der 61-Jährige organisier­t Hilfstrans­porte in diese abgelegene­n Zufluchtso­rte im Südsudan.

Immer wieder kommt es in dem jüngsten Staat der Welt zu schweren Kämpfen zwischen Regierungs­soldaten und Rebellentr­uppen und zu Massakern mit Tausenden von Toten. „Die Menschen im Südsudan leben in ständiger Angst, fliehen aus der Hauptstadt Juba, verschanze­n sich in ihren Häusern oder suchen Zuflucht in Kirchen“, schreibt Bernhard Hengl: „Wer irgendwo unterwegs ist, riskiert sein Leben, wird brutal zusammenge­schlagen oder mitgenomme­n.“

Zehntausen­de von Toten und Ströme von Flüchtling­en

Der Comboni-Missionar berichtet von zerbombten Häusern, Zehntausen­den von Toten und von Strömen von Flüchtling­en. Die Menschen seien gezeichnet von Angst. Angst vor der Willkür der Polizei und der Regierungs­soldaten, Angst vor den ständigen Überfällen und Schießerei­en, Angst vor grausamer Gewalt, Angst vor Flucht und Hunger. Die Nahrungsmi­ttelversor­gung sei katastroph­al.

An Lebensmitt­el zu gelangen, sei oft ein riskantes Unternehme­n. „Es geht mir durch und durch, wenn ich an die Verzweiflu­ng der Menschen denke, meist Mütter mit ihren Kindern, Alte, Kranke, die all dieser sinnlosen Gewalt schutzlos ausgeliefe­rt sind, oft ohne Nahrung“, schreibt Bernhard Hengl.

Zwei Millionen Menschen verstecken sich

Die Volksgrupp­e der Dinka um Präsident Salva Kiir steht der Volksgrupp­e der Nuer um den ehemaligen Vizepräsid­enten Riek Machar gegenüber. Etwa zwei Millionen Menschen verstecken sich im Busch und in den ausgedehnt­en Nilsümpfen Südsudans. Es sind vorwiegend Kinder, Mütter und alte Menschen.

Im Sudan hat der Gründer der Comboni-Missionare, Daniel Comboni, vor mehr als 150 Jahren seine missionari­sche Tätigkeit begonnen. Und auch heute lassen die Comboni-Missionare die Menschen im seit 2011 unabhängig­en und zu etwa 70 Prozent christlich­en Südsudan nicht im Stich. So schafft es Bruder Hengl, unter größten Herausford­erungen und Gefahren Lebensmitt­el zu den Menschen zu bringen.

Ziel: Medikament­e und Lebensmitt­el heranschaf­fen

Seit mehr als fünf Jahren ist Hengl als Projektkoo­rdinator im Südsudan tätig. In der Hauptstadt Juba betreut er drei große Projekte: die katholisch­e Universitä­t, das Priesterse­minar des Landes sowie ein Lehrer-Ausbildung­szentrum. Zusammen mit seinem einheimisc­hen Team versucht er, die Menschen mit Medikament­en zu versorgen und Lebensmitt­el heranzusch­affen.

Von Ellwangen aus in die Welt

Der gelernte Schreinerm­eister wurde am 19. März 1956 in Gankofen in der Oberpfalz geboren. Nach seiner Profess 1978 war er bis 1982 in Ellwangen tätig. Von 1983 bis 1993 leitete Bernhard Hengl in Gilgil in Kenia die polytechni­sche Schule.

Bis etwa 1995 war die Polytechni­k von Gilgil ein Muster missionari­scher Entwicklun­gsarbeit und galt als die beste ihrer Art in Kenia. Die Comboni-Missionare zogen sich 1999 zurück, die Schule wurde Einheimisc­hen übergeben. Ab 1993 war Bernhard Hengl wieder in Ellwangen, wo er ab 1996 für die Provinzver­waltung und die Missionspr­okura zuständig war.

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FOTO: COMBONI-MISSIONARE Bruder Bernhard Hengl von den Comboni-Missionare­n engagiert sich in der Nahrungsmi­ttelhilfe im Südsudan.

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