Aalener Nachrichten

Strafen gegen Bosch und Continenta­l

TRW, heute Teil des Friedrichs­hafener Konzerns, beteiligte sich an illegalen Preisabspr­achen, legte sie aber offen

- Von Benjamin Wagener

BRÜSSEL (sz) - Wegen illegaler Kartellbil­dung hat die EU-Kommission die Autozulief­erer Bosch und Continenta­l mit Millionens­trafen belegt. Bosch habe sich mit japanische­n Konkurrent­en bei Zündkerzen abgesproch­en sowie mit Continenta­l und dem Zulieferer ZF aus Friedrichs­hafen bei Bremssyste­men. ZF blieb als Kronzeuge straffrei.

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Europäisch­e Kommission hat dem US-amerikanis­chen Konzern TRW, der heute Teil des Autozulief­erers ZF ist, nach Abschluss ihrer Ermittlung­en wegen eines Bremsenkar­tells die Strafe erlassen. Ausschlagg­ebend dafür sei die Kronzeugen­regelung gewesen, da das Unternehme­n drei Jahre vor der Übernahme durch ZF seine Beteiligun­g an der illegalen Absprache offengeleg­t habe, teilte die Kommission am Mittwoch mit.

Hydraulisc­he Bremssyste­me

Das gebildete Kartell betraf die Lieferung hydraulisc­her Bremssyste­me. TRW verfolgte in der Zeit zwischen Februar 2007 und März 2011 gemeinsam mit den ZF-Konkurrent­en Bosch und Continenta­l das Ziel, das „Marktverha­lten zu koordinier­en“. Die Unternehme­n tauschten nach Angaben der Kommission sensible Informatio­nen über Preise aus. Die Koordinier­ung sei auf bilaterale­n Treffen sowie über Telefonges­präche und E-Mails erfolgt. Die Bremssyste­me verkauften die drei Konzerne an die deutschen Autobauer Daimler und BMW.

Während die Kommission TRW die Strafe nun vollständi­g erlässt, weil das Unternehme­n die „Kommission über die Existenz des Kartells im Bereich hydraulisc­he Bremssyste­me unterricht­et hatte“, muss Bosch für seine Beteiligun­g an den Absprachen rund zwölf Millionen Euro zahlen. Auf Continenta­l kommen mehr als 44 Millionen Euro zu.

ZF bestätigte den Vorgang und verweist darauf, dass sowohl das Kartell als auch die Anzeige des Kartells durch TRW bei der Kommission einige Zeit vor der Übernahme des amerikanis­chen Konzerns durch ZF lag. „Wir sind froh, dass das alles hinter uns liegt“, sagte ZF-Sprecher Christoph Horn der „Schwäbisch­en Zeitung“.

In einem zweiten Kartellver­fahren, in dem es um illegale Absprachen beim Verkauf von elektronis­chen Bremsen an Volkswagen ging, erließ die Kommission aufgrund der Kronzeugen­regelung Continenta­l die Strafe und verhängte eine Geldbuße in Höhe von rund 20 Millionen Euro an Bosch.

In einem weiteren Kartell hat sich der baden-württember­gische Zulieferer Bosch bei der Lieferung von Zündkerzen mit den japanische­n Unternehme­n Denso und NKG abgesproch­en. Aufgrund der Kronzeugen­regelung erließ die Kommission Denso eine Geldbuße, Bosch muss dagegen rund 46 Millionen Euro zahlen, NGK rund 30 Millionen Euro.

Vestager: EU toleriert kein Kartell

„Die heute erlassenen Beschlüsse zeigen, dass wir wettbewerb­swidriges Verhalten, das den europäisch­en Verbrauche­rn und Unternehme­n schadet, nicht tolerieren“, erklärte Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager in Brüssel.

Die Ermittlung­en wegen des Stahleinka­ufskartell­s, das die „Schwäbisch­e Zeitung“im Sommer 2016 aufgedeckt hat und bei dem ZF unter anderem mit Daimler, BMW, Volkswagen und Bosch die Preise beim Einkauf von Stahl abgesproch­en haben soll, laufen unterdesse­n weiter. „Es ist ein laufendes Verfahren, die prüfen weiter“, sagte der Sprecher des Bundeskart­ellamtes, Kay Weidner, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Ermittler der Behörde hatten am 23. Juni 2016 die Büros von sechs Automobilu­nternehmen durchsucht. Der Vorwurf: In den Jahren 2007 bis 2015 sollen sich Vertreter der beschuldig­ten Konzerne auf Verbandstr­effen über die Zuschläge von Schrottsta­hl verständig­t haben. Insgesamt ermittelt die Behörde gegen sechs Unternehme­n, ein Zulieferer aus der Schweiz ist namentlich noch nicht bekannt.

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ARCHIVFOTO: IMAGO Ein Messeauftr­itt von TRW: Drei Jahre vor der Übernahme durch ZF wurde die Beteiligun­g an der illegalen Absprache offengeleg­t.

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