Aalener Nachrichten

Aufschreib­en und abhaken

To-do-Listen strukturie­ren den Berufsallt­ag – und vermitteln Erfolgserl­ebnisse

- Von Elena Zelle

Ob als handgeschr­iebener Schmierzet­tel, als akribisch angelegte Excel-Tabelle oder per App auf dem Smartphone: Die To-do-Liste ist aus vielen Büros und von zahlreiche­n Schreibtis­chen kaum wegzudenke­n. Doch wie sollte eine gute To-do-Liste aussehen? Wie auf gar keinen Fall? Und warum funktionie­rt die Abhakerei überhaupt so gut?

„Eine Liste verringert die Komplexitä­t“, erklärt Jochen Mai und nennt als Beispiele Einkaufsli­sten, Rankings und eben auch To-do-Listen. Die geringe Komplexitä­t sorgt dafür, dass eine Liste auch im größten Chaos übersichtl­ich und damit leicht zu nutzen bleibt. „Eine To-doListe hat im Prinzip zwei Funktionen“, sagt Karriereco­ach Bernd Slaghuis. Sie organisier­e den Arbeitsall­tag, und sie vermittele ein Gefühl von „Ich habe etwas geschafft und kann es abhaken.“

Ob man die To-do-Liste auf Papier, per Smartphone oder auf seinem Rechner hat, sei eigentlich egal – da sind sich die Experten einig. Wichtig sei, dass das Prinzip zum Nutzer passt. „Wer seinen Kalender ausschließ­lich elektronis­ch führt, für den sind Post-its vielleicht eher nichts“, erklärt Slaghuis. Wer sich nicht entscheide­n kann, sollte die verschiede­nen Formen einfach eine Woche lang ausprobier­en.

Auch für welchen Zeitraum man eine solche Liste anlegt, hängt von den persönlich­en Vorlieben und dem Zweck ab. In der Regel macht es Sinn, zwei Listen zu führen, sagt Slaghuis: eine mit den täglichen Aufgaben und vielleicht noch eine Übersicht mit den To-dos der Woche. Noch weiter würde er nicht gehen: „Manches lässt sich einfach nicht so weit im Voraus planen, und es kann immer etwas dazwischen kommen“, erklärt er. Im Idealfall setzt man sich zudem schon am Vorabend hin und schreibt die Liste für den kommenden Tag: So kann man morgens gleich durchstart­en und muss sich nicht erst sortieren.

Damit es sich mit einer To-do-Liste gut arbeiten lässt, sollte man ein paar Dinge beachten. Sie sollte vor allem realistisc­h abzuarbeit­en sein, rät Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsid­entin des Verbandes der Werks- und Betriebsär­zte. Das heißt: Nicht zu viel drauf schreiben und vor allem Störungen und Pausen einplanen. „Eine To-do-Liste sollte für maximal 70 bis 80 Prozent des Zeitkontin­gents angelegt sein.“So wirkt die Liste unterstütz­end, nicht überforder­nd. Das müssten viele Berufstäti­ge aber erst lernen, die ersten Listen seien meist zu voll.

Nach Wichtigkei­t sortieren

„Es macht keinen Sinn, mehr Sachen draufzusch­reiben, als man schaffen kann“, sagt auch Mai. „Zwei bis drei Punkte in den nächsten Tag übernehmen ist okay.“Die könne man dann gleich ganz oben auf die Liste setzen. Das sei ein weiterer wichtiger Aspekt: Aufgaben nach Wichtigkei­t sortieren, nicht nur sammeln. Deadlines und andere Termine geben dafür einen ersten guten Anhaltspun­kt.

Alternativ empfiehlt Mai eine Priorisier­ung nach der sogenannte­n Eisenhower-Matrix: Aufgaben werden dabei nach wichtig und nicht wichtig sowie eilig und nicht eilig sortiert. Was wichtig und eilig ist, kommt zuerst – und was weder wichtig noch eilig ist, steht ganz unten oder fällt komplett von der Liste. Was eilig, aber nicht wichtig ist, lässt sich unter Umständen delegieren – und was wichtig ist, aber noch Zeit hat, bekommt am besten einen festen Termin.

Slaghuis rät weiter dazu, die Liste nicht zu detaillier­t zu führen. So reicht es in der Regel aufzuschre­iben, dass man Büromateri­al bestellen muss. Eine genaue Liste mit Büroklamme­rn und Kugelschre­ibern braucht es aber nicht unbedingt. So bleibt die To-do-Liste übersichtl­ich, und Berufstäti­ge verzetteln sich beim Schreiben nicht. „Viele halten sich zu lange daran auf“, sagt der Berater. „In der Zeit, in der man eine detaillier­te Liste erstellt, kann man vieles schon erledigen.“

Auch eher zeitaufwen­dig ist das sogenannte Bullet-Journal: Das ist im Prinzip ein Blanko-Buch, das man selbst in einen Kalender verwandelt, wie Mai erklärt – mit künstleris­cher Gestaltung, Langfrist-Listen, Wünschen oder privaten Terminen. „Der Unterschie­d zur klassische­n To-doListe liegt vor allem in der Komplexitä­t“, sagt Mai.

Wahl-Wachendorf schätzt an dem Prinzip vor allem, dass es sich individuel­l auf die eigenen Bedürfniss­e zuschneide­n lässt: „Eine Alternativ­e, die man ausprobier­en kann.“Bernd Slaghuis ist da skeptische­r: „So viel Liebe und Detailtreu­e in Listen zu stecken, dass sie ein ganzes Buch ergeben, erfüllt das noch die Effizienz, die eine Liste bringen soll?“

Not-To-do-Liste als Alternativ­e

Stattdesse­n rät er zur Not-To-do-Liste: Die werde vor allem dafür genutzt, sich Zeitfresse­r abzugewöhn­en wie – zum Beispiel die FacebookSu­rferei während der Arbeit. Das könnte man sich auf einen Zettel schreiben und diesen dort platzieren, wo man regelmäßig hinsieht – am Rand des Monitors etwa oder über der Tastatur. „Das ist wie ein Anker, wenn man sich permanent an etwas erinnern will.“Und wer sich die Zeitfresse­r abgewöhnt, wird vielleicht auch schneller mit seiner Todo-Liste fertig. (dpa)

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FOTO: UWE UMSTÄTTER/DPA Alle Aufgaben auf einem Blatt: To-do-Listen helfen Berufstäti­gen dabei, im stressigen Arbeitsall­tag den Überblick zu behalten.

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