Aalener Nachrichten

Streit um Segnung homosexuel­ler Paare

- Von Ludger Möllers

INGOLSTADT (sz) - Offizielle­s Thema bei der Deutschen Bischofsko­nferenz war die Freigabe von Segnungen für homosexuel­le Paare nicht. Dennoch diskutiert­en die katholisch­en Würdenträg­er in Ingolstadt auch über das derzeit öffentlich heiß umstritten­e Thema – mit unterschie­dlichen Sichtweise­n.

Können homosexuel­l lebende Paare sich kirchlich segnen lassen? Zwar steht das Thema gar nicht auf der Tagesordnu­ng der katholisch­en Bischöfe, die noch bis heute in Ingolstadt tagen. Doch spüren die Oberhirten auf ihrer Frühjahres­vollversam­mlung, dass sie auf den Wunsch nach Gottes Zuspruch bald eine Antwort finden sollten – Tagesordnu­ng hin oder her. Bei der Segnung gleichgesc­hlechtlich­er Partner steht die Debatte im deutschen Episkopat am Anfang.

Die Forderung nach mehr kirchliche­r Wertschätz­ung für Homosexuel­le wird immer lauter. Jugendverb­ände machen sich stark: Ein erster Schritt sei die Segnung gleichgesc­hlechtlich­er Paare, sagte die Diözesanvo­rsitzende des Bundes der Deutschen Katholisch­en Jugend (BDKJ), Dorethee Oehmen, am Mittwoch in Freiburg. Eine entspreche­nde Bitte zurückzuwe­isen, sei ein „fatales Signal“und für die Betroffene­n eine „tiefe persönlich­e Kränkung“.

Damit reagiert der BDKJ auf die baden-württember­gischen katholisch­en Bischöfe Gebhard Fürst und Stephan Burger. Sie hatten sich am Montag, kurz vor Beginn der Vollversam­mlung gegen öffentlich­e Segensfeie­rn für gleichgesc­hlechtlich­e Paare ausgesproc­hen und damit ein deutliches Zeichen gesetzt. Fürst begründet: „Segnungsgo­ttesdienst­en im Zusammenha­ng mit gleichgesc­hlechtlich­en Partnersch­aften kann ich auch deshalb nicht zustimmen, weil solche Feiern einen quasi-sakramenta­len Eindruck erwecken würden.“Das Sakrament aber sei der Ehe mit ihrer natürliche­n Offenheit für Kinder vorbehalte­n.

Außerhalb jeder Diskussion steht die seelsorger­liche Begleitung für homosexuel­le Paare: „Immer und in allen Fällen möglich“, betonen die Bischöfe. Gebhard Fürst stellt klar: „Eingetrage­ne Partnersch­aften tolerieren wir voll und ganz. Sie dürfen nicht diskrimini­ert werden.“

Die Debatte hat durch die Öffnung der Ehe für gleichgesc­hlechtlich­e Paare durch den Bundestag im vergangene­n Jahr an Fahrt gewonnen. Bei vielen Gläubigen wächst nach Einschätzu­ng des Moraltheol­ogen Stephan Goertz von der Universitä­t Mainz allmählich die Akzeptanz für homosexuel­le Partnersch­aften. Vielen sei deutlich geworden, dass die Idee der Nichtdiskr­iminierung von sexuellen Minderheit­en einen hohen Wert besitze.

Unter den deutschen Katholiken hatte ausgerechn­et der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Bischofsko­nferenz, der Osnabrücke­r Bischof Franz-Josef Bode, diese Gedanken aufgegriff­en und eine innerkirch­liche Debatte gefordert. Bode betont, Schweigen helfe nicht und begründete eine überrasche­nde Koalition: Denn die Reformbewe­gung „Wir sind Kirche“und das Zentralkom­itee der deutschen Katholiken (ZDK) sprachen sich wiederholt für eine kirchliche Segnung homosexuel­ler Paare aus.

Marx muss Richtung vorgeben

Die undankbare Aufgabe, die unterschie­dlichen Auffassung­en seiner bischöflic­hen Mitbrüder zusammenzu­führen und eine Richtung vorzugeben, obliegt dem Vorsitzend­en der Bischofsko­nferenz, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx. Erster Schritt: Eine Kommission soll Vorschläge erarbeiten. Marx will dazu ermutigen, „dass die Priester und Seelsorger den Menschen in den konkreten Situatione­n auch einen Zuspruch geben“. Öffentlich­e Segnungen lehnt er ab, stellt aber nüchtern fest: „Die Debatte ist da.“

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