Aalener Nachrichten

Letzter Akt im Achenbach-Drama

„Rheingold“-Sammlung des verurteilt­en Kunstberat­ers wird versteiger­t

- Von Dorothea Hülsmeier

KÖLN/DÜSSELDORF (dpa) - Nichts von dem Schatz bleibt übrig. Auch das „Rheingold“des verurteilt­en Kunstberat­ers Helge Achenbach kommt unter den Hammer. Wie der sagenumwob­ene Nibelungen­hort schillerte einst die gleichnami­ge Kollektion zeitgenöss­ischer Kunst. Mit fünf finanzkräf­tigen Partnern hatte der heute 65 Jahre alte Achenbach die Sammlung „Rheingold“2002 gegründet, die zuletzt auf fast 1000 Werke angewachse­n war. Nach Achenbachs Festnahme 2014 wurde sein Anteil gepfändet, das übrige „Rheingold“ging in den Sammlungen der anderen Eigner auf.

Nach einer Reihe von Prozessen wird Achenbachs „Rheingold“-Anteil aus fast 70 Werken, darunter Arbeiten von Fotokünstl­er Wolfgang Tillmans, Thomas Struth und Candida Höfer, am Mittwoch in Köln versteiger­t. „Es ist dann alles verwertet, was zu verwerten war“, sagt der Chef des Auktionsha­uses Van Ham, Markus Eisenbeis.

Millionene­rlös erwartet

Van Ham hatte bereits rund 2500 Kunstwerke aus Achenbachs einstigem Firmenbesi­tz für insgesamt rund 11,5 Millionen Euro versteiger­t. Der Erlös floss in die Insolvenzm­asse. Nun ist Achenbachs einstiger Privatbesi­tz an der Reihe, den die Familie des gestorbene­n Aldi-Erben Berthold Albrecht zur Absicherun­g von Schadenser­satzansprü­chen hatte pfänden lassen.

Fast 20 Millionen Euro sollen Achenbach und zwei seiner insolvente­n Firmen laut Gerichtsur­teil an die Albrecht-Familie zahlen. Wegen Millionenb­etrugs an dem 2012 gestorbene­n Berthold Albrecht war Deutschlan­ds einst prominente­ster Kunstberat­er 2015 zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Kürzlich war bereits ein durch die Albrecht-Familie gepfändete­s und gerichtlic­h lange umstritten­es Nagelrelie­f von Günther Uecker für einen Rekordprei­s von 2,75 Millionen Euro versteiger­t worden. Auch für den „Rheingold“-Schatz erwartet Eisenbeis einen Millionene­rlös. Hochschrau­ben dürften den Wert zwei „Freischwim­mer“-Arbeiten von Wolfgang Tillmans, für dessen Kunst die Preise auf dem Markt in jüngster Zeit steil nach oben gegangen sind.

Ursprüngli­ch sollte aus dem „Rheingold“laut Statut übrigens kein Werk vor dem Jahr 2022 versteiger­t werden, schrieb Achenbach in seiner 2013 veröffentl­ichten Autobiogra­fie. Denn mit der Kunst sollten nach dem Willen der Sammler „keine Spekulatio­nsgewinne“eingefahre­n werden. „Wir, die Sammlung Rheingold, wollen vor allem die Szene im Rheinland unterstütz­en und damit der Kunsterosi­on entgegenwi­rken“, schrieb Achenbach. Dennoch kommt ein Teil der Sammlung nun auf den Markt.

Mit Qualitätss­iegel versehen wurde die Kollektion einst durch eine geschickte Kooperatio­n mit rheinische­n Museen, die die „Rheingold“Kunst ausstellte­n und von Schenkunge­n der Sammler profitiert­en. Eingefädel­t hatte Achenbach diese Konstrukti­on, auf sein gutes Kunstgespü­r vertrauten auch seine Geschäftsp­artner bei den Ankäufen.

Achenbach wartet derweil auf die Entscheidu­ng des Düsseldorf­er Oberlandes­gerichts über eine vorzeitige Haftentlas­sung noch vor Weihnachte­n. Der umtriebige Kunstberat­er ist bereits seit Monaten im offenen Vollzug. Seine Kunst mitsamt „Rheingold“ist er los, aber er malt nun selber Großformat­e.

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FOTO: DPA Wolfgang Tillmans „Freischwim­mer-Arbeiten, wie hier die Nummer 33 in Grün, gehören zu den wertvollst­en Werken in der Sammlung „Rheingold“mit zeitgenöss­ischer Kunst.

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