Uni erforscht Auswirkungen von Kopfbällen aufs Gehirn
Bis 2020 werden Spieler des Hamburger SV, des FC Basel und SC Regensburg überwacht
PADERBORN/BONN (epd) - Sportmediziner der Universität Paderborn erforschen in einem internationalen Projekt die Auswirkungen von Kopfbällen auf die Gehirne von Fußballern. Unter Leitung des Neurologen Claus Reinsberger sollen bis 2020 verschiedene neurologische und kernspintomografische Daten von Spielern der Vereine Hamburger SV, SC Regensburg und FC Basel gesammelt und ausgewertet werden. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn fördert das Projekt mit rund 800 000 Euro.
Zu dem Thema besteht laut Reinsberger wissenschaftlicher Nachholbedarf. Leichte Gehirnerschütterungen im Sport würden zwar schon seit den späten 1990er-Jahren erforscht, sagte der Leiter des Sportmedizinischen Instituts der Uni Paderborn, doch viele vorherige Studien seien zu wenig fundiert. Stattdessen verunsicherten kursierende Halbwahrheiten Sportler, Trainer und Eltern.
„Unklar ist insbesondere, ob es sich bei den Kopfbällen um wiederholte schädliche Minierschütterungen des Gehirns handelt“, erklärte der Neurologe. Der Wissenschaftler hat mit Experten aus Deutschland und der Schweiz ein Studiendesign entwickelt, das anhand verschiedener Hypothesen überprüfen soll, ob und welche Hirnveränderungen durch das Kopfballspielen entstehen.
Die beteiligten Fußballprofis wurden den Angaben nach bereits per Kernspintomographie durchleuchtet. Getestet wurden zudem Augen, Gleichgewichtsorgan, Konzentration und Befinden. Zur Erfassung von Art, Häufigkeit und den Mechanismen der Kopfbälle gibt es in der neuen Saison bei allen Trainingseinheiten und Spielen Videobeobachtung und zum Teil auch eine Datenerfassung mit Beschleunigungssensoren, wie es hieß. Diagnostizierte Gehirnerschütterungen und Erschütterungen durch das Kopfballspiel werden getrennt analysiert. Abschließend erfolgt wieder ein Gesundheitscheck.
Am Projekt beteiligt sind die Universitätsklinken Hamburg-Eppendorf, die Klinik für Neurologie in Zürich sowie die Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie in Regensburg. Dazu kommen die Forschungszentren Swiss Concussion Center in Zürich, die Medical School Hamburg, die Technische Universität München und das Martinos Center for Neuroimaging an der Harvard Medical School in den USA.