Ellwangen will nicht länger Versuchskaninchen sein
Planungsbüro verteidigt Ampeln an der Haller Straße – Gemeinderäte sehen Lösungsvorschläge skeptisch
ELLWANGEN - Der Ellwanger Gemeinderat hat sich mit den umstrittenen Ampelanlagen in der Haller Straße beschäftigt. Vor dem Gremium hat das Aalener Ingenieurbüro Brenner Bernard angesichts der Kritik die Grundlagen seiner Planung erläutert und mögliche Lösungsvorschläge gemacht. Die Gemeinderatsfraktionen hingegen haben Einigkeit demonstriert: Sie wollen, dass Ellwangen nicht länger zum „Versuchskaninchen“, so Gunter Frick von den Freien Wählern, wird.
Ulrich Noßwitz, Leiter des Fachbereichs Verkehrsplanung beim Ingenieurbüro Brenner Bernard, verteidigte vor dem Gemeinderat die Entscheidung für die Ampelanlage, die an den Kreuzungen der Haller Straße mit der Berliner und der Erfurter Straße öfters Verkehrsstaus hervorruft. Es sei vor allem darum gegangen, das Unfallrisiko beim Einbiegen aus der Erfurter und der Berliner Straße in die Haller Straße zu entschärfen. Eine mögliche Lösung, nämlich ein Kreisverkehr in Höhe der Erfurter Straße, habe nicht realisiert werden können. Denn der Kreisel hätte nicht in der erforderlichen Größe gebaut werden können. Deswegen habe auch das Stuttgarter Regierungspräsidium dem Kreisverkehr eine Absage erteilt.
Planer: Störungen waren „nicht vorhersehbar“
Daraufhin sei die Entscheidung für die Ampelanlage gefallen. Erhebungen des Verkehrsaufkommens und Berechnungen hätten hier kein Problem erkennen lassen. Die Staus, die die Ellwanger allerdings in den zurückliegenden sechs bis neun Monaten erlebt haben, seien in erster Linie auf die Störungen im Verkehrsnetz rund um die Stadt zurückzuführen. Noßwitz nannte die Baustellen und Staus auf der Autobahn A 7 sowie zeitweise Sperrungen der Bundesstraßen B 29 und B 19.
Der Ausweichverkehr quäle sich nun durch Ellwangen Die „Auswirkungsqualität“dieser Störfälle sei „völlig neu und nicht vorhersehbar“gewesen, beteuerte Noßwitz.
Wegen der Staus habe das Planungsbüro in den letzten Monaten Zählungen auf der Bundesstraße B 290 vornehmen lassen und „Nacharbeiten in verschiedenen Richtungen“entwickelt. Zwei mögliche Varianten stellte das Planungsbüro vor.
Die eine ist, die Freigabezeiten für den Durchgangsverkehr in der Haller Straße zu steigern. Das bedeutet, dass die Grünphasen pro Umlauf 120 Sekunden andauern, damit der Verkehr besser fließen kann. Ein möglicher Nebeneffekt: Der Verkehr könnte sich dann an der Einmündung zur Siemensstraße stauen, weil dort die Grünphasen maximal 100 Sekunden dauern. Da es dort aber zwei Haltespuren gibt, könne sich der Verkehr hier besser verteilen, meinte der Verkehrsingenieur Torsten Heine-Nims vom Planungsbüro.
Die zweite Variante könnte eine verbesserte Datenübertragung zwischen den Ampeln an der Berliner und der Erfurter Straße sein. Wenn zum Beispiel an der Berliner Ecke keine Fußgänger die Haller Straße überqueren müssen, dann meldet die dortiger Ampel dies an die Kreuzung an der Erfurter Straße weiter, „und die Ampel macht früher auf“, sagte Heine-Nims.
Noch einmal über Kreisverkehr nachdenken
Diese Vorschläge stießen fraktionsübergreifend auf wenig Gegenliebe. Berthold Weiß von den Grünen hielt den Ingenieuren entgegen: „Ich glaube nicht, dass Sie die Ampelanlage so optimieren können, dass sie funktioniert.“Weiß plädierte deshalb dafür, noch einmal über einen Kreisverkehr an der neuralgischen Stelle an der Erfurter Straße nachzudenken. Im Namen der Grünen-Fraktion sagte er: „Lasst die Finger von der Ampel“und riet damit von weiteren Optimierungsversuchen ab.
Armin Burger von der CDU stieß ins selbe Horn: „Ihre Lösungsvorschläge überzeugen mich nicht.“Er fragte bei den Vertretern des Planungsbüros nach, ob sie denn das Verkehrswachstum in den Jahren seit der Erstellung der Pläne einkalkuliert hätten. Aus seiner Sicht dürften für die Nachbesserungen an der Ampelsteuerung keine weiteren Kosten entstehen, da sie im ursprünglichen Auftrag enthalten sein müssten.
Gunter Frick, der Fraktionschef der Freien Wähler, ergänzte, dass die Ampelanlage nicht einfach nur Staus verursache. Auch das ursprüngliche Ziel, das sichere Einbiegen aus den Seitenstraßen, sei nicht erreicht worden. Die Abbiegevorgänge dauerten jetzt wegen der Staus ein Vielfaches länger als ohne Ampelanlage.
Mit Blick auf die Planer forderte Frick, Ellwangen dürfe nicht länger „Versuchskaninchen Ihres Ingenieurbüros“sein. Auch Herbert Hieber von der SPD zweifelte daran, dass die vorgeschlagenen Optimierungen eine Lösungen bieten könnten. Stellvertretend für viele Bürger fragte er: „Geht die unendliche Geschichte weiter?“