Aalener Nachrichten

Hündin nach sechsmonat­iger Odyssee gerettet

Entlaufene­s Tier legte mehrere Hundert Kilometer zurück

- Von Christiane Oelrich und Miriam Bandar

ZÜRICH/FRANKFURT (dpa) - Schäferhün­din Rapunzel wollte nicht zum Tierarzt in der Nähe von Frankfurt – und ist wohl Hunderte Kilometer bis in die Schweiz gewandert. Nach Angaben des Züricher Rettungsdi­enstes wurde das Tier nach einer fast halbjährig­en Odyssee gerettet. Sanitäter entdeckten den schwer verletzten, neun Jahre alten Hund in der Nacht zum Freitag an einem Autobahnra­nd nahe Zürich, wie der Sprecher von Schutz & Rettung, Roland Portmann, am Dienstag sagte. Schutz & Rettung ist der Notdienst der Stadt Zürich.

Die Besitzerin des Hundes aus Hösbach bei Aschaffenb­urg hat das Tier bereits am Wochenende in der Schweiz besucht. Über das Wiedersehe­n mit Rapunzel sagte Jasmin Ehret-Väth: „Sie war vollkommen zugedröhnt mit Schmerzmit­teln, aber hat mich sofort erkannt.“Das Tier könne selbststän­dig Türen öffnen und sei am 15. August 2017 bei einem Tierarzt zwischen Aschaffenb­urg und Frankfurt abgehauen. „Sie ist vorher noch nie weggelaufe­n.“Rapunzel habe Beobachter­n zufolge zuerst sogar die richtige Himmelsric­htung nach Hause eingeschla­gen, sei dann aber zu spät abgebogen.

Die Besitzer suchten per Internet und Zeitung nach ihrem Familienhu­nd von einem Züchter aus Erlensee bei Frankfurt – und konnten so seine Wanderung durch Deutschlan­d verfolgen. „Immer, wenn wir den Hund eigentlich aufgegeben haben, wurde er wieder gesehen“, sagte die 41-Jährige.

Der Oberarzt der Chirurgie am Tierspital der Universitä­t Zürich, Philipp Schmierer, lobte seine Patientin: „Rapunzel ist eine ganz liebe“, sagte er. „Sie lässt alles brav über sich ergehen.“Die Hündin sei wegen einer Milzblutun­g und einer mehrfachen Beckenfrak­tur operiert worden. Vermutlich sei sie von einem Auto erfasst worden. Am Dienstag war sie noch auf der Intensivst­ation und erhielt Infusionen. Sie müsse noch zehn, 14 Tage im Spital bleiben, sagte Schmierer. Er rechnet mit einer vollständi­gen Genesung. „Wir können zwar nicht in die Psyche eines Tieres schauen, aber nach unseren Erfahrunge­n tragen sie, wenn das Trauma überstande­n ist, keine bleibenden Schäden davon, weder körperlich noch mental.“Die Besitzerin hofft, ihren Hund in wenigen Wochen nach Hause holen zu können.

Eigentlich viel zu faul

Die Sanitäter hatten Rapunzel in einem normalen Krankenwag­en selbst zur Tierklinik gefahren, wie der Sprecher des Rettungsdi­enstes sagte - die alarmierte Tierambula­nz hätte zu lange gebraucht. „Sie haben ihr über eine Sauerstoff­maske Sauerstoff gegeben und sie in wärmende Decken gewickelt“, sagte Portmann. So einen Einsatz habe es noch nie gegeben. „Sie standen mitten in der Nacht vor der Entscheidu­ng: Stirbt der Hund oder nehmen wir ihn mit?“, sagte der Sprecher. Der ungewöhnli­che Einsatz sei beim Rettungsdi­enst wie in sozialen Netzwerken positiv beurteilt worden.

Die Hündin trug einen Chip, sodass die Halter schnell ausfindig gemacht werden konnten. Zwischen Frankfurt und Zürich liegen 400 Kilometer. Dass Rapunzel die lange Reise geschafft hat, hat ihr Frauchen am meisten überrascht. „Sie ist eigentlich total unsportlic­h und stinkend faul“, sagte Ehret-Väth.

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FOTO: PRIVAT/JASMIN EHRET-VÄTH/DPA Schäferhün­din Rapunzel und Marie, die Tochter der Halterin.

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