Bernhard Hengl organisiert Hilfstransporte
Bis zu sieben Millionen Menschen hungern im Südsudan – Comboni-Missionar berichtet von sinnloser Gewalt
ELLWANGEN – Schätzungsweise fünf bis sieben Millionen Menschen hungern im Südsudan. Ohne Lebensmittelhilfe wären sie dem Hungertod ausgesetzt. Einer, der sich für die Lebensmittelhilfe in diesem Kriegsland engagiert, ist Bruder Bernhard Hengl.
Der Comboni-Missionar hilft in den Gebieten, die für internationale Hilfsorganisationen schwer zugänglich sind, besonders in den Buschund Sumpfgebieten. Der 61-Jährige organisiert Hilfstransporte in diese abgelegenen Zufluchtsorte im Südsudan.
Immer wieder kommt es in dem jüngsten Staat der Welt zu schweren Kämpfen zwischen Regierungssoldaten und Rebellentruppen und zu Massakern mit Tausenden von Toten. „Die Menschen im Südsudan leben in ständiger Angst, fliehen aus der Hauptstadt Juba, verschanzen sich in ihren Häusern oder suchen Zuflucht in Kirchen“, schreibt Bernhard Hengl: „Wer irgendwo unterwegs ist, riskiert sein Leben, wird brutal zusammengeschlagen oder mitgenommen.“
Zehntausende von Toten und Ströme von Flüchtlingen
Der Comboni-Missionar berichtet von zerbombten Häusern, Zehntausenden von Toten und von Strömen von Flüchtlingen. Die Menschen seien gezeichnet von Angst. Angst vor der Willkür der Polizei und der Regierungssoldaten, Angst vor den ständigen Überfällen und Schießereien, Angst vor grausamer Gewalt, Angst vor Flucht und Hunger. Die Nahrungsmittelversorgung sei katastrophal.
An Lebensmittel zu gelangen, sei oft ein riskantes Unternehmen. „Es geht mir durch und durch, wenn ich an die Verzweiflung der Menschen denke, meist Mütter mit ihren Kindern, Alte, Kranke, die all dieser sinnlosen Gewalt schutzlos ausgeliefert sind, oft ohne Nahrung“, schreibt Bernhard Hengl.
Zwei Millionen Menschen verstecken sich
Die Volksgruppe der Dinka um Präsident Salva Kiir steht der Volksgruppe der Nuer um den ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar gegenüber. Etwa zwei Millionen Menschen verstecken sich im Busch und in den ausgedehnten Nilsümpfen Südsudans. Es sind vorwiegend Kinder, Mütter und alte Menschen.
Im Sudan hat der Gründer der Comboni-Missionare, Daniel Comboni, vor mehr als 150 Jahren seine missionarische Tätigkeit begonnen. Und auch heute lassen die Comboni-Missionare die Menschen im seit 2011 unabhängigen und zu etwa 70 Prozent christlichen Südsudan nicht im Stich. So schafft es Bruder Hengl, unter größten Herausforderungen und Gefahren Lebensmittel zu den Menschen zu bringen.
Ziel: Medikamente und Lebensmittel heranschaffen
Seit mehr als fünf Jahren ist Hengl als Projektkoordinator im Südsudan tätig. In der Hauptstadt Juba betreut er drei große Projekte: die katholische Universität, das Priesterseminar des Landes sowie ein Lehrer-Ausbildungszentrum. Zusammen mit seinem einheimischen Team versucht er, die Menschen mit Medikamenten zu versorgen und Lebensmittel heranzuschaffen.
Von Ellwangen aus in die Welt
Der gelernte Schreinermeister wurde am 19. März 1956 in Gankofen in der Oberpfalz geboren. Nach seiner Profess 1978 war er bis 1982 in Ellwangen tätig. Von 1983 bis 1993 leitete Bernhard Hengl in Gilgil in Kenia die polytechnische Schule.
Bis etwa 1995 war die Polytechnik von Gilgil ein Muster missionarischer Entwicklungsarbeit und galt als die beste ihrer Art in Kenia. Die Comboni-Missionare zogen sich 1999 zurück, die Schule wurde Einheimischen übergeben. Ab 1993 war Bernhard Hengl wieder in Ellwangen, wo er ab 1996 für die Provinzverwaltung und die Missionsprokura zuständig war.