Aalener Nachrichten

Fachkräfte­mangel ist beim Ostalbkrei­s angekommen

Landrat Klaus Pavel im Kreistagsa­usschuss: Der öffentlich­e Dienst droht auf der Strecke zu bleiben

- Von Viktor Turad

AALEN (tu) - Der Fachkräfte­mangel ist beim Ostalbkrei­s angekommen. Dies hat Landrat Klaus Pavel in der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Kreistagsa­usschusses für Bildung und Finanzen gesagt. „Wir tun uns richtig schwer. Bei der Bezahlung haben wir keine Chance. Der öffentlich­e Dienst droht auf der Strecke zu bleiben“, schlug der Kreischef Alarm.

Anlass war ein Antrag der CDUKreista­gsfraktion, erneut eine Imageund Fachkräfte­kampagne zu starten und dafür als ersten Schritt 50 000 Euro locker zu machen. „Wir müssen wieder ein großes Rad drehen“, forderte CDU-Sprecher Georg Ruf, denn die Kampagne vor einigen Jahren sei nur ein Strohfeuer gewesen. Diesmal müsse man Nachhaltig­keit und Emotionali­tät in die Kampagne bringen. Vor allem aber müsse die Wirtschaft finanziell mit ins Boot und kräftig bezahlen, denn für sie mache man das alles.

In weiteren Anträgen von CDU, SPD und FDP ging es um die Anbindung neuer Studiengän­ge an die Hochschule­n und um die Fortschrei­bung der Hochschuls­trategie 2030. Hier müsse man alle Energie hineinwerf­en, forderte Ruf und nannte ein Beispiel: Auf der Ostalb würden zurzeit 491 Bauingenie­ure gesucht. Und seien nicht zu bekommen.

Neue Studiengän­ge ansiedeln zu wollen, bedeute das Bohren sehr dicker Bretter, waren sich der Landrat und Thilo Rentschler (SPD einig. Dazu brauche es eine gute Vorbereitu­ng und einen langen Atem, erinnerte Rentschler als Aalener OB an die Einführung des Studiengan­gs Gesundheit­smanagemen­t an der Hochschule Aalen.

Pavel sagte, man müsse vor allem darüber nachdenken, welche Berufsfeld­er die Wirtschaft brauche. Dem dienen ein Workshop und eine Anhörung zur Hochschule­ntwicklung, die für Juni vorgesehen sind.

Gebilligt wurde im Ausschuss auch der CDU-Antrag, das Land an das sogenannte Konnexität­sprinzip zu erinnern, das bedeutet: „Wer bestellt, bezahlt.“„Ich weiß um den Wert solcher Schreiben“, dämpfte Pavel schmunzeln­d allzu hochfliege­nde Erwartunge­n, um gleich hinzuzufüg­en: „Aber man sollte nichts unversucht lassen!“

Frederick Brütting (SPD) schloss sich mit der Klage an, es sei beispiello­s, wie das Land zurzeit mit den Kommunen umgehe. Wäre die rotgrüne Vorgängerr­egierung so mit ihnen umgesprung­en, wäre aus den Rathäusern massiver Protest gekommen. Dass es in Berlin so lange dauere mit der Regierungs­bildung, habe ebenfalls massive Auswirkung­en auf die „kommunale Familie“, sagte der Landrat, denn dadurch seien in Berlin viele Gelder blockiert. Beispielsw­eise fünf Milliarden, die Bildungsmi­nisterin Johanna Wanka in Aussicht gestellt habe.

„Die meisten hätten mehr bezahlen müssen“

Eingangs war es zunächst um die Finanzbezi­ehungen zwischen dem Kreis und den Gemeinden gegangen. Der Landrat hatte, wie berichtet, eine Senkung der Kreisumlag­e in Aussicht gestellt. Diese Million komme bei den Gemeinden jedoch nicht an, klagte Manfred Fischer (CDU), weil aufgrund der Systematik durch die Steuerschä­tzung bei den meisten die Steuerkraf­tsumme für 2016 steige und sie an den Kreis gleich viel wie im laufenden Jahr abführen müssten. Daher gab er Pavel als „Hausaufgab­e“für die nächste Sitzung, wenn vor dem Hintergrun­d der haushaltsw­irksamen Beschlüsse der anderen Ausschüsse definitiv über die Höhe der Kreisumlag­e entschiede­n wird, mit, darüber nachzudenk­en, wie die Kommunen tatsächlic­h um eine Millionen entlastet werden können.

Aber wenn der Kreis nicht reagiert hätte, hätten die meisten mehr bezahlen müssen, konterte der Landrat. Man liege bei der Umlage ziemlich genau im Durchschni­tt des Regierungs­bezirks, und das sei wichtig, wenn es um Zuschüsse geht. Dennoch werde die Verwaltung nachdenken.

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