Berührendes Orgelkonzert in der Stadtkirche
Antonina Krymova ist eine Meisterin ihres Fachs
ELLWANGEN (R.) – Die Organistin Antonina Krymova hat in der evangelischen Stadtkirche ein ebenso hochkarätiges wie begeisterndes Konzert gegeben. Im Mittelpunkt des Programms stand Johann Sebastian Bach, der zu den Lieblingskomponisten der in Russland geborenen Musikerin gehört.
Trotz ihrer erst 34 Jahre ist Antonina Krymova auf internationalen Konzertbühnen gefragt. Am Konservatorium in Sankt Petersburg studierte die 34-Jährige Klavier und Orgel und wechselte 2010 mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an die Stuttgarter Musikhochschule. Seit 2011 ist sie Organistin an der Dionysiuskirche in Fellbach-Schmiden.
Mit Bachs Präludium und Fuge in G-Dur eröffnete Krymova das Konzert. Souverän entwickelte sie den heiter anmutenden Charakter des in Leipzig entstandenen Werks, das zu Bachs bekanntesten Kompositionen für Orgel zählt. Es folgte Bachs kontrastreiche Choralpartita „Sei gegrüßet, Jesu“, eine seiner wohl schönsten Choralvariationen. Von tiefem religiösem Ernst geprägt sind auch César Francks drei Choräle für Orgel, die als sein Vermächtnis gelten. Einfühlsam und berührend widmete sich Antonina Krymova der delika- ten Melodik und Eleganz des Chorals Nr. 2 in h-Moll.
1939 zum Kriegsdienst einberufen, kam Francks Landsmann Jehan Alain ein Jahr später mit nur 29 Jahren im Zweiten Weltkrieg ums Leben. Beeinflusst von Debussy und Messiaen sowie von fernöstlicher Musik, ist Alain trotz seines frühen Todes einer der wichtigsten Kirchenmusikkomponisten seiner Generation und hat ein bemerkenswertes Werk hinterlassen. Virtuos entfaltete Krymova die in ihrem Überschwang phasenweise kaum erträgliche Dramatik von Alains Fantasie Nr. 2, die Furchtbares vorauszuahnen scheint.
Maurice Duruflé zählt zu den bedeutendsten Vertretern der von Franck und Charles-Marie Widor begründeten französischen Organistenschule. Seine Suite op. 5 gilt als eines der schwierigsten Stücke der Orgelliteratur und stellt höchste Ansprüche an den Interpreten.
Großartig tastete Antonina Krymova die in dieser Intensität noch nicht gehörten, verzweifelt klagenden Nuancen des Trauerthemas und die machtvolle Klangfülle der Orgel aus. Mit langem Beifall dankten rund 40 Zuhörer der Organistin für diese außergewöhnliche kirchenmusikalische Stunde.