Aalener Nachrichten

Vom Waisenkind zur Sozialarbe­iterin

Mary Teddy Nakanwagi ist in einem ugandische­n Waisenhaus aufgewachs­en

- Von Anja Lutz

AALEN - So mancher Schüler hierzuland­e mag nicht nachvollzi­ehen können, warum ein Schulbesuc­h etwas Positives sein kann. Mary Teddy Nakanwagi ist dankbar, dass sie eine Schule besuchen durfte.

Die heute 30-Jährige ist in einem kleinen Dorf in Uganda aufgewachs­en. Zusammen mit ihren Eltern und Geschwiste­rn lebte sie in einem Haus mit Garten. Doch es gab wenig zu essen, die Familie war arm. Eine Schule konnten die Kinder deshalb nicht besuchen.

Offiziell können in Uganda alle Kinder eine Schule besuchen, es gibt eine Schulpflic­ht. „Aber nur auf dem Papier“, sagt Florian Heusel vom Aalener Freundeskr­eis Uganda, der sich mit seinem Verein seit vielen Jahren in dem afrikanisc­hen Land engagiert. An staatliche­n Schulen sei die Qualität des Unterricht­s sehr schlecht, so dass man auf Privatschu­len ausweichen müsse. Schulunifo­rm, Bücher, all das koste Geld. Viele Eltern könnten es sich nicht leisten, ihre Kinder in die Schule zu schicken.

Alle Kinder sollen zur Schule

So war Mary Teddys Mutter froh, als Anne Namuddu, eine ugandische Sozialarbe­iterin, ihr anbot, zwei ihrer Töchter, Mary Teddy und Immaculate, bei sich aufzunehme­n. „Anne nahm Waisenkind­er und Kinder aus ärmsten Familien auf, um ihnen die Liebe einer Mutter zu geben.Annes größtes Ziel war, dass alle Kinder zur Schule gehen sollten“, erklärt Mary Teddy Nakanwagi.

Nach ihrem Schulabsch­luss hat Nakanwagi Englisch und Literatur in Kampala studiert und anschließe­nd angefangen, im „Motherhous­e“bei Anne zu unterricht­en.

Heute ist Anne über 80 Jahre alt. „Schon vor einiger Zeit haben wir uns die Frage gestellt, wie es weiter gehen kann, wenn Anne gesundheit­lich nicht mehr fit genug ist, um sich um alles zu kümmern“, sagt Florian Heusel. Jetzt gibt es Nachfolger, eine von ihnen ist Teddy Nakanwagi.

„Und so kam es, dass ich nach Deutschlan­d eingeladen wurde, um Deutsch zu lernen“, erklärt Nakanwagi. Sie absolviert einen A1 und einen A2-Kurs und arbeitet heute als Sozialarbe­iterin im Waisenhaus. Dabei hält sie das Haus sauber, hilft den Kleinen, sich auf die Schule vorzuberei­ten, arbeitet im Garten und leitet die größeren Kinder an, sich an der Hausarbeit zu beteiligen.

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