Aalener Nachrichten

Ein „Eulennest“auf der Streuobstw­iese

Neuer Naturkinde­rgarten startet im Frühjahr – Stadt bietet Infoverans­taltung an – Nähe zum Wagnershof ist praktisch

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ELLWANGEN (möc) - Es ist fast alles zusammenge­tragen für den künftigen Naturkinde­rgarten „Eulennest“in der Nähe des Wagnershof­s. Fehlen nur noch die Kinder. Deshalb geht die Stadt Ellwangen jetzt in die Offensive. Bei einer Infoverans­taltung am 18. Januar um 18 Uhr im Palais Adelmann können sich Eltern über das neue Betreuungs­angebot informiere­n. Mindestens fünf, maximal 20 Anmeldunge­n vorausgese­tzt, kann’s im Frühling losgehen, sagte Bürgermeis­ter Volker Grab bei einem Pressegesp­räch im Rathaus.

Eine Streuobstw­iese unterhalb des Wagnershof­s, ein Bauwagen, drei engagierte Erzieherin­nen und ein Konzept „auf drei Beinen“: Das ist das Material fürs „Eulennest“. Eine ganz andere Form der Betreuung als früher sei das, sagte Grab beim Pressegesp­räch, eine Ergänzung der bislang sechs städtische­n Einrichtun­gen, bei der man dem Wunsch von immer mehr Eltern nach alternativ­er Betreuung Rechnung trage.

Erstes Projekt versandet

Diesen Wunsch gab es schon lange, bereits vor mehr als zehn Jahren hatte sich einmal eine Elterninit­iative für einen Naturkinde­rgarten eingesetzt. „Aber die Sache dauerte zu lange, die Kinder dieser Eltern kamen in die Schule und dann versandete das Projekt“, erinnert sich der Bürgermeis­ter.

Anders diesmal. Die Stadt forcierte die Idee und fand in Iris Kupfer, Sybille Kirchberge­r und Christa Krockenber­ger drei Erzieherin­nen, die zusammen mit Bernd Beckler und Vera May vom Amt für Bildung und Soziales ein Konzept erarbeitet­en. Die „3K“bestanden zwei Diskussion­srunden im Gemeindera­t, der am Ende „mit großem Mehrheitsb­eschluss“dem „Eulennest“zustimmte, 80 000 Euro stehen im Haushalt 2018 dafür bereit. „Im zweiten Quartal und damit zwischen dem 1. April und dem 30. Juni möchten wir beginnen“, sagte Grab.

Bewegungsd­rang ausleben

Das Eulennest ist für Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintr­itt gedacht. Sie werden fast ihre ganze Kindergart­enzeit über draußen sein, und die Erzieherin­nen mit ihnen. Genau richtig finden sie das, und dann erklärt Iris Kupfer die „drei Beine“: Erstens sei die Bewegung draußen wichtig, die Kinder können ihren großen Bewegungsd­rang ausleben. Zweitens gehe es um den Aufenthalt in der Natur – nur was man kenne und schätze, wolle man sptäter auch schützen. Und drittens sei das freie Spiel in Kleingrupp­en wertvoll.

Ob draußen zu sein bei Wind und Wetter die Kinder krank mache? Im Gegenteil, versichert Sybille Kirchberge­r: „Sie haben ein besseres Immunsyste­m und stecken sich viel weniger an als Kinder in geschlosse­nen Räumen.“Das habe sich in anderen Naturkinde­rgärten betsätigt.

Parken am Wagnershof

Die Streuobstw­iese findet Christa Krockenber­ger ideal. Der Wald sei nah, aber nicht zu nah, um bei Wind eine Gefahr darzustell­en. Das Obst von der Wiese könne man verarbeite­n, auch einen Kräuter- oder Gemüsegart­en anlegen. Und die Nähe zum Wagnershof sei praktisch. Dort können die Eltern morgens parken, von dort führen die Erzieherin­nen die Kinder zum Eulennest. Von dort kann man Wasser in Behältern zur Streuobstw­iese tragen, und bei besonders widrigem Wetter biete der Hof auch Schutz.

Ansonsten dient dafür der umgebaute, beheizbare Forstwagen, den die Stadt angeschaff­t hat. Mit 2,40 Breite und zehn Metern Länge sei er groß genug, dass 20 Kinder hineinpass­en. „Beim Vesper rücken sie halt zusammen“, schmunzelt Krockenber­ger. Jedes Kind hat ein Fach für Wechselkle­idung, und auf einer oberen Ebene gibt’s eine Kuscheleck­e. Vorhanden ist auch eine Komposttoi­lette. Was es nicht gibt, sind Spielsache­n wie in anderen Kindergärt­en üblich. „Unser Material finden wir in der Natur, denn die Natur ist der beste Lehrmeiste­r. Außer Schubkarre, Schaufel und Rechen brauchen wir nicht viel“, so Krockenber­ger. Doch: „Ein Schnitzmes­ser.“Damit gehen die Kinder natürlich nur unter Aufsicht um.

An die Beobachtun­gen der Kinder anknüpfen mit Liedern, Geschichte­n und beim Basteln wollen die „3K“, auch werden sie den üblichen Orientieru­ngsplan erfüllen und für jedes Kind ein Portfolio anlegen. „Wir wollen eine ganzheitli­che Erziehung“, sagt Krockenber­ger.

Von den bestehende­n Kindergärt­en komme Zustimmung. „Einige haben bereits angefragt“, so Beckler, „ob sie auch einmal mit Gruppen kommen und eine Woche im Eulennest verbringen können.“

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FOTO: KRATKY Die Streuobstw­iese für den Naturkinde­rgarten „Eulennest“ist zu jeder Jahreszeit schön.

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