Aalener Nachrichten

Ellwangen will nicht länger Versuchska­ninchen sein

Planungsbü­ro verteidigt Ampeln an der Haller Straße – Gemeinderä­te sehen Lösungsvor­schläge skeptisch

- Von Franz Graser

ELLWANGEN - Der Ellwanger Gemeindera­t hat sich mit den umstritten­en Ampelanlag­en in der Haller Straße beschäftig­t. Vor dem Gremium hat das Aalener Ingenieurb­üro Brenner Bernard angesichts der Kritik die Grundlagen seiner Planung erläutert und mögliche Lösungsvor­schläge gemacht. Die Gemeindera­tsfraktion­en hingegen haben Einigkeit demonstrie­rt: Sie wollen, dass Ellwangen nicht länger zum „Versuchska­ninchen“, so Gunter Frick von den Freien Wählern, wird.

Ulrich Noßwitz, Leiter des Fachbereic­hs Verkehrspl­anung beim Ingenieurb­üro Brenner Bernard, verteidigt­e vor dem Gemeindera­t die Entscheidu­ng für die Ampelanlag­e, die an den Kreuzungen der Haller Straße mit der Berliner und der Erfurter Straße öfters Verkehrsst­aus hervorruft. Es sei vor allem darum gegangen, das Unfallrisi­ko beim Einbiegen aus der Erfurter und der Berliner Straße in die Haller Straße zu entschärfe­n. Eine mögliche Lösung, nämlich ein Kreisverke­hr in Höhe der Erfurter Straße, habe nicht realisiert werden können. Denn der Kreisel hätte nicht in der erforderli­chen Größe gebaut werden können. Deswegen habe auch das Stuttgarte­r Regierungs­präsidium dem Kreisverke­hr eine Absage erteilt.

Planer: Störungen waren „nicht vorhersehb­ar“

Daraufhin sei die Entscheidu­ng für die Ampelanlag­e gefallen. Erhebungen des Verkehrsau­fkommens und Berechnung­en hätten hier kein Problem erkennen lassen. Die Staus, die die Ellwanger allerdings in den zurücklieg­enden sechs bis neun Monaten erlebt haben, seien in erster Linie auf die Störungen im Verkehrsne­tz rund um die Stadt zurückzufü­hren. Noßwitz nannte die Baustellen und Staus auf der Autobahn A 7 sowie zeitweise Sperrungen der Bundesstra­ßen B 29 und B 19.

Der Ausweichve­rkehr quäle sich nun durch Ellwangen Die „Auswirkung­squalität“dieser Störfälle sei „völlig neu und nicht vorhersehb­ar“gewesen, beteuerte Noßwitz.

Wegen der Staus habe das Planungsbü­ro in den letzten Monaten Zählungen auf der Bundesstra­ße B 290 vornehmen lassen und „Nacharbeit­en in verschiede­nen Richtungen“entwickelt. Zwei mögliche Varianten stellte das Planungsbü­ro vor.

Die eine ist, die Freigabeze­iten für den Durchgangs­verkehr in der Haller Straße zu steigern. Das bedeutet, dass die Grünphasen pro Umlauf 120 Sekunden andauern, damit der Verkehr besser fließen kann. Ein möglicher Nebeneffek­t: Der Verkehr könnte sich dann an der Einmündung zur Siemensstr­aße stauen, weil dort die Grünphasen maximal 100 Sekunden dauern. Da es dort aber zwei Haltespure­n gibt, könne sich der Verkehr hier besser verteilen, meinte der Verkehrsin­genieur Torsten Heine-Nims vom Planungsbü­ro.

Die zweite Variante könnte eine verbessert­e Datenübert­ragung zwischen den Ampeln an der Berliner und der Erfurter Straße sein. Wenn zum Beispiel an der Berliner Ecke keine Fußgänger die Haller Straße überqueren müssen, dann meldet die dortiger Ampel dies an die Kreuzung an der Erfurter Straße weiter, „und die Ampel macht früher auf“, sagte Heine-Nims.

Noch einmal über Kreisverke­hr nachdenken

Diese Vorschläge stießen fraktionsü­bergreifen­d auf wenig Gegenliebe. Berthold Weiß von den Grünen hielt den Ingenieure­n entgegen: „Ich glaube nicht, dass Sie die Ampelanlag­e so optimieren können, dass sie funktionie­rt.“Weiß plädierte deshalb dafür, noch einmal über einen Kreisverke­hr an der neuralgisc­hen Stelle an der Erfurter Straße nachzudenk­en. Im Namen der Grünen-Fraktion sagte er: „Lasst die Finger von der Ampel“und riet damit von weiteren Optimierun­gsversuche­n ab.

Armin Burger von der CDU stieß ins selbe Horn: „Ihre Lösungsvor­schläge überzeugen mich nicht.“Er fragte bei den Vertretern des Planungsbü­ros nach, ob sie denn das Verkehrswa­chstum in den Jahren seit der Erstellung der Pläne einkalkuli­ert hätten. Aus seiner Sicht dürften für die Nachbesser­ungen an der Ampelsteue­rung keine weiteren Kosten entstehen, da sie im ursprüngli­chen Auftrag enthalten sein müssten.

Gunter Frick, der Fraktionsc­hef der Freien Wähler, ergänzte, dass die Ampelanlag­e nicht einfach nur Staus verursache. Auch das ursprüngli­che Ziel, das sichere Einbiegen aus den Seitenstra­ßen, sei nicht erreicht worden. Die Abbiegevor­gänge dauerten jetzt wegen der Staus ein Vielfaches länger als ohne Ampelanlag­e.

Mit Blick auf die Planer forderte Frick, Ellwangen dürfe nicht länger „Versuchska­ninchen Ihres Ingenieurb­üros“sein. Auch Herbert Hieber von der SPD zweifelte daran, dass die vorgeschla­genen Optimierun­gen eine Lösungen bieten könnten. Stellvertr­etend für viele Bürger fragte er: „Geht die unendliche Geschichte weiter?“

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FOTO: THOMAS SIEDLER Seit der Einrichtun­g der Ampelanlag­e kommt es besonders zu Stoßzeiten an der Berliner Ecke immer wieder zu Staus.

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