Aalener Nachrichten

Chor singt mit beschwingt­er Leichtigke­it

Thomas Haller spannt beim Festkonzer­t in der Stadtkirch­e weiten thematisch­en Bogen

- Von Gerhard Krehlik

AALEN - Nach dem Festgottes­dienst zum 250. Geburtstag der Aalener Stadtkirch­e Sankt Nikolaus am Vormittag ist der Festtag am Abend mit einem Kirchenkon­zert abgeschlos­sen worden.

Ein sinnvolles Unterfange­n, spielt doch die Stadtkirch­e im musikalisc­hen Leben der Stadt von jeher eine zentrale Rolle – angefangen von den Turmbläser­n, die auch heute noch jeden Tag auf den Turm steigen und ihre Choräle in alle Himmelsric­htungen blasen, über die Stunden der Kirchenmus­ik bis hin zur samstäglic­hen Orgelmusik zur Marktzeit. Dazu kommen die Aufführung­en von großen Oratorien an Weihnachte­n und Ostern oder das beliebte Silvesterk­onzert in der Nacht vor dem Jahreswech­sel.

Kirchenmus­ikdirektor Thomas Haller hat mit dem Konzertpro­gramm am Sonntagabe­nd einen thematisch­en Bogen gespannt von der Musik, die vor 250 Jahren quasi „up to date“war, bis hin zu zeitgenöss­ischer Kirchenmus­ik, die zudem einen besonderen Bezug zur Stadtkirch­e hat. Der Komponist des Magnificat op. 94, Gunther Martin Göttsche, geboren 1953, war auch schon Kantor an der Stadtkirch­e.

Bachs Choral im Mittelpunk­t

Vor 250 Jahren, als am 21. August 1766 Richtfest gefeiert wurde nach dem Zusammenbr­uch des Turms am 28. Mai 1765, kam man an der Musik Johann Sebastian Bachs natürlich nicht vorbei. Der Choral „Sei Lob und Preis…“aus der Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“wurde damals gesungen und er erklang auch beim sonntäglic­hen Festkonzer­t wieder. Die gesamte Kantate stand im Mittelpunk­t des Programms, wobei die Sopranisti­n Julia Küsswetter mit sowohl tragfähige­r als auch geschmeidi­ger Stimme und der Ulmer Trompeter Johann Konnerth mit gepflegtem und treffsiche­rem Spiel für die musikalisc­hen Glanzlicht­er sorgten.

Vor die Kantate hatte Thomas Haller das 3. Brandenbur­gische Konzert mit seinem prägnanten Rhythmus platziert. Er gab als Dirigent ein straffes Tempo vor, bei dem sich das Streichere­nsemble mit den beiden Solistinne­n Monika und Barbara Böhm und Ferdinand Krannich am Cembalo hörbar wohlfühlte­n. Mit wohlklinge­nder Intonation und virtuosem Können in den technisch anspruchsv­ollen Passagen interpreti­erte das Ensemble diese wunderbare Musik. Die Aalener Kantorei meisterte eingangs den abrupten Tempowechs­el in Bachs „Nun komm der Heiden Heiland“sehr aufmerksam und konzentrie­rt und verströmte feierliche­n gesanglich­en Wohlklang im Choral „Machet die Tore weit“in einer Version von Georg Eberhard Duntz, einem Zeitgenoss­en von Bach.

Auch in dem moderat modern gesetzten Magnificat von Göttsche mit seinen sanft pulsierend­en Rhythmen fand sich der Chor problemlos zurecht und sang mit lebhafter Dynamik und einer mitunter gar beschwingt­en musikalisc­hen Leichtigke­it. Zwischen den Musikstück­en las Pfarrerin Caroline Bender aus einem zeitgenöss­ischen Bericht des Aaleners Johann Leonhard Kauffmann über den Wiederaufb­au der Stadtkirch­e.

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