Leben und lernen unter einem Dach
In der europäischen Ausbildungsakademie sind schon die ersten Jugendlichen
ELLWANGEN - Der Baubescheid für die europäische Ausbildungs- und Transferakademie ist da. Zum Kalten Markt 2020 soll der Umbau des ZBaus auf dem Kasernengelände abgeschlossen sein. Aber schon jetzt werden die ersten Teilnehmer auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Nach einer Gruppe Spanier lernen derzeit zehn junge Flüchtlinge Deutsch.
Welche Qualifikationen die Eata anbietet, hängt davon ab, wo der Bedarf ist. Bei den zehn Flüchtlingen, die gerade in der Kaserne leben und lernen, ist der Bedarf klar: Deutsch lernen. Wollen sie eine Ausbildung machen oder gar studieren, müssen sie die Sprache können. Nur dann verstehen sie die Sicherheitshinweise in der Firma oder kommen in der Berufsschule mit. Es ist gar nicht so leicht, die jungen Leute bei der Stange zu halten, sagt Dorothea Ewers vom Kolping-Bildungswerk, das die Akademie betreibt. Viele würden am liebsten sofort anfangen zu arbeiten. Da brauchen die Lehrer Überzeugungskraft, um die Motivation hoch zu halten.
Der Bedarf bei den Spaniern, die über das Programm Mobipro der EU zur Eata gekommen sind, war anders. Sie hatten den Deutsch-Kurs in Spanien schon hinter sich, viele auch schon eine Ausbildung. In Ellwangen haben sie sich Qualifikationen für den Beruf erarbeitet, Schnupperpraktika gemacht und ihre Sprachkenntnisse verfeinert. Inzwischen haben die meisten eine Ausbildung angefangen oder sich einen Job gesucht. Schön für’s Hotel- und Gaststättengewerbe: Die Gastronomie steht bei den jungen Spaniern hoch im Kurs.
Mit den Freunden aus dem Sprachkurs
Das Besondere am Programm Mobipro, das inzwischen ausgelaufen ist, war der Sprachkurs im Heimatland. Immerhin ist es ein gewaltiger Schritt, das Zuhause, die Freunde und die Familie zu verlassen und ins kalte Ellwangen zu ziehen. Bei Mobipro kommen die Jugendlichen nicht alleine, sondern gemeinsam mit den Freunden aus dem Sprachkurs.
Warum die Jugendlichen gerade in den Ostalbkreis gehen sollen, ist für Ewers ganz einfach zu beantworten: Hier gibt’s Arbeit. Wer in der einen Firma nicht klar kommt, kann meist kurz darauf in einer anderen anfangen. Das hat sie auch den spanischen Lehrern erklärt. Genau das ist auch die Idee hinter der Ausbildungsakademie: Jugendlichen ohne Arbeit hierher zu holen, wo es Arbeit gibt, aber die Menschen fehlen, die sie machen sollen.
Das Theorie, Praxis und Wohnen bei der Akademie unter einem Dach sind, macht sie einzigartig, findet Ewers. Was die Jugendliche hier lernen, hängt ganz vom Programm ab und den verschiedenen Fördermöglichkeiten.
Für Dorothea Ewers ist die Eata eine Plattform, auf der sich viele Dinge anbieten lassen. Das können Deutsch-Kurse sein samt Stunden mit Berufsvorbereitung, dazu gehören aber auch die Hilfe bei der Wohnungssuche, wenn die Jugendlichen im zweiten Ausbildungsjahr genug Geld für eine eigene Wohnung verdienen, die Unterstützung bei Behördengängen oder Stütz- und Förderunterreicht in der Berufsschule. Dazu arbeitet Ewers eng mit Arbeitsagentur, Jobcenter und Firmen zusammen.
Zurzeit gibt es 30 möblierte Einzelzimmer
So lange der Z-Bau noch nicht umgebaut ist, hat die Eata 30 möblierte Einzelzimmer im ehemaligen Sanitätsbereich der Kaserne. Unterrichtet wird in dem Gebäude direkt hinterm Z-Bau. Bildung und Wohnen sind immer ein Paket. Ein sinnvolles, findet Ewers. Denn ein Ziel der Eata ist ja auch, die Integration zu fördern. Und die Jugendlichen selbstständig zu machen. Dazu gehört das Bedienen von Waschmaschine und Trockner genauso wie Einkaufen und Kochen. „Für Jugendliche ist das ein Riesenschritt“, sagt Ewers. Schließlich kommen die meisten aus dem Hotel Mama.
Die Teilnehmer zu fördern, ist für Ewers aber nur dann sinnvoll, wenn es auch Firmen gibt, die sie aufnehmen. Schnupperpraktika sollen helfen, Türen zu öffnen. Die assistierte Ausbildung soll verhindern, dass die Jugendlichen an der Berufsschule oder im Berufsalltag scheitern. „Das sind Projekte, die wir forcieren wollen“, sagt Ewers. Die Akademie müsse sich den Herausforderungen immer wieder neu stellen und sich anpassen. Deshalb gibt es keinen starren Ablauf. Der richtet sich nach den Defiziten und Kapazitäten der Teilnehmer und denen der Firmen. Und die sind immer wieder anders.