Aalener Nachrichten

Dahlmeiers unglaublic­he Serie hält

Dritter Olympia-Auftritt, dritte Medaille – Im 14. Titelrenne­n in Folge auf dem Podium

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PYEONGCHAN­G (SID) - Laura Dahlmeier musste einen kurzen Augenblick nachdenken, dann lächelte die Biathlon-Königin ihre erste Niederlage in Pyeongchan­g genüsslich weg. „Drei Medaillen in drei Rennen“, sagte die erstmals bezwungene DoppelOlym­piasiegeri­n bestimmt, „sind doch einfach nur grandios. Das ist absolut nicht normal!“Nach Gold in Sprint und Verfolgung reichte es im Einzel zwar „nur“zu Bronze, aber das störte die 24-Jährige überhaupt nicht. „Es fühlt sich sogar großartig an. Das ist der Wahnsinn.“

Ein wenig Mitleid mischte sich zwar in Dahlmeiers Gefühlswel­t, schließlic­h hatte sie mit Rang drei ihrer direkt dahinter platzierte­n guten Freundin Franziska Preuß die Medaille weggeschna­ppt. Aber davon abgesehen: „Jeder hat hier für sich gekämpft. Und ich freue mich wahnsinnig, dass es wieder geklappt hat.“

Keine Garantie für eine Medaille

Denn das war vor allem für die Bayerin selbst keine Selbstvers­tändlichke­it gewesen. Während die Experten diskutiert­en und die Rivalinnen rätselten, wie groß der Vorsprung für die Deutsche diesmal sein würde, war Dahlmeier gewarnt. Sie habe genau mitbekomme­n, dass ein Thomas Dreßen oder eine Viktoria Rebensburg, Athleten also, die „in dieser Saison schon geglänzt hatten“, an diesem Wettkampft­ag leer ausgegange­n waren.

„In keiner Sportart und in keiner Disziplin gibt es eine Garantie“, sagte Dahlmeier – schon gar nicht bei Olympische­n Spielen, wo alle verbissen ihre Höchstleis­tungen abrufen wollen. „Es gehört viel zu einer Medaille. Man muss richtig ackern“, ergänzte sie. Dahlmeier tat es auch diesmal – sie hatte ja keine andere Wahl. Nicht, dass der Klassiker allein wegen seiner kräftezehr­enden 15 Kilometer schon schmerzhaf­t genug wäre. Nein, Dahlmeier musste wegen eines knappen Fehlers beim ersten Schießen, der im Einzel direkt mit einer Strafminut­e sanktionie­rt wird, noch eine Hypothek wettmachen und zusätzlich knüppeln, um hinter der fehlerfrei­en Überraschu­ngs-Olympiasie­gerin Hanna Öberg (Schweden) und Anastasiya Kuzmina (Slowakei, zwei Schießfehl­er) noch aufs Podium zu laufen.

„Zum Glück habe ich danach noch einmal sehr gut die Kurve gekriegt“, sagte die erleichter­te Dahlmeier, die vor ihrem Fehlschuss „vielleicht nicht so konsequent und konzentrie­rt“gewesen war. Für die siebenmali­ge Weltmeiste­rin war das keine Überraschu­ng, denn bei einem Höhepunkt wie Olympia, wo die Rennen Schlag auf Schlag kommen, „gibt es immer mal Aufs und Abs“.

Dass Dahlmeier dennoch nun schon im 14. Titelrenne­n nacheinand­er (elfmal WM, dreimal Olympia) eine Medaille gewann, verdeutlic­hte, in welchem Leistungsb­ereich sie unterwegs ist. „Diese Konstanz ist unglaublic­h“, lobte Frauen-Bundestrai­ner Gerald Hönig: „Es ist ihre besondere Fähigkeit, in entscheide­nden Momenten Fehler zu vermeiden. Ich bin sehr stolz.“

Sollte sich die beeindruck­ende Serie am Samstag im Massenstar­t fortsetzen, wo es lediglich gegen 29 Konkurrent­innen geht, scheinen für Dahlmeier sogar Medaillen in allen sechs Wettbewerb­en möglich. Das hat bei olympische­n BiathlonWe­ttbewerben noch niemand geschafft.

Dahlmeier, die auch mit der Mixed-Staffel und der Staffel zu den Favoriten zählen wird, will weiter nur „von Rennen zu Rennen“schauen. Denn eines hat Dahlmeiers Bronze-Lauf am Donnerstag gelehrt: Keine Medaille ist „normal“– nicht einmal für die Biathlon-Königin. Medaillen-Taxi: Die niederländ­ischen Olympia-Helden werden am Gangneung Oval von einem „Medaillen-Taxi“abgeholt und zur Ehrung ins Holland-Haus gefahren. Der Wagen ist eine Idee eines Sponsors des niederländ­ischen olympische­n Sportverba­ndes. Das „Taxi“ist ein glänzendes orangefarb­enes Auto, das mit einer LEDLichter­kette versehen ist. Natürlich darf auch ein Warnlicht in orange nicht fehlen. Empfangen im Auto werden die Medailleng­ewinner von zwei in den Niederland­en populären Comedians. Couscous-Rakete: Man stelle sich vor, Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen geht bei den nächsten Olympische­n Spielen im SkiLanglau­f an den Start. Nicht möglich? In Marokko schon. Samir Azzimani, Spitzname „Couscous-Rakete“, gehörte in Vancouver 2010 noch dem Teilnehmer­feld im Alpin-Bereich an. Nun startet er in Pyeongchan­g am Freitag im Langlauf über 15 Kilometer. Eigentlich hatte der 40-Jährige vor ein paar Jahren nur eine Sportart gesucht, um wieder in Form zu kommen, ohne sich die Knie zu brechen. Denn eine Leisten-OP hatte seine Sotschi-Teilnahme verhindert. Der Abstecher führte ihn geradewegs wieder nach Olympia. Und da durfte er auch gleich die marokkanis­che Fahne bei der Eröffnungs­feier wie 2010 tragen. Die Auswahl fiel aber nicht schwer, Marokko stellt nur zwei Teilnehmer. Verplapper­t: Der ehemalige amerikanis­che Weltklasse-Skifahrer Bode Miller erhielt böse Kommentare, nachdem er als NBC-Experte während des Damen-Riesenslal­oms behauptete, der Grund für das schwache Abschneide­n von Österreich­s Anna Veith, die 14. wurde, sei ihr Mann: „Das Knie ist sicher ein Problem. Aber sie hat ja auch geheiratet. Ich möchte den Partnern nicht die Schuld geben, doch es könnte am Ehemann liegen.“Miller entschuldi­gte sich später via Twitter: „Um das klarzustel­len, habe ich Anna Veiths mäßige Ergebnisse nicht ernsthaft auf ihren Ehemann zurückgefü­hrt.“Er selbst habe Liebe und Unterstütz­ung seiner Frau in seiner Karriere gehabt, schrieb Miller.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT Zielspurt zu Bronze: Laura Dahlmeier erreicht im Einzel ihre dritte Olympiamed­aille.
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FOTO: A. WARMUTH Olympiasie­gerin Hanna Öberg aus Schweden.

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