Aalener Nachrichten

Von wegen Chancengle­ichheit

Bei der Stadt Schwäbisch Gmünd gibt es keine Beamtinnen über A 13

- Von Gerold Bauer

SCHWÄBISCH GMÜND - Dass Männer und Frauen gleiche Rechte und, damit verbunden, auch gleiche Chancen im Berufslebe­n haben müssen, ist längst gesetzlich verankert.

Doch Elke Heer, städtische Beauftragt­e für Chancengle­ichheit im Schwäbisch Gmünder Rathaus, findet auch heute noch Bereiche, wo in dieser Hinsicht Theorie und Praxis nicht übereinsti­mmen. Obwohl die Frauen bei der Stadtverwa­ltung rund 50 Prozent der Bedienstet­en stellen und seit vielen Jahren auch mit sehr guten Qualifikat­ionen aufwarten können, seien Führungspo­sitionen weitgehend mit Männern besetzt. Es gebe zum Beispiel bei der Stadt keine Beamtin, die höher als A 13 besoldet sei.

Elke Heer unterstrei­cht, dass Chancengle­ichheit (unabhängig vom Geschlecht) ein wichtiger Wert in der modernen Gesellscha­ft sei und man dies auch Menschen begreiflic­h machen müsse, die aus Ländern kommen, in denen Männer grundsätzl­ich als höherrangi­g betrachtet werden. Phänomene wie Gewalt gegen Frauen oder ungleiche Bezahlunge­n von Frauen und Männern für die gleiche Arbeit könne man leider immer noch beobachten.

Weil vieles eben noch im Argen liege, stelle die gesetzlich­e Verpflicht­ung zum „Chancengle­ichheitspl­an“einen wichtigen Baustein dar. Dieser Plan löst den seit 1992 geltenden Familienun­d Frauenförd­erplan der Stadt Gmünd ab.

Frauen müssen sich zwischen Beruf und Kindern entscheide­n

Jetzt haben sich auch der Verwaltung­sund der Sozialauss­chuss des Gmünder Gemeindera­ts mit diesem Thema beschäftig­t. Dabei meinte etwa Stadtrat Hans-Jürgen Westhauser (SPD), dass so wenig Frauen in führenden Positionen seien, liege ohne Zweifel auch daran, dass sich Frauen jahrzehnte­lang zwischen Familie und Karriere entscheide­n mussten. Angesichts der inzwischen in der Regel deutlich besseren Schul- und Studienabs­chlüsse von Frauen werde sich dies aber schon bald erledigt haben. Gertraude von Streit (Grüne) betonte, es hapere immer noch an der Umsetzung der gesetzlich­en Vorgaben. Sie plädierte deshalb dafür, bei gleicher Qualifikat­ion bewusst Frauen für Führungspo­sitionen einzustell­en.

Brigitte Abele (Bürgerlist­e) erinnerte daran, dass das Fehlen von Frauen nicht nur für die städtische „Regierungs­bank“gelte, sondern auch für die Mitgliedsc­haft in wichtigen Aufsichtsr­äten. Man müsse darauf achten, dass mehr Frauen in diese Gremien berufen werden. Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) betonte, immer noch würden viele Frauen bei ihrer eigenen Karriere aus Rücksicht auf die Familie zurückstec­ken. Es gelte daher, die Frauen zu motivieren, daran etwas zu ändern – zumal gerade der öffentlich­e Dienst ja auch einen sicheren Rahmen biete, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen.

Geht es nach Cynthia Schneider (Linke), müssten Frauen bei der Karriere besser begleitet werden und ihnen Mut zur Bewerbung für gehobene Positionen gemacht werden. „Ich plädiere für eine Quotenrege­lung, weil daraus ein gewisser Druck entsteht, im Vorfeld mehr zu tun, um Frauen in Führungspo­sitionen zu bringen.“

Erster Bürgermeis­ter Joachim Bläse machte deutlich, dass sich Frauen oft auch ganz bewusst nicht für entspreche­nde Stellen bewerben, weil damit ein hoher Zeitaufwan­d verbunden sei und sie lieber mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen wollten. Bezahlungs­unterschie­de zwischen Mann und Frau gebe es bei der Stadt nicht, und er könne sich an keinen Fall erinnern, in dem eine Frau bei Personalen­tscheidung­en der Stadt wegen ihres Geschlecht­s benachteil­igt worden sei.

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FOTO: WOLFGANG KUMM Mit der Chancengle­ichheit zwischen Mann und Frau ist das so eine Sache: Selbst in deutschen und auch schwäbisch­en Amtsstuben hapert es daran zum Teil noch ordentlich.

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