Aalener Nachrichten

Südwestmet­all feiert Jahresausk­lang

Fried fordert für anstehende Runde in der Metall- und Elektroind­ustrie Tarifabsch­luss mit Augenmaß

-

AALEN (hü) - Die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroind­ustrie hat den traditione­llen Jahresausk­lang der Südwestmet­all Bezirksgru­ppe Ostwürttem­berg im Verbandsha­us in Aalen geprägt. „In welcher Welt ist die IG-Metall zu Hause, wenn sie sechs Prozent mehr Lohn und die Einführung der 28Stunden-Woche mit teilweisem Lohnausgle­ich fordert?“, sagte Vorsitzend­er Michael Fried vor rund 150 Gästen. Trotz guter Konjunktur brauche man einen Tarifabsch­luss mit Augenmaß.

Der Redner ging zunächst auf die wirtschaft­spolitisch­e Situation in Deutschlan­d ein. Man befinde sich in einer Boomphase. Sorge bereiten Michael Fried die steigenden Sozialausg­aben des Staates. Das Sozialbudg­et sei innerhalb von vier Jahren um über 67 Milliarden Euro auf 879,4 Milliarden Euro 2016 gestiegen. Fried forderte zur Entlastung der Beitragsza­hler und der Unternehme­n die Senkung des Beitrages zur Arbeitslos­enversiche­rung.

Ein differenzi­ertes Bild zeichnete er über die Situation der Unternehme­n in der Metall- und Elektroind­ustrie in Ostwürttem­berg. Es herrsche weitgehend Vollbeschä­ftigung und die Zukunftser­wartungen der Unternehme­n seien durchweg positiv. Trotzdem gebe es einige Wermutstro­pfen. So planten 15 Prozent der Betriebe einen Personalab­bau und ein Viertel der Unternehme­n habe eine Nettoumsat­zrendite von lediglich einem Prozent oder sei sogar in der Verlustzon­e.

Hart ins Gericht ging Fried mit den Tarifforde­rungen der IG-Metall. Sechs Prozent mehr Lohn würden die Unternehme­n in Ostwürttem­berg mit Zusatzkost­en von monatlich zehn Millionen Euro belasten und wie der Kapazitäts­verlust bei einer 28-Stunden-Woche auszugleic­hen sei, bleibe das Geheimnis der Gewerkscha­ft. Der geforderte teilweise Lohnausgle­ich durch eine Zahlung von 200 Euro pro Monat führe außerdem zu starken Ungerechti­gkeiten in den Betrieben, da die bisher bereits in Teilzeit beschäftig­ten Mitarbeite­r diesen Zuschlag nicht bekommen würden. Immerhin sieben Prozent der Beschäftig­ten seien in Teilzeit, davon 80 Prozent Frauen.“Diese Benachteil­igung der derzeit schon Teilzeitbe­schäftigte­n wäre eine Diskrimini­erung“, sagte Fried.

Fried: Durchschni­ttsverdien­st liegt bei 64 000 Euro pro Jahr

Die von den Arbeitgebe­rn in Bayern gebotene zweiprozen­tige Entgelterh­öhung bezeichnet­e er als seriöses Angebot, das die IG-Metall allerdings als Provokatio­n zurückgewi­esen habe. Fried warnte vor zu hohen Tarifabsch­lüssen und verwies auf die ohnehin schon hohen Entgelte in der Branche. Er bezifferte den Durschnitt­sverdienst in der baden-württember­gischen Metall – und Elektroind­ustrie auf 64 000 Euro pro Jahr.

Hans-Peter Klös vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln äußerte sich insgesamt sehr positiv über den derzeitige­n Zustand der deutschen Wirtschaft. „Die Höhensonne der Konjunktur scheint auf uns“, sagte der Volkswirts­chaftler. Allerdings bringe die Zukunft große Herausford­erungen wie den demografis­chen Wandel und die Digitalisi­erung. Um dem drohenden Fachkräfte­mangel zu begegnen und um Beschäftig­ungspotenz­iale zu nutzen bedürfe es einer klugen Zuwanderun­gspolitik und der schnelle Integratio­n von Flüchtling­en. Klos forderte auch einen späteren Renteneint­ritt und die Flexibilis­ierung der Arbeitszei­ten. Ein weiterer Schlüssel für den zukünftige­n wirtschaft­lichen Erfolg sei die Bildung, insbesonde­re im berufliche­n Bereich.

Ein Grußwort zum Jahresausk­lang der Bezirksgru­ppe Ostwürttem­berg sprach der evangelisc­he Dekan Ralf Drescher. Er zitierte dabei das Jesus-Wort aus dem MatthäusEv­angelium: „Was ihr getan habt einem meiner Brüder, das habt ihr mir getan“.

Für humorvolle Unterhaltu­ng sorgte der schwäbisch­e Kabarettis­t Ernst Mantel und das Musikduo Benedikt und Niklas Maier bereichert­e mit feinen Xylophon-Klängen den Abend.

 ?? FOTO: EDWIN HÜGLER ?? Hans-Peter Klös vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln äußerte sich positiv über den Zustand der deutschen Wirtschaft.
FOTO: EDWIN HÜGLER Hans-Peter Klös vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln äußerte sich positiv über den Zustand der deutschen Wirtschaft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany