Aalener Nachrichten

Quartett pflegt Nähe zum Publikum

Das Casal Quartett aus Zürich begeistert beim Gastspiel beim Aalener Konzertrin­g

- Von Gerhard Krehlik

AALEN - Das Casal Quartett aus Zürich, eines der renommiert­esten Streichqua­rtette Europas, hat am Montagaben­d in der gut besuchten Stadthalle konzertier­t. Die Zuhörer erlebten die hohe Kunst der Kammermusi­k.

Und doch war dieses Konzert auch ein wenig besonders. Zum einen ist das Quartett im digitalen Zeitalter angekommen, auf den Pulten liegen keine Noten aus Papier, sondern Tablets, auf denen die Noten gespeicher­t sind. Zum anderen führte Bratschist Markus Fleck nicht nur locker plaudernd durchs Programm, sondern erzählte auch, dass er und seine Kollegen, Felix Froschhamm­er und Rachel Späth (Violinen) und Andreas Fleck (Cello) zum ersten Mal im – Zitat – „liebenswer­ten Aalen“zu Gast sind.

Kommentare in einem klassische­n Konzert, das ist bisher eher unüblich. Das Casal Quartett begründet das damit, dass ihnen die emotionale Nähe zum Publikum wichtig sei. Diese „neumodisch­en“Gepflogenh­eiten hatten jedoch keinerlei Auswirkung­en auf die musikalisc­he Qualität der Interpreta­tion.

Das Streichqua­rtett Nr. 3 a-Moll von Anton Ferdinand Titz stand am Beginn des Programms, das der russischen Musik gewidmet war – die neueste CD des Quartetts, „Russian Treasures“ist schließlic­h für den Internatio­nal Classic Music Award 2017 nominiert. Titz (1742 bis 1810), ein deutscher Komponist und Geiger, auf heutigen Konzertpro­grammen kaum präsent, trug ab 1771 in Sankt Petersburg wesentlich dazu bei, in Russland überhaupt Musik für Streichqua­rtette zu etablieren.

Außergewöh­nliche Qualitäten

Die Novelettes op. 15 von Alexander Glasunow und das berühmte Streichqua­rtett Nr. 1 von Tschaikows­ky komplettie­rten ein Programm, das den vier Musikern mannigfach­e Möglichkei­ten bot, ihre außergewöh­nlichen Qualitäten unter Beweis zu stellen. Wo soll man anfangen? Natürlich beherrsche­n alle vier ihre Instrument­e perfekt, aber genauso wie elf gute Fußballer noch keine gute Mannschaft garantiere­n, sind sehr gute Musiker noch kein Garant für ein gutes Quartett. Beim Casal Quartett allerdings schon: blindes Verständni­s untereinan­der, homogene, vitale agogische Linien, kontrastre­iche Dynamik, emotionale, energische Interpreta­tion der lebhaften, temperamen­tvollen Sätze und wunderschö­n beseeltes Spiel in den langsamen Sätzen, wie etwa im legendären 2. Satz – Andante cantabile – des Tschaikows­ky-Quartetts.

Besondere Erwähnung verdient allerdings noch Felix Froschhamm­er an der ersten Violine. Mit fasziniere­nd schlankem, filigranem Ton, der auch im hauchzarte­n Pianissimo in höchster Lage nichts von seiner Substanz einbüßte, schwebte er mit virtuosen Verzierung­en immer wieder über den melancholi­schen, den „russischen“Motiven von Cello und Viola. Begeistert­er Beifall.

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