Prediger
Jahrzehntelang hat Billy Graham auf weltweiten „Kreuzzügen“das Evangelium verkündet. Wie kaum ein anderer prägte er die protestantische Christenheit in den USA. So früh wie Graham nutzte kein Geistlicher das Fernsehen und das Radio, wo ihn Hunderte Millionen Menschen live predigen hörten. Nun starb er am Mittwoch im Alter von 99 Jahren im US-Staat North Carolina.
Der Bauernsohn Graham wurde am 7. November 1918 geboren – in den letzten Tagen des ersten Weltkrieges. Die USA waren noch keine Supermacht und der Protestantismus galt als „Staatsreligion“. Billy wuchs im konservativen Milieu des Südstaates North Carolina auf, bekehrte sich als Teenager, studierte Theologie und entdeckte gegen Ende der 1930erJahre sein Talent zum Predigen.
Die Welt sei voller Sünde, der Mensch fühle eine Leere, die nur Jesus Christus füllen könne, war Grahams Mantra. Seine Evangelisationen endeten immer nach demselben Muster: „Kommt nach vorne“, rief er, „und bekehrt euch.“Und immer wieder kamen sie, in FootballStadien, Kirchen oder vor den Bildschirm im Wohnzimmer. Der Prediger wurde auch das „Maschinengewehr Gottes“genannt.
Zwar gab es viel Kritik an Grahams „einfacher“Theologie, doch fand der Baptist stets Zuspruch bei den Menschen. Finanz- und Sexaffären gab es bei ihm nie, obschon Graham sich offenbar gerne im Umkreis der Mächtigen aufhielt. Die Präsidenten Jimmy Carter, George Bush und George W. Bush lernten nach eigenen Angaben viel von dem Prediger. Graham habe ihn zum Glauben geführt, bekannte George W. Bush. Mit dem 1994 verstorbenen Richard Nixon soll Graham gut befreundet gewesen sein.
Zuletzt lebte der Pastor mit dem schlohweißen Haar zurückgezogen auf seinem Altersruhesitz in den Bergen von North Carolina. Er müsse rund um die Uhr versorgt werden, berichtete der Informationsdienst Religion News Service zu Grahams 95. Geburtstag im Jahr 2013. Doch sein Verstand sei „kristallklar“, betonte sein Sohn Franklin. Konrad Ege (epd)