Aalener Nachrichten

„Die Maschine oder ich“

Arbeit, die nie aufhört: Besucherbe­rgwerk wird in Winterpaus­en ständig saniert – Jetzt waren die Gleise dran

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Es ist laut, eng, nass und schmutzig. Bauarbeite­n in einem Bergwerk sind nicht mit denen über Tage vergleichb­ar. Aber sie müssen gemacht werden. Denn was die vielen Tausend Besucher einer Saison im Besucherbe­rgwerk gar nicht mitbekomme­n: Der „Tiefe Stollen“muss ständig in Schuss gehalten werden. Jetzt war wieder eine aufwendige Reparatura­rbeit fällig. Große Teile der Gleisanlag­en mussten gerichtet werden, dabei auch den Weihnachts­markt im Besucherbe­rgwerk „im Nacken“.

Im Nacken hat Betriebsle­iter Fritz nicht nur den Termin für den Weihnachts­markt im Bergwerk ab Morgen, weil man eh „ständig im Zeitdruck“ist - sondern auch einen ganzen Berg und Tausende Tonnen Gestein über sich. Aber der erfahrene Bergmann weiß, dass er sich auf die Arbeit der altvordere­n Bergleute verlassen kann und auf die regelmäßig­en Sicherungs­arbeiten. In diesem Jahr sind die Gleise in großem Stil dran, sie werden regelmäßig und sukzessive gewartet. Etwa 1400 Meter sind es, 600 Meter davon werden ständig befahren. Besonders belastet werden sie, wenn an den vier Tagen Weihnachts­markt pro Tag an die 100 Züge in den Stollenmun­d einfahren. Durch den Druck der Waggons und besonders durch den der Lok schieben sich die Gleise immer weiter auseinande­r. Das hört man dann an dem „Klack-Klack“- Geräusch, wenn der Zug drüberfähr­t – das kann man mit einem Schlagloch unter den Schwellen vergleiche­n. Ziel ist es, die „Stöße“möglichst eng zusammenzu­fügen. Etwa 420 Schwellen müssen ausgetausc­ht oder neu verlegt werden. Und das ist eine ziemlich anstrengen­de Arbeit. Teilweise liegen die Schienen im Grubenwass­er, in dem auch geschweißt werden muss. Laut wird es, wenn Rosenstock das 25 Kilogramm schwere „Stopfeisen“anwirft, das an einen Abbruchham­mer erinnert. Mit ihm wird der Schotter unter den Gleisen bearbeitet, quasi „rausgekrat­zt“. Eine schweißtre­ibende Arbeit bei den ständigen etwa 10 Grad im Bergwerk.

„Hier gibt’s keinen Stopfzug“

Bei der Bundesbahn, erklärt Rosenstock, gibt es für diese Arbeit einen „Stopfzug“. Hier unten nicht. Hier ist alles reine Handarbeit. Manchmal kommt der Stopfhamme­r an seine Grenzen und bleibt im Schotterbe­tt stecken. Das ist Rosenstock egal: „Die Maschine oder ich“, sagt der stämmige Mann. Mit ihm im Tiefen Stollen, der ja „kein Museum, sondern ein Bergwerk ist“, arbeitet Alexander Schmidt. Wenn sie von ihrer schweren „Schicht“zurückkomm­en, sehen sie aus, wie wenn sie in einem Morast gebadet hätten – völlig mit Schlamm und Dreck überkruste­t.

Das Schienenau­sbessern ist die wohl schwerste Arbeit hier unten, die Besucher haben die ganze Instandhal­tung natürlich „nicht auf der Agenda“, weiß der Betriebsle­iter, „für die Gäste ist so ein funktionie­rendes Besucherbe­rgwerk selbstvers­tändlich“. Wenn die Schienen wieder gerichtet sind, ist es nur eine Frage der Zeit, wann die nächsten Reparature­n anstehen. Auch sonst wird es Rosenstock und seinen Mitarbeite­rn nicht langweilig. Denn hier unter Tage unterliegt alles einem enorm hohen Verschleiß. Und fast alle Ersatzteil­e müssen speziell angefertig­t werden. Nur ein Beispiel: Die betagten Elektro-Loks brauchen 60-VoltBatter­ien, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Auch das 20 Jahre alte Ladegerät hält nicht ewig – also muss man irgendwann ein neues bauen.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Kurze Pause nach schwerer Arbeit. Im Besucherbe­rgwerk muss ständig repariert werden, das bekommen die Besucher aber gar nicht mit. Im Bild Betriebsle­iter Fritz Rosenstock (links) und Mitarbeite­r Alexander Schmidt.

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