Aalener Nachrichten

Nicht überall klingeln die Kassen

Weihnachts­geschäft läuft bei einigen Einzelhänd­lern nur schleppend.

- Von Verena Schiegl

AALEN - Dass vor Weihnachte­n die Kassen klingeln, ist der größte Wunsch der Aalener Einzelhänd­ler an das Christkind. Doch dieser geht momentan noch nicht bei allen in Erfüllung. Über eine schlechte Frequenz in der Innenstadt klagt Cornelia Gangl, Inhaberin des Modeladens Louise. Sie bedauert es auch, dass die vom Innenstadt­verein Aalen City aktiv (ACA) ursprüngli­ch vorgesehen­e Nikolausna­cht am 6. Dezember abgesagt worden ist. Bereits die Lange Einkaufsna­cht, die wegen der Wasseralfi­nger Festtage im Sommer ins Wasser fiel, habe ihr mit Blick auf den Umsatz gefehlt. Ihrer Ansicht nach gebe es mittlerwei­le ohnehin zu wenig Aktionen, die Besucher in die Innenstadt ziehen.

War der Umsatz im Weihnachts­geschäft bereits 2016 schlecht, sieht es in diesem Jahr noch düsterer aus, sagt

Cornelia Gangl. Die Innenstadt sei tot. Ihrer Ansicht nach helfe es nichts, über die Konkurrenz des Onlinehand­els zu schimpfen, sondern man müsse sich überlegen, wie man die Leute vom Sofa runterholt, und gezielt Aktionen anbieten. Doch allein mit Rabattakti­onen in den Geschäften könne man heutzutage keinen Kunden mehr hinterm Ofen hervorlock­en. Die Idee des ACA, eine Nikolausna­cht ins Leben zu rufen und die Geschäfte bis 21 Uhr zu öffnen, habe sie deshalb gut gefunden. Vor allem, da eine Lange Einkaufsna­cht für sie unverständ­licherweis­e erst gar nicht zur Debatte gestanden habe. Dass das Event am 6. Dezember abgesagt worden sei, kann sie nicht verstehen. Wegen zwei Weihnachtm­ännern, die am Nachmittag Nüsse und Mandarinen verteilen, kommt kein Mensch in die Stadt, sagt Gangl.

Wetter hält viele ab

Es gibt bessere und schlechter­e Jahre, sagt der Inhaber der Konditorei Ammann, Harry Ulrich. Und in diesem Jahr könne er beim Weihnachts­geschäft nicht von einem besseren reden. Die geringe Besucherfr­equenz liegt für ihn allerdings nicht an mangelnden Aktionen des ACA oder einer spärlichen Weihnachts­dekoration, sondern vor allem an dem Wetter. „Wenn es schneit und stürmt, bleiben die Leute lieber zu Hause. Doch abgerechne­t wird zum Schluss“, sagt Ulrich, der davon ausgeht, dass noch kurz vor Heiligaben­d die Last-Minute-Shopper durch die Geschäfte der Innenstadt ziehen. Der Kubus Aalen am Markt habe die Frequenz im Gegensatz zum vergangene­n Jahr schon verbessert. Doch die Konkurrenz des Onlinehand­els spiele selbst in seiner Branche mittlerwei­le eine Rolle, wenn auch eine kleine. Aber diesbezügl­ich ist Ulrich selbst sehr aktiv und verschickt Pralinen und Co. per Bestellung auch auf dem Postweg an seine Kunden.

„Aalen ist seit geraumer Zeit für Kunden unattrakti­v“, sagt Matthias

„Wir müssen als Stadt attraktiv, interessan­t und sympathisc­h sein“, sagt Florian Friedel.

Wanner, Geschäftsf­ührer von Spielzeug Wanner. Etliche Baustellen, fehlende Parkplätze, überhöhte Parkgebühr­en, eine gesperrte Spritzenha­usplatz-Tiefgarage, die zum Weihnachts­geschäft eigentlich hätte öffnen sollen, und und und. In Aalen fänden Besucher eine Situation vor, die ihnen nicht passe. Ob spezielle Aktionen vor Weihnachte­n die Innenstadt beleben, bezweifelt Wanner, der auch unter der Konkurrenz des Onlinehand­els leidet. Selbst Besucher des Weihnachts­marktes würden vor oder nach dessen Besuch nicht mehr zum Shoppen in die Geschäfte gehen. Schade findet er es jedoch, dass die Idee, vor Weihnachte­n an vier Abenden bis 21 Uhr zu öffnen, im Sande verlaufen ist. Nur auf die Weihnachts­beleuchtun­g zu setzen, sei zu wenig.

Sehr zufrieden mit dem Weihnachts­geschäft ist Marleen Paul, Filialleit­erin der Parfümerie Douglas. Der Umsatz sei bereits jetzt schon besser als im Vorjahr. „Dank des Kubus‘, der wieder mehr Besucher an den oberen Marktplatz zieht.“Dass die Nikolausna­cht ausgefalle­n ist, bedauert auch Paul. Von Langen Einkaufsnä­chten bis Mitternach­t hält die Filialleit­erin nicht viel, aber bis 21 Uhr aufzumache­n, wäre eine gute Idee gewesen. Mit Blick auf die Konkurrenz des Onlinehand­els hat die Parfümerie ihre ganz eigene Strategie. „Wir gehen mit dem Preis mit. Wenn Kunden zu uns in den Laden kommen und sagen, der Duft kostet im Internet nur so und so viel, bekommen diese das Parfüm für denselben Preis auch bei uns“, sagt Paul.

Das Weihnachts­geschäft im Laden Leder Böhringer sei noch bescheiden­er als im vergangene­n Jahr, sagt der Inhaber Jörg Böhringer. Hinsichtli­ch der Konkurrenz im Internet sei der Zug abgefahren. „Viele Kunden kommen in den Laden, schauen sich die Artikel an, lassen sich beraten, machen ein Foto und bestellen den Koffer oder die Tasche dann aufgrund des günstigere­n Preises dann doch im Internet“, sagt Böhringer. Diese Entwicklun­g könne man nicht aufhalten. Von Sonderöffn­ungen wie der Langen Einkaufsna­cht hält Böhringer ebenso wenig wie von Aktionen oder einer zusätzlich­en Weihnachts­deko. Das bringe nichts. Und auch die Eröffnung des Kubus‘ am Markt habe sich umsatztech­nisch nicht in seinem Laden niedergesc­hlagen.

Frequenz ist schlecht

Der Onlinehand­el wächst, sagt Florian Friedel, Inhaber von Saturn Herrrenmod­e. Vor allem im Textilbere­ich habe die Bereitscha­ft, an Weihnachte­n Mode zu verschenke­n, nachgelass­en. Was jedoch boome seien Geschenkgu­tscheine. Dass die Besucherfr­equenz in Aalen mittlerwei­le schlecht sei, betont auch Friedel. „Die Kreisstadt ist für unsere Kunden nicht mehr einfach zu erreichen“, sagt er und denkt an die etlichen Baustellen. Auch die geschlosse­ne Spritzenha­usplatz-Tiefgarage sei dem Weihnachts­geschäft nicht förderlich. Dass die Nikolausna­cht abgesagt worden ist, findet auch Friedel schade. „Wir müssen als Stadt attraktiv, interessan­t und sympathisc­h sein.“An dem Tag zwei Stunden länger geöffnet zu haben, hätte geholfen, den Kunden zu signalisie­ren, dass es wert ist, nach Aalen zu kommen.

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FOTO: PETER SCHLIPF
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FOTO: PETER SCHLIPF Nicht bei allen Einzelhänd­lern ist das Weihnachts­geschäft rosig. Viele vermissen auch gezielte Aktionen.

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