Er cremt nicht – er seift ein
Michl Müller war mit seinem neuen Programm „Müller…nicht Shakespeare“in der Stadthalle
AALEN (lem) - Die Lerche aus Romeo und Julia singt am Morgen. Der Unterfranke am Abend, quasi als Nachtigall auf der Stadthallenbühne. In Aalen war Shakespeare zwar nie, der Michl schon mal. Mit 72-Stunden-Deo und Untenrum-Frisur hat sich William wohl weniger beschäftigt, der Michl schon. Um Verwechslungen vorzubeugen, nennt Michl Müller sein neues Programm also „Müller…nicht Shakespeare.“Der selbsternannte „Dregg-Sagg“war völlig unter Fans in der vollen Halle und die bekamen, was sie wollten: Den kompletten Körpereinsatz eines Franken-Dynamos, Brüller und handfesten Hau-Drauf-Humor.
Müller macht den Spagat zwischen Banalem, Politik, Kneipenwitz und rumpelnder Philosophie. Er cremt ja nicht, verrät er. Sich nämlich Nivea ins Gesicht. Schlimm war das als Kind. Der Kerl von heute aber cremt gerne. Zumindest sollte er das, gibt das Diktat vor. Dass nämlich auch der männliche Teil der Krone der Schöpfung wie frisch gebügelt daherzukommen hat. Der Michl macht da nicht mit. Aber der Jogi Löw. Schon ist der Franke bei der kommenden Fußball-WM. „Ohne Idalien“, freut sich der Mann im schwarzen „Dregg-Sagg“auf Fränkisch – für ihn sind sie damit „die Holländer vom Stiefel“.
Müller mag den Direktkontakt, inhaltlich und auch mit dem Publikum. Ein Christian kommt zu spät und setzt sich in die erste Reihe. Ein Fehler. Vor allem, weil der sich fürs Lachen offenbar erst mal aufwärmen muss. Ein „Andi aus Oberkochen“meldet sich als freiwilliges Opfer, das nichts dagegen hat, „besonders erwähnt zu werden“. Das baut Müller natürlich später dankbar ein ins Programm. Als es nämlich um Shakespeares Julia geht. Das wohl bekannteste Liebesdrama der Welt reiht sich für Müller ein in die Welt der Rosamunde-Pilcher-Filme. Und Julia ist für den handfesten Franken „nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte“. Beziehungsweise „dumm wie drei Meter Feldweg in Oberkochen“.
Müller haut drauf. Auf so ziemlich alles, was kreucht und fleucht in der Glotze, im Internet und auf dem Hosentaschentelefon. Nicht immer trifft er ins Volle, manches ist ausgelutscht. Die Fans bringt er aber trotzdem fast immer zum Lachen oder Brüllen, je nachdem. Lokal wird er auch immer wieder mal. Im Trend angeblich: Intimfrisuren. Hier vor Ort etwa in der Version der Aalener Stadt-Silhouette. Klar – mit der „Derme“drauf. Gemeint sind die Limes-Thermen.