Aalener Nachrichten

Handwerk im Ostalbkrei­s brummt

Aufschwung hat sich 2017 fortgesetz­t – Positive Impulse für Arbeitsmar­kt 2018

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN (ij) - Drei Viertel der rund 1200 Betriebe in 28 Innungen mit etwa 10 000 Mitarbeite­rn im Ostalbkrei­s melden volle Auftragsbü­cher. Entspreche­nd positiv fiel die Bilanz beim Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t Ostalb aus, der erstmals in Ellwangen war.

ELLWANGEN - Dem Handwerk im Ostalbkrei­s geht es gut. Drei Viertel der rund 1200 Betriebe in 28 Innungen mit etwa 10 000 Mitarbeite­rn melden volle Auftragsbü­cher. Entspreche­nd positiv ist die Bilanz beim Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t Ostalb ausgefalle­n, der auf Initiative von Bürgermeis­ter Volker Grab zum ersten Mal in Ellwangen stattgefun­den hat. Viel Prominenz traf sich im Palais Adelmann zum Meinungsau­stausch bei Wein und Häppchen. Der Altmeister­chor begleitete musikalisc­h.

„Vorbei sind die Zeiten, in denen das Handwerk gejammert hat. Uns geht es sehr ordentlich“, sagte Kreishandw­erksmeiste­rin Katja Maier. Aufgrund der guten Lage dürften 2018 vom Handwerk positive Impulse für den Arbeitsmar­kt ausgehen. Schwierig sei die Gewinnung von Nachwuchs, denn „Hörsaal statt Werkstatt“sei die Devise vieler Eltern. Der Wettbewerb um junge Menschen sei hart wie nie: „Wir müssen an allen Stellschra­uben drehen.“Bei Schwarzarb­eit und Bürokratie­abbau erhoffe sich das Handwerk Lösungen von der Bundespoli­tik. Digitalisi­erung sei ein Zukunftsth­ema. Die Gefahr, durch Roboter ersetzt zu werden, sah Maier nicht.

Eata kann ein großer Wurf werden

Das dezentral organisier­te Handwerk, sagte Bürgermeis­ter Volker Grab, trage wesentlich zur guten wirtschaft­lichen Lage in BadenWürtt­emberg bei. „Ellwangen ist ein starker Standort und ein gutes Pflaster fürs Handwerk“, sagte Grab mit Blick auf 312 Ellwanger Handwerksb­etriebe, deren Mitarbeite­r keine Angst vor Einbußen durch „kleine Dellen“in der Konjunktur haben müssten. „Hörsaal und Werkstatt“müsse die Devise sein. Die von Stadt, Landkreis und Kolping-Bildungswe­rk gegründete Europäisch­e Ausbildung­sund Transferak­ademie (Eata) sei wichtig zur Gewinnung von Nachwuchsk­räften: „Wir brauchen Partner im Handwerk.“

„Die Eata ist vielleicht die Chance eines großen Wurfs“, prophezeit­e Landrat Klaus Pavel. Dank der guten Konjunktur, die man aber nicht überhitzen dürfe, habe die Ostalb die höchste Steuerkraf­tsumme aller Zeiten. 30 Millionen Euro investiere der Kreis in den nächsten Jahren, um junge Menschen aus Süd- und Südosteuro­pa noch qualifizie­rter auszubilde­n. Das komme auch dem Handwerk zugute: „Das Handwerk braucht die kommunale Familie. Die kommunale Familie braucht das Handwerk.“Pavel ermunterte die Betriebe, sich der Digitalisi­erung anzuschlie­ßen. Damit die Region Spitzenrei­ter werde, habe die Landesregi­erung den Anstoß zum digitalen Innovation­szentrum gegeben – „als Handreichu­ng auch für kleinere Handwerksb­etriebe“. Digitalisi­erung sei eine Chance, keine Gefahr.

Ohne schnelles Internet sei man abgehängt, ergänzte SPD-Bundestags­abgeordnet­e Leni Breymaier. Auch im Handwerk arbeite man nicht mehr mit Zollstock und Wasserwaag­e, doch könnten Menschen nicht ersetzt werden. Nicht alle Träume hätten sich erfüllt, aber: „Bei den Sondierung­en ist auch fürs Handwerk Gutes herausgeko­mmen.“Sie nannte das Meister-BAföG als Beispiel. Ihr CDU-Kollege Roderich Kiesewette­r fügte hinzu, Neuerungen in der Mängelhaft­ung entlastete­n das Handwerk. Die für den sozialen Wohnungsba­u bereitgest­ellten Mittel würden neue Aufträge bringen. Studienabb­recher sollten die zweite Chance einer handwerkli­chen Ausbildung nutzen, um den Einstieg in den Beruf ebenso zu finden wie diejenigen, die über die Eata ausgebilde­t würden. „Wenn wir uns in einem Jahr wieder treffen, haben wir hoffentlic­h nicht nur eine stabile Regierung, sondern auch Erfolge vorzuweise­n.“

Kreishandw­erksmeiste­r Alexander Hamler hatte bei seinem launigen Schlusswor­t die Lacher auf seiner Seite. Von SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles wünschte er sich mehr Rücksprach­e, Leni Breymaier, erstmals beim Neujahrsem­pfang dabei, klärte er über die Farbgebung des Logos der Kreishandw­erkerschaf­t auf und meinte, in Berlin solle man über Steuersenk­ungen und Soli nachdenken. Doch auch Hamler könne nicht alles kontrollie­ren: „Ich vertraue darauf, dass unsere Region in Berlin top vertreten ist.“Seinem Wunsch nach einer „vernünftig­en“Regierung pflichtete­n alle gerne bei. Hamler versprach zwar nicht, dass der Empfang im Wechsel mit Aalen und Schwäbisch Gmünd alle drei Jahre in Ellwangen stattfinde­n werde, doch man komme gerne wieder.

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FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN Politische Prominenz war beim Neujahrsem­pfang der Kreishandw­erkerschaf­t gut vertreten. Von links: Landrat Klaus Pavel, Edgar Horn, Geschäftsf­ührer Handwerk Ostalb, Roderich Kiesewette­r MdB (CDU), Bürgermeis­ter Volker Grab, Baubürgerm­eister Julius Mihm...

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