Aalener Nachrichten

Willibald Bezler stellt Bilder der Tübinger Bibel vor

Sonderauss­tellung im Sieger-Köder-Museum in Ellwangen – Köder und Holzschnit­te von Dürer

-

ELLWANGEN (R.) - Vor 50 Jahren ist die Tübinger Bibel des Malerpfarr­ers Sieger Köder entstanden. Ihr ist die Sonderauss­tellung „Die Botschaft der Bilder“im Sieger-Köder-Museum gewidmet. Anhand von acht Bildern hat Willibald Bezler die Bibel im Palais Adelmann vorgestell­t.

Jesuitenpa­ter Theo Schmidtkon­z hatte den jungen Tübinger Theologies­tudenten Sieger Köder angeregt, eine neue Bibel zu gestalten. So entstand 1968 der Zyklus „Eine Tübinger Bibel in Bildern“mit 49 Metallätzu­ngen, von deren Platten Drucke hergestell­t wurden.

In 19 Blättern zum Neuen und 30 Blättern zum Alten Testament deutet Köder die Bibel und bringt sie den Menschen von heute nahe. Die Bibel beginnt mit einem Bild zum zweiten Petrusbrie­f, dem jüngsten Text des Neuen Testaments, und endet mit einem Bild zum fünften Buch Mose. Viele dieser frühen Werke transponie­rte Sieger Köder später in Farbe. Wie Willibald Bezler ausführte, arbeitete der Künstler bevorzugt mit Metaphern. Früh setzte er sich mit Narren und Clowns als Zeugen der Wahrheit und Symbol unbeirrten Glaubens auseinande­r wie im Bild „Wir sind ein Schauspiel geworden der Welt“. Im Bild „Passion“würfeln Soldaten um Jesu Gewand und scheren sich nicht um den Gekreuzigt­en: „Schuld und Scham gehören zusammen“, so Bezler. Am Ostermorge­n kniet Maria von Magdala auf dem Friedhof der Welt. Grabplatte­n brechen um sie herum entzwei. In der Friedhofsm­auer zerbirst das Antlitz des Todes, besiegt durch den Auferstand­enen.

Beeindruck­t vom Denken des französisc­hen Theologen Teilhard de Chardin, zeigt der Malerpfarr­er im Werk „Alpha und Omega“nach der Johannes-Offenbarun­g Gottes und Christi Allmacht: „Noch ist das Omega unsichtbar, doch es ist schon da“, so Bezler. „Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz“aus dem Hohelied beschreibt das Bild zweier Liebender in einem Garten als dem Ort, an dem Begegnunge­n trotz der Endlichkei­t irdischen Seins über den flüchtigen Augenblick hinaus fortdauern.

Im Bild „Sintflut“ist die Taube Symbol der Hoffnung, doch noch ist das Gleichgewi­cht labil. Sieger Köders Regenbogen hat einen Trauerrand. Er greift die Kernmotive der biblischen Erzählung auf: Noahs Arche, Untergang, wiederholt­e Aussendung der Taube und stellt sie in kühner Gleichzeit­igkeit dar: „Die Sintflut hat viele Gesichter“, so Bezler.

Neben Kronjuwele­n wie den Bildern „Engelskonz­ert“und „Labyrinth und Rose“der Kathedrale von Chartres verfügt das Museum dank einer Dauerleihg­abe jetzt über das Original von Sieger Köders Bild „Die Kirchenges­chichte.“Weitere Neuanschaf­fungen und eine provenzali­sche Krippe mit 197 Figuren sind zu sehen.

Die Bilder zur Tübinger Bibel sind bis Ende Februar im Blauen Zimmer des Museums zu sehen, kombiniert mit Holzschnit­ten von Albrecht Dürer. Die Ausstellun­g ist an Werktagen (außer Montag) von 14 bis 17 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 10.30 bis 17 Uhr.

 ?? FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN ?? Willibald Bezler zeigt Sieger Köders Metallätzu­ng „Sintflut“, ein Bild der Tübinger Bibel.
FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN Willibald Bezler zeigt Sieger Köders Metallätzu­ng „Sintflut“, ein Bild der Tübinger Bibel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany