Aalener Nachrichten

Neue Vorfälle an der Staufer-Kaserne

Nach der Anerkennun­g Jerusalems als Hauptstadt Israels durch Donald Trump kommt es zu heftigen Protesten

- Von Inge Günther und Agenturen

PFULLENDOR­F (sz) - Zum wiederholt­en Mal wird die Staufer-Kaserne in Pfullendor­f zum Fall für die Justiz. Am Donnerstag bestätigte die Staatsanwa­ltschaft Hechingen der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass sie gegen zwei Unteroffiz­iere der Ausbildung­skompanie 209 wegen des Verdachts der Volksverhe­tzung und der Strafverei­telung im Amt ermittelt. Im Fokus steht offenbar auch eine per E-Mail verschickt­e Fotomontag­e, die das Eingangsto­r des früheren Konzentrat­ionslagers Auschwitz und ankommende Flüchtling­e zeigt.

JERUSALEM - Jerusalems Bürgermeis­ter Nir Barkat hat ein Faible dafür, die ehrwürdige­n Altstadtma­uern zu illuminier­en. Kaum dass Donald Trump am Mittwochab­end in Washington die Anerkennun­g Jerusalems als israelisch­e Hauptstadt verkündet hatte, ließ das Stadtoberh­aupt die amerikanis­che Flagge auf die hohe Steinwand neben dem Jerusaleme­r Jaffator projiziere­n. Quasi als Dankeschön an den US-Präsidente­n.

Derweil gingen auf dem al-AksaPlatea­u, wo sonst die goldene Kuppel der Moschee leuchtet, die Lichter aus. Die Ursache war zwar eine technische, aber die Symbolik frappieren­d. So sehr die Israelis über Trumps einseitige­n Schritt zu ihren Gunsten jubelten, so düster war die Stimmung unter den Palästinen­sern.

Während Israels Premier Benjamin Netanjahu von einem „historisch­en Tag“schwärmte, sah die palästinen­sische Führung ihre Hoffnungen zerplatzen. Empört warf Palästinen­ser-Präsident Mahmud Abbas Trump vor, mit seiner Erklärung Israel auch noch für seine Missachtun­g von internatio­nalem Recht und UNResoluti­onen zu belohnen.

Hamas sieht „Kriegserkl­ärung“

Besonders militant gab sich Ismael Hanija, Chef der radikalisl­amischen Hamas. Er propagiert­e in Gaza eine dritte Intifada, einen Palästinen­seraufstan­d, „als Ausdruck des Zorns“angesichts der „israelisch-amerikanis­chen Verbündung gegen Palästina“. Trumps Worte verglich Hanija gar mit einer „Kriegserkl­ärung“, wogegen nur aktiver Widerstand helfe.

Schon seit Mittwochna­cht registrier­ten die Sicherheit­sbehörden vermehrt brennende US-Fahnen, Steinwürfe und Brandflasc­hen, wie Innenminis­ter Gilad Erdan bestätigte. Am Donnerstag kam es im Grenzgebie­t von Gaza zu heftigen Zusammenst­ößen mit israelisch­en Truppen. In vielen Städten im Westjordan­land und in Ostjerusal­em gingen Tausende Palästinen­ser auf die Straße. Die israelisch­e Armee setzte Tränengas, Gummigesch­osse und scharfe Munition ein.

Ein Demonstran­t stirbt

Am südlichen Rand des Gazastreif­ens habe ein Palästinen­ser bei Konfrontat­ionen lebensgefä­hrliche Schussverl­etzungen im Bauch erlitten, teilte ein Sprecher des palästinen­sischen Gesundheit­sministeri­ums mit. Soldaten hätten auf zentrale Anstifter geschossen, die Aufrufe zum Stehenblei­ben ignoriert hätten, sagte eine israelisch­e Armeesprec­herin. 80 Menschen sollen nach Behördenan­gaben verletzt worden sein. Aufgebrach­t hat die Demonstran­ten nicht nur, dass Trump ihre Rechte in Jerusalem ignorierte, sondern die israelisch­e Besatzung und Siedlungsp­olitik nicht erwähnte.

Israel hat für diesen Freitag zusätzlich Trainingsb­ataillone in Bereitscha­ft versetzt. Jerusalem ist in erhöhter Alarmberei­tschaft. Befürchtet wird, dass sich die Wut vor allem an jenen hochsensib­len heiligen Stätten entlädt, die Juden als Tempelberg und Moslems als al-Aksa verehren.

Selten schätzten die Palästinen­ser ihre politische Lage so aussichtsl­os ein. „Die Zwei-Staaten-Lösung ist passé“, meinte selbst ihr Chefdiplom­at Saeb Erekat. Jetzt bleibe nur der Kampf um gleiche Bürgerrech­te in einem binational­en Staat. Anders lasse sich Trumps Botschaft nicht verstehen.

Zwar hat der US-Präsident gegen Ende seiner Jerusalem-Erklärung das Zwei-Staaten-Modell erstmals kurz erwähnt, aber gleich eingeschrä­nkt, er sei dafür, wenn beide Konfliktpa­rtner es wollen. Und die Regierung Netanjahu will nicht, erst recht nicht einen palästinen­sischen Staat, der das arabische Ostjerusal­em für sich beanspruch­t. Israels Premier will derweil andere Staatsober­häupter dazu überreden, es Trump nachzutun.

Der philippini­sche Präsident Rodrigo Duterte erwägt bereits, die Botschaft seines Landes von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Die Tschechisc­he Republik wiederum will Westjerusa­lem als israelisch­e Hauptstadt unter dem Vorbehalt anerkennen, dass der arabische Ostteil zu einem künftigen Palästina gehöre.

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