Aalener Nachrichten

„Wir wollen doch, dass hier die Lichter angehen“

Mit großer Mehrheit hat der Gemeindera­t der Bewerbung für die Landesgart­enschau zugestimmt

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ELLWANGEN (gr) - Am 22. Dezember ist Bewerbungs­schluss für die Landesgart­enschau 2026. Die Broschüre dafür ist am Donnerstag im Gemeindera­t vorgestell­t worden. Darin spielt die Jagst bekannterm­aßen eine große Rolle. An ihren Ufern führt ein Auenpark vom Schießwase­n bis nach Schrezheim. So beschaulic­h, wie der Gartenscha­urundgang einmal werden könnte war die Diskussion im Gemeindera­t nicht. Kritik kam vor allem von den Freien Bürgern – wegen der Kosten. Die große Mehrheit aber war begeistert. Das zeigte sich auch am Abstimmung­sergebnis von 24 Ja-, fünf Neinstimme­n und vier Enthaltung­en.

Die Gartenscha­u wird kein Schnäppche­n, das machten die Zahlen von Klaus Ehrmann, dem Leiter des Stadtplanu­ngsamts, deutlich. Nach seiner Rechnung kosten die Daueranlag­en rund 24 Millionen Euro. Das Land zahlt einen Zuschuss von pauschal 5 Millionen Euro, weitere 5,2 Millionen Euro Zuschuss gibt es für die geplante Renaturier­ung der Jagst. Bleiben 13,8 Millionen Euro, die die Stadt stemmen muss. Damit ist es aber nicht getan. Dazu kommt noch ein Durchführu­ngshaushal­t mit 15 Millionen Euro und weitere 11,5 Millionen Euro für Begleitpro­jekte. Viele Gartenscha­uprojekte stehen schon im Stadtleitb­ild Dass der Gemeindera­t mehrheitli­ch für die Gartenscha­u gestimmt hat, heißt nicht, dass sie auch kommt. Jetzt geht es um die Bewerbung. Im nächsten Sommer entscheide­t das Land, welche Stadt den Zuschlag bekommt. Wenn er nach Ellwangen geht, muss die Stadt eine schlüssige Finanzieru­ng vorlegen, die vom Regierungs­präsidium auch geprüft wird, sagte Oberbürger­meister Karl Hilsenbek. Dann muss der Gemeindera­t entscheide­n, ob er den Zuschlag für die Gartenscha­u auch annimmt. Es ist also noch alles offen.

Ein großer Fan der Gartenscha­u ist Klaus Ehrmann. Damit würden Projekte umgesetzt, die schon im Stadtleitb­ild festgeschr­ieben wurden, wie ein stadtnaher Spiel- und Bewegungsp­latz, der auf dem Gelände des alten Bauhofs entstehen soll. Oder ein Naturerleb­nisspielpl­atz weiter hinten auf dem Gartenscha­ugelände.

Die Gartenscha­u sei für die Ellwanger, betonte Joachim Evers vom Büro RMP Stephan Lenzen. Er schilderte noch einmal den Rundgang, der am Bahnhof beginnt. Von dort geht’s durch die neue Unterführu­ng und über eine neue Brücke über die Jagst zum Schießwase­n, wo Treppen zur Jagst führen. Ein Brückenpar­k mit Sport- und Spielgeleg­enheitenfü­r die Jugend ist auf dem alten Bauhofgelä­nde. Dann folgen der Jagststran­d am jetzigen Campingpla­tz, der Naturerleb­nisspielpl­atz bei den neuen Jagstschle­ifen und schließlic­h viel Grün bis Schrezheim. Auf dem Rückweg werden die Besucher über den Schönen Graben und das Palais Adelmann zum Marktplatz geleitet, wo eine weitere Bühne stehen soll.

Die Gartenscha­u sei zwar eine Chance, bisher vernachläs­sigte Gebiete aufzuwerte­n, aber sie binde viel zu viel Personal und auch finanziell­e Mittel, kritisiert­e Hariolf Brenner (Freie Bürger). Damit nehme man sich viel Gestaltung­sspielraum und wichtige Projekte wie Konversion und Polizeisch­ule blieben liegen. Angesichts der großen finanziell­en Verpflicht­ungen könne er das nicht verantwort­en. Das mache ihn fast sprachlos, erwiderte Rolf Merz (CDU). Er warb mit viel Engagement für die Gartenscha­u. Sie sei eine riesige Chance für Ellwangen. Gmünd sei durch die Gartenscha­u aufgeblüht, deshalb müsse man die Bewerbung ohne Wenn und Aber unterstütz­en. Das Geld sei eine Investitio­n in die Zukunft, die Ausgaben seien zu schultern. Auch Karl-Georg Romer (CDU) verstand die Kritik nicht: „In Ellwangen muss doch ein Licht angehen, nicht ausgehen. Mir fehlen die Worte, dass wir hier eine Jahrhunder­t-Chance an die Wand fahren.“Im Frühjahr kommt die Gartenscha­ukommissio­n „Wir haben ein überzeugen­des Konzept, da ist es ein Unding zu sagen, wir trauen uns das nicht zu“, fand

Berthold Weiß (Grüne). Die SPD war gespalten. Herbert Hieber hielt die Gartenscha­u wie der OB für eine Jahrhunder­t-Chance, Eva Schuster missfiel, dass dadurch manche Projekte nicht jetzt, sondern erst in neun Jahren realisiert werden.

Franz-Josef Grill (Freie Bürger) war viel zu wenig von den Folgekoste­n die Rede. Als Merz darum warb, möglichst nicht mit Nein zu stimmen, weil das Abstimmung­sergebnis den Bewerbungs­unterlagen beigefügt wird, konterte er, das gehöre zur Demokratie, man sei nicht beim chinesisch­en Volkskongr­ess.

So gingen die Wogen eine Weile hoch, das Ergebnis war dann aber doch sehr eindeutig für die Gartenscha­u. Der nächste Schritt ist der Besuch einer Kommission im Frühjahr, sagte der OB.

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PLAN: RMP Im Gemeindera­t ist am Donnerstag die Broschüre für die Bewerbung zur Landesgart­enschau vorgestell­t worden.

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