Ein Kämpfer mit großem Herzen
Popeye gibt nicht auf – Mit den „Harten Hunden“ist er derzeit auf Vox zu sehen.
AALEN - „Wie lange ich noch zu leben habe, weiß ich nicht. Angst vor dem Sterben habe ich aber keine.“Die Worte von Markus Bugger, den alle seit über 25 Jahren nur Popeye nennen, gehen unter die Haut. Im August vergangenen Jahres erzählte der 45-Jährige den „Aalener Nachrichten“von seiner unheilbaren Krankheit Lymphknotenkrebs und machte allen krebskranken Menschen Mut. Mittlerweile hat die Krebserkrankung auch seine Milz und Nieren befallen, Popeye geht es merklich schlechter. Kraft geben ihm seine Freunde von den „Harten Hunden“, mit denen er seit 6. Januar in der gleichnamigen Tierschutz-Dokumentation auf Vox zu sehen ist.
„Wie geht es Popeye?“Diese Frage stellen seit Sommer vergangenen Jahres viele Leser der „Aalener Nachrichten“. Auch etliche, die den damals emotional ergreifenden Videobeitrag #Marktplatz15 mit ihm gesehen haben, machen sich Sorgen. Ins Bewusstsein vieler ist Popeye auch durch die Tierschutz-Dokumentation auf Vox gerückt, die seit 6. Januar immer samstags zu sehen ist. Und die Antwort „ihm geht es schlechter“macht betroffen. Der Krebs, an dem er im Dezember 2016 erkrankt ist, „hat mittlerweile Stadium vier erreicht“, sagt Popeye. Waren anfangs seine Leiste, der Bauchraum und die Lunge von Metastasen befallen, sind mittlerweile auch Organe wie Milz und Leber betroffen. Auch das Herz, an dem er vor acht Jahren operiert worden ist, macht ihm zu schaffen. Über viele Monate hat Popeye zahlreiche Chemotherapien über sich ergehen lassen. Danach ging es ihm immer hundeelend. Und trotzdem hat er die Tortur erduldet, in der Hoffnung, damit irgendetwas Positives bewirken zu können. Doch ohne Erfolg.
Nicht mehr das Versuchskaninchen für Ärzte spielen
Deshalb hat sich der einst erfolgreiche Kampfsportler vor wenigen Monaten dazu entschlossen, die Behandlungen abzubrechen. Er wollte nicht mehr „das Versuchskaninchen“für die Ärzte spielen. „Jede Behandlung wird die tödliche Krankheit nur hinauszögern“, sagt Popeye, der in der vergangenen Zeit viele Freunde und Bekannte an den Krebs verloren habe. Insofern lehnt er mittlerweile auch Tipps und gut gemeinte Ratschläge auf seiner Facebookseite ab. „Die Aufmunterungen und Hilfestellungen sind lieb gemeint. Aber ich weiß, dass nichts mehr hilft. Wenn der Krebs so gestreut hat, gibt es keine Hoffnung mehr.“
Popeye, der immer wieder auch Betroffenen Mut macht und sie an seinem Schicksal teilhaben lässt, hat dieses angenommen, akzeptiert und sich dazu entschieden, jetzt auf seine Weise mit dem Krebs umzugehen. Nach dem Abbruch der Chemotherapie hat der 45-Jährige eine Zeit lang wieder Sport getrieben. Mit dem Auspowern am Boxsack oder Kraftübungen im Wald wollte er wieder das Gefühl haben, ganz der Alte zu sein. „Doch danach war ich sehr geschwächt und musste mir eingestehen, dass das alles nicht mehr so geht.“Wie lange ihm noch Zeit zu leben bleibt, weiß er nicht und will das auch gar nicht wissen. Prognosen über seine Lebenserwartung wolle er von den Ärzten nicht hören. „Das sind keine Götter in Weiß. Nur Gott allein weiß, wann der Tag kommt, an dem mein Leben enden wird. Und das soll dann auch so sein.“Aber so lange habe er es in der Hand, wie er die verbliebenen Tage verbringen möchte. Worte, bei denen man Gänsehaut und Tränen in den Augen bekommt.
Kraft in der schweren Zeit geben ihm seine Freunde. Vor allem Ralf Seeger und die anderen Kollegen, die sich in der Tierschutz-Dokumentation „Harte Hunde“auf Vox für Not leidende Tiere einsetzen. Beim Dreh im vergangenen Jahr hat Popeye sie besucht. In den Staffeln, die seit 6. Januar über den Bildschirm flimmern, ist auch er zu sehen. „Ich konnte zwar nicht körperlich anpacken, aber ich bin mit den Vierbeinern spazieren gegangen, habe mit ihnen gespielt und gekuschelt.“Der Kontakt mit den Tieren tue seiner Seele gut und auch das Beisammensein mit seinen Jungs habe ihm unheimlich viel gegeben. Vor allem Ralf Seeger, der Kopf der „Harten Hunde“und sein Ziehvater, baue ihn psychisch immer wieder auf. So sehr, dass er in der vierten und letzten Staffel, die am 27. Januar ausgestrahlt wird, genügend Kraft hatte, um beim Bau eines Geheges und Stalls für die Tiere auf einem Gnadenhof in Sandbostel zu helfen.
Um zu Hause in den eigenen vier Wänden nicht zu viel zu grübeln, hat Popeye trotz seiner schweren Krankheit vor vier Monaten wieder angefangen zu arbeiten. „Würde ich nur herumhängen, würde mir die Decke auf den Kopf fallen.“Abgelenkt wird er auch von seiner sieben Jahre alten französischen Bulldogge Huye, „die ganz genau weiß, was mit mir los ist. Im Gegensatz zum Menschen spüren Tiere das auch ohne große Worte.“Was mit der Hündin einmal werden soll, hat Popeye genau festgelegt. Auch mit seiner Patientenverfügung hat er sich bereits befasst, sein Testament sei gemacht und mit seiner Beerdigung habe er eine liebe Familie in Wasseralfingen betraut, die auch in der schweren Zeit immer für ihn da sei. „Und dafür möchte ich mich herzlich bedanken.“
„Wie lebt man, wenn man weiß, dass es bald vorbei sein kann?“„Ganz normal.“Die Fassung, mit der Popeye sein Schicksal trägt, ist für den Außenstehenden bemerkenswert. Seine Antwort auf die Frage, was er vor seinem Tod noch einmal gerne erleben möchte, berührt und macht sprachlos: „Ich wünsche mir, dass sich Menschen gegenseitig mehr verstehen und unterstützen und dass Hass, Gewalt, Stress und Hektik irgendwann einmal wichtigeren Werten weichen. Und dass Menschen, die gesund sind, das zu schätzen wissen. Denn von jetzt auf gleich kann es vorbei sein“, sagt der 45-Jährige, der Zeit seines Lebens krebskranken Kindern, Obdachlosen und Not leidende Tieren geholfen hat.
Aktion zugunsten von „Segeltaxi“ist in Aalen geplant
Als überzeugter Buddhist glaubt er fest daran, dass seine Seele nach dem Tod weiterlebt. „Damit sie das allerdings auch kann, muss sie rein sein“, sagt Popeye. „Und das ist sie, wenn ich bis zu meinem Tod weiterhin Gutes tue.“In naher Zukunft möchte er deshalb mit den „Harten Hunden“ein Projekt in Aalen angehen, dessen Erlös der Aktion Segeltaxi zugute kommen soll.
„Solange wir leben, kämpfen wir, solange wir kämpfen, ist es ein Zeichen, dass wir nicht unterlegen sind und der gute Geist in uns wohnt. Und wenn dich der Tod nicht als Sieger trifft, soll er dich wenigstens als Kämpfer finden.“Diese Worte hat Popeye im vergangenen Jahr auf seine Facebookseite gepostet. Voll der Hoffnung, dass ihm vielleicht noch zehn bis 15 Jahre Zeit bleiben. Und wer ihn kennen gelernt hat, weiß: Der Tod trifft ihn nicht nur als Kämpfer. Er bleibt auch der Sieger. So oder so.
„Nur Gott allein weiß, wann der Tag kommt, an dem mein Leben enden wird“, sagt Popeye.