BER braucht eine Milliarde Euro mehr
2020 soll der neue Hauptstadtflughafen BER in Berlin eröffnen – Wegen der neuerlichen Verzögerung wird mehr Geld benötigt
BERLIN (AFP) - Für die Inbetriebnahme und den Ausbau des Hauptstadtflughafens BER fehlen der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg zufolge bis zu einer Milliarde Euro. Zwar soll an dem geplanten Eröffnungstermin im Oktober 2020 nicht gerüttelt werden, aber die Verzögerungen verursachen erhebliche Mehrkosten. Allein die Aufwendungen für den Baustellenbetrieb und die Einnahmeausfälle belaufen sich auf geschätzt rund 25 Millionen Euro pro Monat.
BERLIN (dpa) - Bis zu einer Milliarde Euro fehlt einem Bericht der „Bild am Sonntag“zufolge für Ausbau und Inbetriebnahme des neuen Berliner Hauptstadtflughafens BER. Einen entsprechenden Finanzbedarf aufgrund einer ersten Schätzung teilte die BER-Geschäftsführung demnach dem Aufsichtsrat vor Weihnachten mit.
Ein Flughafensprecher wollte den Bericht am Wochenende nicht kommentieren. Er verwies auf Nachfrage lediglich auf eine Aufsichtsratssitzung im März, bei der über die Finanzierung entschieden werde. Auch vonseiten der Gesellschafter wurde auf die Sitzung des Kontrollgremiums in einigen Wochen verwiesen: „Wir gehen davon aus, dass bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung im März sowohl der Finanzbedarf solide ermittelt sowie eine verlässliche Finanzplanung erarbeitet sein wird“, sagte die Berliner Senatssprecherin Claudia Sünder der dpa am Sonntag.
Neben Berlin zählen auch das Land Brandenburg und der Bund zum Kreis der Gesellschafter. Während eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums den Bericht nicht kommentierte, teilte Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke) auf Anfrage mit: „Das einzige, was in der FBB (Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg) zu klappen scheint, ist die ständige Kreation immer neuer Bedarfe. Und dies offenbar ohne über ausreichend eigenes Geld zu verfügen.“Es sei jetzt die Stunde der Geschäftsführung und nicht die des Staates und des Steuerzahlers.
Schon im Dezember hatte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup angekündigt, durch die abermals verzögerte Eröffnung werde zusätzliches Geld für das Projekt gebraucht. Der Aufsichtsrat werde im März darüber beraten, wie die Fertigstellung finanziert werden kann. Man wolle „alle Möglichkeiten zur Eigen- und Fremdfinanzierung nutzen“, hatte Lütke Daldrup damals gesagt.
Geldgeber uneins
Dem Bericht der „Bild am Sonntag“zufolge liegen allein die Kosten für den Baustellenbetrieb und die Einnahmeausfälle bei rund 25 Millionen Euro pro Monat, das seien rund 750 Millionen Euro bis zur geplanten Eröffnung im Oktober 2020. Zudem brauche der Flughafen weitere Millionen für neue Aufträge zur Fertigstellung und zum beschleunigten Ausbau. Maximal 400 Millionen Euro könne die Gesellschaft durch Kredite alleine stemmen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Gesellschafterkreise weiter. Wie der restliche Bedarf finanziert werden solle, darüber herrsche zwischen den Gesellschaftern Bund, Berlin und Brandenburg Uneinigkeit, heißt es in dem Bericht.
Die Kosten haben sich seit dem Baubeginn 2006 von zwei auf 6,5 Milliarden Euro erhöht. Nach früheren Angaben war der BER bis 2018 durchfinanziert. Eigentlich sollte der Flughafen nach fünf Jahren Bauzeit schon 2011 in Betrieb gehen. Sämtliche Eröffnungstermine kippten seitdem jedoch, weil Planungsfehler, Baumängel und Technikprobleme abzuarbeiten sind. Besonders der Brandschutz im Hauptterminal macht Schwierigkeiten.