Drogenkurier steht vor Gericht
Für Fahrten vom Balkan nach Aalen ist ein 59-Jähriger angeklagt.
AALEN/ELLWANGEN (R.) - Mit Rauschgifthandel im großen Stil sind derzeit zwei Große Strafkammern des Ellwanger Landgerichts befasst. Am 8. Februar begann der Prozess gegen drei aus dem Kosovo stammende und im Raum Aalen lebende Angeklagte vor der Zweiten Großen Strafkammer (wir berichteten). Unter Vorsitz von Richter Gerhard Ilg hat sich die Erste Große Strafkammer am Donnerstag mit dem ebenfalls aus dem Kosovo stammenden Drogenkurier befasst.
Die Verhandlung wird am kommenden Montag fortgesetzt. Das Urteil wird am Donnerstag nächster Woche erwartet. Seit seiner Festnahme am 16. August 2017 sitzt der Angeklagte in der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall. Staatsanwalt Armin Burger warf dem 59-Jährigen vor, am 18. Juni 2017 in Bad Wurzach 28 000 Euro Drogengeld entgegengenommen und einer unbekannten Person in einem Hotel in Albanien ausgehändigt zu haben. Dafür habe er 4000 Euro kassiert. Außerdem soll er in Prizren knapp 21 Kilogramm Marihuana übernommen, in einer Sporttasche im umgebauten Kofferraum seines Pkw von Zagreb nach Konstanz transportiert und dort in einer Tiefgarage einem Mann übergeben haben.
Beide Anklagepunkte räumte der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Söhnen mithilfe seines Verteidigers, dem Stuttgarter Rechtsanwalt Hans-Christian Arnsperger, und eines Dolmetschers ein.
Arbeitslos und verschuldet
Seit Anfang 2017 sei er arbeitslos gewesen und habe 14 000 Euro Schulden gehabt. Sein Haus sei zwangsversteigert worden, die Umstellung auf ein bescheideneres Leben sei ihm schwer gefallen. Deshalb habe er sich auf die Drogengeschäfte eingelassen. Im Juni habe er am Strand in Albanien einen Mann kennengelernt und mit ihm über seine finanzielle Not gesprochen. Dieser habe ihm den Kurierjob angeboten. Möglicherweise handelt es sich um einen der drei in dieser Sache angeklagten Männer.
Von den vereinbarten 9000 Euro „Lohn“(ein deutlich überhöhter Kurierlohn, so Richter Ilg) für den Transport von Zagreb nach Konstanz habe er nur 2000 Euro erhalten. Den Rest sollte er in Aalen erhalten. „Ich hatte kein gutes Gefühl“, sagte der 59-Jährige aus. Deshalb und weil seine Mutter dabei gewesen sei, sei er nicht nach Aalen gefahren, sondern habe auf das restliche Geld verzichtet: „Ich wollte nur nach Hause.“Zu diesem Zeitpunkt wurde er bereits von der Polizei observiert und auf der Rückfahrt nach Zagreb an einer Raststätte an der A 7 Richtung München festgenommen.
Obwohl der Angeklagte beteuerte, an der Aufklärung mitwirken zu wollen, blieben seine Angaben unpräzise.
Angeblich hätte er zunächst 15 Kilo Marihuana nach Konstanz bringen sollen. Diese seien um weitere fünf aufgestockt worden. Obwohl ein Kurierlohn von 600 Euro pro Kilo Marihuana vereinbart gewesen sei, blieb es angeblich bei 9000 Euro. In Rede stehen sogar 18 000 Euro.
Genügend Beweismittel
Wie Ilg ausführte, ist die Kammer auf ein Geständnis nicht angewiesen. Es gebe genügend Beweismittel durch die Überwachung des „Schmugglerhandys“und der GPS-Daten: „Wir wissen, wie’s war.“