„Die Maschine oder ich“
Arbeit, die nie aufhört: Besucherbergwerk wird in Winterpausen ständig saniert – Jetzt waren die Gleise dran
AALEN-WASSERALFINGEN - Es ist laut, eng, nass und schmutzig. Bauarbeiten in einem Bergwerk sind nicht mit denen über Tage vergleichbar. Aber sie müssen gemacht werden. Denn was die vielen Tausend Besucher einer Saison im Besucherbergwerk gar nicht mitbekommen: Der „Tiefe Stollen“muss ständig in Schuss gehalten werden. Jetzt war wieder eine aufwendige Reparaturarbeit fällig. Große Teile der Gleisanlagen mussten gerichtet werden, dabei auch den Weihnachtsmarkt im Besucherbergwerk „im Nacken“.
Im Nacken hat Betriebsleiter Fritz nicht nur den Termin für den Weihnachtsmarkt im Bergwerk ab Morgen, weil man eh „ständig im Zeitdruck“ist - sondern auch einen ganzen Berg und Tausende Tonnen Gestein über sich. Aber der erfahrene Bergmann weiß, dass er sich auf die Arbeit der altvorderen Bergleute verlassen kann und auf die regelmäßigen Sicherungsarbeiten. In diesem Jahr sind die Gleise in großem Stil dran, sie werden regelmäßig und sukzessive gewartet. Etwa 1400 Meter sind es, 600 Meter davon werden ständig befahren. Besonders belastet werden sie, wenn an den vier Tagen Weihnachtsmarkt pro Tag an die 100 Züge in den Stollenmund einfahren. Durch den Druck der Waggons und besonders durch den der Lok schieben sich die Gleise immer weiter auseinander. Das hört man dann an dem „Klack-Klack“- Geräusch, wenn der Zug drüberfährt – das kann man mit einem Schlagloch unter den Schwellen vergleichen. Ziel ist es, die „Stöße“möglichst eng zusammenzufügen. Etwa 420 Schwellen müssen ausgetauscht oder neu verlegt werden. Und das ist eine ziemlich anstrengende Arbeit. Teilweise liegen die Schienen im Grubenwasser, in dem auch geschweißt werden muss. Laut wird es, wenn Rosenstock das 25 Kilogramm schwere „Stopfeisen“anwirft, das an einen Abbruchhammer erinnert. Mit ihm wird der Schotter unter den Gleisen bearbeitet, quasi „rausgekratzt“. Eine schweißtreibende Arbeit bei den ständigen etwa 10 Grad im Bergwerk.
„Hier gibt’s keinen Stopfzug“
Bei der Bundesbahn, erklärt Rosenstock, gibt es für diese Arbeit einen „Stopfzug“. Hier unten nicht. Hier ist alles reine Handarbeit. Manchmal kommt der Stopfhammer an seine Grenzen und bleibt im Schotterbett stecken. Das ist Rosenstock egal: „Die Maschine oder ich“, sagt der stämmige Mann. Mit ihm im Tiefen Stollen, der ja „kein Museum, sondern ein Bergwerk ist“, arbeitet Alexander Schmidt. Wenn sie von ihrer schweren „Schicht“zurückkommen, sehen sie aus, wie wenn sie in einem Morast gebadet hätten – völlig mit Schlamm und Dreck überkrustet.
Das Schienenausbessern ist die wohl schwerste Arbeit hier unten, die Besucher haben die ganze Instandhaltung natürlich „nicht auf der Agenda“, weiß der Betriebsleiter, „für die Gäste ist so ein funktionierendes Besucherbergwerk selbstverständlich“. Wenn die Schienen wieder gerichtet sind, ist es nur eine Frage der Zeit, wann die nächsten Reparaturen anstehen. Auch sonst wird es Rosenstock und seinen Mitarbeitern nicht langweilig. Denn hier unter Tage unterliegt alles einem enorm hohen Verschleiß. Und fast alle Ersatzteile müssen speziell angefertigt werden. Nur ein Beispiel: Die betagten Elektro-Loks brauchen 60-VoltBatterien, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Auch das 20 Jahre alte Ladegerät hält nicht ewig – also muss man irgendwann ein neues bauen.