Kulturerbe-Plakette fürs Schützenhaus
Schützenwesen ist immaterielles Kulturerbe – Schützengilde ist einer der ältesten Vereine der Stadt
ELLWANGEN (ij) - Das Schützenwesen ist an vielen Orten ein wichtiger, historisch gewachsener und lebendiger Teil der regionalen und lokalen Identität. Deshalb ist es 2015 von der Unesco in Deutschland auf die Liste des immateriellen Kulturerbes gesetzt worden. Am Sonntag, 10. Dezember, enthüllt Oberbürgermeister Karl Hilsenbek um 10.30 Uhr ein entsprechendes Schild am Schützenhaus in Ellwangen. Die Böllergruppe wird dazu einen Salut schießen.
Danach gibt es ein Weißwurstfrühstück. Und es wird die 70er Geburtstagsscheibe von Schützenmeister Wolfgang Brenner beschossen.
Stolz auf die Tradition sind sie schon bei der Schützengilde. Schließlich gehört sie zu den ältesten Vereinen in Ellwangen. Überliefert ist das Gründungsjahr 1421. Urkundlich erwähnt werden die „Schießgesellen gemeindlich der Stadt zu Ellwangen“in einem Brief vom 7. September 1439, im dem sie die Nördlinger zu einem Armbrustschießen einladen. Als erster Preis wurde ein „guter Ochse“ausgelobt. Geübt haben sie auf dem Schießwasen. Als Kugelfang diente der Kugelberg.
Ab 1607 ordnet der Fürstpropst Schießübungen an jedem zweiten Sonntag an. Schießen mussten alle, die tauglich waren. Mit dem Ende der Fürstpropstei 1802 / 1803 kam Ellwangen zum Königreich Württemberg und die Schützen nannten sich „Bürgerliche Schützengesellschaft von Ellwangen“. 1867 wurde mit Hilfe der Stadt ein Schießhaus mit Scheibenständen gebaut, 1881 eine einheitliche Schützentracht angeschafft.
Mit dem Ersten Weltkrieg erlosch der Schießbetrieb fast ganz
Schützenfeste mit Ellwanger Beteiligung gab es reichlich. 1890 zum Beispiel das erste Gauschießen des Mittelschwäbischen Schützenverbands, 1893 das Festschießen des Mittelschwäbischen Schützenbundes in Ellwangen, Mitglieder der Ellwanger Gilde reisten zu Bundesschießen nach Bremen, Berlin und Dresden.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlosch der Schießbetrieb fast ganz. Nach dem Krieg hatte die Gilde schnell 143 Mitglieder und feierte 1921 ihr 500-jähriges Bestehen. Dem Dritten Reich musste auch die Schützengilde ihren Tribut zollen. Bereits das Eröffnungsschießen am 30. April 1939 stand „ganz im Zeichen der nationalen Erhebung“, wie es das Protokollbuch festhält. Vom Sommer 1944 an musste der Schießbetrieb eingestellt werden. Die Schießanlagen wurden vom Militär beansprucht. Am Kriegsende 1945 wurde das Schützenhaus geplündert, die Militärregierung verbot die Schützengilde. Im Schießhaus wurden bis 1954 Heimatvertriebene einquartiert.
Die 1200-Jahr-Feier der Stadt Ellwangen im Jahre 1964 war auch bei der Schützengilde ein Höhepunkt mit Bezirksschützentag sowie einem Stadt-Jubiläumsschießen. 1971 feierte die Schützengilde ihr 550- jähriges Bestehen, 1985 erhielt sie die „Sportplakette des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland“für besondere Verdienste um die Pflege und Entwicklung des Schießsports.1996 wurde der 575. Geburstag gefeiert. Und der 600. ist nicht mehr weit. Gefeiert wird er 2021, in vier Jahren.