Aalener Nachrichten

Wenn der Postmann nicht mehr klingelt

Handwerk und Logistikdi­enstleiste­r wären von Fahrverbot­en besonders betroffen

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Neben dem Individual­verkehr und Pendlern würden mögliche Dieselfahr­verbote insbesonde­re das Handwerk und die Logistikbr­anche hart treffen. Deren Flotten bestehen – auch mangels Alternativ­en – fast ausschließ­lich aus Dieselfahr­zeugen. Käme es zur Ultima Ratio, könnten Läden in Innenstädt­en nicht beliefert, Pakete nicht zugestellt werden oder Handwerker nicht mehr zu ihren Kunden kommen. Ob die Kommunen Ausnahmere­gelungen durchsetze­n können oder wollen, bleibt offen. Entspreche­nd kritisch begleiten Unternehme­n und Verbände die Diskussion um Fahrverbot­e.

„Fahrverbot­e sind für die gut eine Million Handwerksb­etriebe existenzge­fährdend und deshalb inakzeptab­el. Handwerker können keinen Heizkessel mit dem Fahrrad zum Kunden bringen“, schimpft etwa Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Joachim Krimmer, Präsident der Handwerksk­ammer Ulm, pocht auf den Bestandssc­hutz für die Investitio­nen in die Fahrzeugfl­otten. Handwerker rechneten mit einer Nutzungsda­uer von bis zu acht Jahren für ihre Fahrzeuge. Ein Austausch der Flotte auf umweltfreu­ndlichere Fahrzeuge wäre wirtschaft­lich nicht darstellba­r. Mögliche Ausnahmere­gelungen besänftige­n Krimmer nicht. Der Inhaber eines Heizungsba­uunternehm­ens in Leutkirch (Kreis Ravensburg) befürchtet zu hohe bürokratis­che Hürden.

Logistikdi­enstleiste­r wie die Deutsche Post DHL Gruppe oder Hermes versuchen mit einem Bündel an Maßnahmen möglichen Fahrverbot­en den Wind aus den Segeln zu nehmen. Hermes beispielsw­eise baut seine aktuell ausschließ­lich dieselbetr­iebene Flotte von 11 000 Fahrzeugen auf Elektrofah­rzeuge um. „Bis 2020 wollen wir 1500 elektrisch angetriebe­ne Vitos und Sprinter von Daimler auf die Straße bringen und bis 2025 in allen deutschen Großstädte­n ausschließ­lich elektrisch zustellen“, sagt Hermes-Sprecher Ingo Bertram, der den Diesel trotz der Elektro-Offensive mittelfris­tig aber für unverzicht­bar hält.

Die Deutsche Post DHL Gruppe ist mit ihren Streetscoo­tern da schon etwas weiter: Bundesweit hat der Konzern mit über 5000 dieser selbst entwickelt­en und produziert­en Zustellfah­rzeuge – rund 600 davon in Baden-Württember­g – bereits die größte Flotte von Elektrofah­rzeugen im Einsatz – unter anderem in Stuttgart und Düsseldorf. Hinzu kommt eine verstärkte Fuß- und Fahrradzus­tellung in urbanen Räumen. Die Dieselflot­te, sagt Pressespre­cher Gerold Beck, bestehe in Deutschlan­d ganz überwiegen­d aus Fahrzeugen der Euro-6-Norm und wäre folglich von einem eventuelle­n Fahrverbot nicht betroffen.

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FOTO: DPA Streetscoo­ter: Die Deutsche Post setzt bei der Zustellung verstärkt auf Elektromob­ilität.

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