Fachkräftemangel ist beim Ostalbkreis angekommen
Landrat Klaus Pavel im Kreistagsausschuss: Der öffentliche Dienst droht auf der Strecke zu bleiben
AALEN (tu) - Der Fachkräftemangel ist beim Ostalbkreis angekommen. Dies hat Landrat Klaus Pavel in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Kreistagsausschusses für Bildung und Finanzen gesagt. „Wir tun uns richtig schwer. Bei der Bezahlung haben wir keine Chance. Der öffentliche Dienst droht auf der Strecke zu bleiben“, schlug der Kreischef Alarm.
Anlass war ein Antrag der CDUKreistagsfraktion, erneut eine Imageund Fachkräftekampagne zu starten und dafür als ersten Schritt 50 000 Euro locker zu machen. „Wir müssen wieder ein großes Rad drehen“, forderte CDU-Sprecher Georg Ruf, denn die Kampagne vor einigen Jahren sei nur ein Strohfeuer gewesen. Diesmal müsse man Nachhaltigkeit und Emotionalität in die Kampagne bringen. Vor allem aber müsse die Wirtschaft finanziell mit ins Boot und kräftig bezahlen, denn für sie mache man das alles.
In weiteren Anträgen von CDU, SPD und FDP ging es um die Anbindung neuer Studiengänge an die Hochschulen und um die Fortschreibung der Hochschulstrategie 2030. Hier müsse man alle Energie hineinwerfen, forderte Ruf und nannte ein Beispiel: Auf der Ostalb würden zurzeit 491 Bauingenieure gesucht. Und seien nicht zu bekommen.
Neue Studiengänge ansiedeln zu wollen, bedeute das Bohren sehr dicker Bretter, waren sich der Landrat und Thilo Rentschler (SPD einig. Dazu brauche es eine gute Vorbereitung und einen langen Atem, erinnerte Rentschler als Aalener OB an die Einführung des Studiengangs Gesundheitsmanagement an der Hochschule Aalen.
Pavel sagte, man müsse vor allem darüber nachdenken, welche Berufsfelder die Wirtschaft brauche. Dem dienen ein Workshop und eine Anhörung zur Hochschulentwicklung, die für Juni vorgesehen sind.
Gebilligt wurde im Ausschuss auch der CDU-Antrag, das Land an das sogenannte Konnexitätsprinzip zu erinnern, das bedeutet: „Wer bestellt, bezahlt.“„Ich weiß um den Wert solcher Schreiben“, dämpfte Pavel schmunzelnd allzu hochfliegende Erwartungen, um gleich hinzuzufügen: „Aber man sollte nichts unversucht lassen!“
Frederick Brütting (SPD) schloss sich mit der Klage an, es sei beispiellos, wie das Land zurzeit mit den Kommunen umgehe. Wäre die rotgrüne Vorgängerregierung so mit ihnen umgesprungen, wäre aus den Rathäusern massiver Protest gekommen. Dass es in Berlin so lange dauere mit der Regierungsbildung, habe ebenfalls massive Auswirkungen auf die „kommunale Familie“, sagte der Landrat, denn dadurch seien in Berlin viele Gelder blockiert. Beispielsweise fünf Milliarden, die Bildungsministerin Johanna Wanka in Aussicht gestellt habe.
„Die meisten hätten mehr bezahlen müssen“
Eingangs war es zunächst um die Finanzbeziehungen zwischen dem Kreis und den Gemeinden gegangen. Der Landrat hatte, wie berichtet, eine Senkung der Kreisumlage in Aussicht gestellt. Diese Million komme bei den Gemeinden jedoch nicht an, klagte Manfred Fischer (CDU), weil aufgrund der Systematik durch die Steuerschätzung bei den meisten die Steuerkraftsumme für 2016 steige und sie an den Kreis gleich viel wie im laufenden Jahr abführen müssten. Daher gab er Pavel als „Hausaufgabe“für die nächste Sitzung, wenn vor dem Hintergrund der haushaltswirksamen Beschlüsse der anderen Ausschüsse definitiv über die Höhe der Kreisumlage entschieden wird, mit, darüber nachzudenken, wie die Kommunen tatsächlich um eine Millionen entlastet werden können.
Aber wenn der Kreis nicht reagiert hätte, hätten die meisten mehr bezahlen müssen, konterte der Landrat. Man liege bei der Umlage ziemlich genau im Durchschnitt des Regierungsbezirks, und das sei wichtig, wenn es um Zuschüsse geht. Dennoch werde die Verwaltung nachdenken.