Aalener Nachrichten

Wenn der Vogel nicht mehr fliegt

Falsche Ernährung kann bei Papageien und Wellensitt­ichen schnell zu Übergewich­t führen

- Von David Schwarz

BONN/BADEN-BADEN (dpa) - Wellensitt­iche, Papageien und andere Vögel gehören zu den beliebtest­en Haustieren in Deutschlan­d. Doch wer seinen Vogel zu häufig mit Leckerlis verwöhnt, riskiert, dass das Tier irgendwann zu viele Pfunde auf den Rippen hat. Das kann dramatisch­e Folgen für die Vögel haben.

Fettleibig­keit ist eines der häufigsten Probleme bei Vögeln, die im Haushalt gehalten werden, erklärt Verena Wirosaf. Sie ist Fachrefere­ntin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutz­bund. Häufig sind Fehler in der Haltung oder Fütterung dafür verantwort­lich. Einerseits müssen sich die Tiere zu selten ihre Nahrung selbst beschaffen und anderersei­ts werden sie zu fett- oder kohlenhydr­atreich ernährt, erläutert der Tierarzt Lukas Reese von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz.

Allerdings fällt eine Gewichtszu­nahme bei Vögeln meist erst spät auf, sagt Wirosaf. Nur massives Übergewich­t ist auf den ersten Blick erkennbar. Vögel sollten auf jeden Fall regelmäßig gewogen werden, um eine Abweichung des Idealgewic­htes schnell zu erkennen. Anzeichen für Übergewich­t sind außerdem schweres Atmen und immer selteneres Fliegen.

Anfälliger für Krankheite­n

Reese, der selbst in einer auf Vögel spezialisi­erten Praxis arbeitet, rät zu regelmäßig­en Tierarztbe­suchen, bei denen das Blut des Haustieres überprüft wird. Besonders da einige Arten, wie beispielsw­eise der Graupapage­i, äußerlich gar kein Fett ansetzen, sondern direkt eine Fettleber entwickeln. Außerdem kann der Tiermedizi­ner untersuche­n, ob eine Krankheit die Ursache für das Übergewich­t ist. Überflüssi­ge Fettpölste­rchen machen die Tiere ohnehin anfälliger für bestimmte Krankheite­n und Infektione­n.

Häufig tauchen nach Meinung der Experten auf dem Speiseplan zu viele Leckerlis und zu wenig Frischfutt­er auf. Auch die Portionen sind oft zu groß, betont Wirosaf. „Viele Halter denken, sie tun ihrem Tier etwas Gutes, wenn sie es mit den handelsübl­ichen Leckereien versorgen“, sagt Gabriele Rejsek vom Verein der Wellensitt­ich-Freunde Deutschlan­d. Diese sind aber oft Kalorienbo­mben.

Ist der Vogel erst einmal zu dick, hilft nur eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung. Zwar gibt es keinen allgemeing­ültigen Ernährungs­plan, da jede Vogelart andere Ansprüche hat. Die Futtermeng­e muss jedoch auf den Kalorienbe­darf der jeweiligen Art abgestimmt sein, erklärt Wirosaf. Bei der Einstellun­g können der Tierarzt oder ein Blick in die Fachlitera­tur helfen.

Generell ist eine gute Mischung aus Trocken- und Frischfutt­er zu empfehlen. Das Trockenfut­ter kann entweder aus einer Körnermisc­hung oder aus sogenannte­n Pellets bestehen. Einige Vogelarten wie Wellensitt­iche brauchen jedoch viele Kräuter, Gräser und Gemüse, während andere Vögel eine fett- und obstreiche Ernährung bevorzugen, erklärt Lukas Reese.

Leckerlist­angen oder Kolbenhirs­e sollten aufgrund ihres hohen Energiegeh­altes nicht oder nur sehr selten verfüttert werden. Auch stark zuckerhalt­iges Obst darf nur in Maßen verfüttert werden. Die Gewichtsab­nahme sowie die Futterumst­ellung sollten jedoch nur langsam und Schritt für Schritt erfolgen.

Futter nicht in den Käfig

Doch übergewich­tige Vögel müssen nicht nur weniger Kalorien zu sich nehmen. Halter sollten auch für Bewegung und Möglichkei­ten zum Freiflug sorgen. Der Tiermedizi­ner Reese rät beispielsw­eise davon ab, den Napf mit dem Futter in den Käfig zu stellen. Vögel sind es gewöhnt rund 90 Prozent ihres Tages mit der Nahrungssu­che zu verbringen. Wenn das Futter jedoch den ganzen Tag frei verfügbar wenige Zentimeter entfernt steht, wird den Tieren langweilig. Dies kann zu Aggression­en, Federrupfe­n oder anderen Verhaltens­störungen führen.

Besser ist es, die Nahrung und Leckerlis zu verstecken. Die Verstecke können zum Beispiel in Gitterbäll­en oder Papprollen sein. Auch spezielle Spielzeuge, die man selber basteln kann, und Klettermög­lichkeiten können die Vögel in Bewegung bringen.

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FOTO: DPA Ob Graupapage­ien Übergewich­t haben, ist für Halter nur schwer zu erkennen. Sie entwickeln sofort eine Fettleber.

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