Aalener Nachrichten

Rossaro: Familien sollen in Ellwangen baden

Künftiges Bäderkonze­pt wird bei Bürgerinfo­rmation intensiv und kontrovers diskutiert

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Wenn an diesem Donnerstag der Gemeindera­t den Grundsatzb­eschluss über die Höhe des Investitio­nsvolumen für die Neugestalt­ung der Aalener Bäderlands­chaft fassen soll, sollen zwei Punkte ausgeklamm­ert bleiben: Über die Zukunft des Lehrschwim­mbeckens Ebnat soll ebenso wenig entschiede­n werden wie über die endgültige Größe des Schwimmerb­eckens innen in einem künftigen Kombibad im Hirschbach. Sofern es dafür eine Mehrheit gebe, wolle er offen lassen, ob man bei einem 25-Meter-Becken innen auf zehn statt, wie bisher angedacht, nur auf acht Bahnen gehe. Das sagte Oberbürger­meister Thilo Rentschler am Montagaben­d bei der Bürgerinfo­rmation zum Bäderkonze­pt in der Stadthalle. Dort machten sich Sportvertr­eter noch einmal vehement stark für ein 50-Meter-Sportschwi­mmerbecken in der Halle.

Vor knapp 100 Besuchern machte Stefan Studer vom Schweizer Büro Kannewisch­er, Autor des für die Stadt erstellten Bädergutac­htens, noch einmal deutlich, wie er zu seinen Analysen und Aussagen und letztlich auch zu seiner Empfehlung gekommen war. Nämlich ein Kombibad im Hirschbach, primär ausgericht­et an den Bedürfniss­en der Aalener Bevölkerun­g, der Schulen und Vereine und möglichst für alle Altersgrup­pen, ohne Konkurrenz zu den Limestherm­en, aber mit einem attraktive­n Bereich für Familien, mit acht 25-Meter-Bahnen innen und acht 50-Meter-Bahnen draußen, mit separatem Sprungbeck­en, Lehrschwim­mbecken und einem wärmeren Freizeit-Familienbe­cken drinnen sowie einer „moderaten“60- bis 80Meter-Rutsche mit eigenem Landebecke­n und gemeinsame­r Nutzung für drinnen und draußen. Kosten dieser Variante: mindestens 32 Millionen Euro.

„Für Aalen eine Nummer zu groß“

Und auch das unterstric­h Studer: Ein 50-Meter-Becken in der Halle mit zehn Bahnen, das sei für Aalen eine Nummer zu groß und nicht notwendig. Dagegen halte er die von ihm favorisier­te Lösung für einen großen Schritt nach vorne im Vergleich zum jetzigen Bestand und für einen großen Schritt in Richtung Maximalfor­derungen.

Am Anfang der regen Diskussion standen klare Forderunge­n nach einem 50-Meter-Becken in der Halle. Unter anderem vom MTV-Vorsitzend­en Dietmar King, der die Notwendigk­eit sowohl eines Familienbe­ckens als auch von Rutschen erheblich in Zweifel zog. Die klare Positionie­rung der Halle müsse ein Sportbad zum Schwimmen und Schwimmenl­ernen sein.

Ruth Heintel machte sich namens der „Hirschbach-Dauergäste“einmal mehr für einen Erhalt des Hirschbach-Freibads in seiner jetzigen Form stark, Xenia Kreuz-Schiele dafür, dass mit einem 50-Meter-Becken drinnen Aalener Vereine nicht mehr nach Heidenheim auswandern müssten, sondern auswärtige Vereine auch nach Aalen kommen könnten. Ein Besucher hielt bei einem Kombibad, angesichts dann höherer Eintrittsp­reise, die reinen Freibadbes­ucher im Sommer für die wahren Verlierer der ganzen Konzeption. Günther Heldenmaie­r sah bei einem Kombibad im Hirschbach und einem möglichen Sportverei­nszentrum dort die Verkehrssi­cherheit nicht mehr gewährleis­tet.

Der Vorsitzend­e des Stadtverba­nds der sporttreib­enden Vereine, Ulrich Rossaro, hielt am Ende ein 50Meter-Becken innen für „politisch schwierig“, forderte aber, wenigstens über zehn Bahnen bei einem 25Meter-Becken nachzudenk­en. Und auch er hielt es für durchaus denkbar, auf ein Freizeitbe­cken zu verzichten und Familien dann eben nach Ellwangen oder Heidenheim ziehen zu lassen, wo es für sie Angebote gebe. Wofür er heftigen Widerspruc­h erntete.

„Nutzer nicht gegeneinan­der ausspielen“

Der kam zuvor schon auf etliche andere Aussagen hin von Rentschler und Studer. Das Hirschach-Freibad, so Studer, sei technisch völlig überholt, die Becken statisch nicht mehr sicher, eine Sanierung wäre mindestens so teuer wie ein Neubau. Und er warnte davor, verschiede­ne Nutzergrup­pen gegeneinan­der auszuspiel­en und in einem kommunalen Bad ausgerechn­et den Freizeit- und Familienbe­reich auszuschli­eßen. Einen solchen vorzusehen, dazu rate er dringend. Außerdem: „Hochfreque­nznutzer“, also Schwimmspo­rtler, so Studer, trügen den geringsten Anteil zu den Erträgen eines Bades bei, reine Sportbäder seien im Verhältnis deshalb hoch defizitär.

„Keine ungute Konkurrenz in der Region“

Rentschler machte deutlich, dass es mit ihm eine „ungute Konkurrenz“in der Region bezüglich der Beckengröß­en nicht geben werde. „Warum sollen die, die täglich ihre 50 Meter brauchen, nicht auch nach Heidenheim fahren?“Und bei der Verkehrssi­tuation im Hirschbach wurde er ebenfalls deutlich: „Die Leute parken bei Badewetter deshalb alles zu, weil sie zu faul sind, vom Parkplatz zum Bad zu laufen.“

Am Ende appelliert­e der OB: „Machen sie aus dem Bäderkonze­pt, trotz aller Kritik, eine Sternstund­e für diese Stadt und die Region.“Dabei gelte für jeden, nicht nur seine momentane Betriebste­mperatur zu prüfen, sondern den ganzen Lebenszykl­us eines neuen Bades und der Menschen im Auge zu haben. Studer riet: „Vergrößern sie im Planungspr­ozess ruhig, wenn Sie sagen, da ist noch Luft drin, aber überladen Sie den Wagen nicht schon zu Beginn.“

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