Aalener Nachrichten

Willkommen in der Omar-Sy-Show

„Docteur Knock – Ein Arzt mit gewissen Nebenwirku­ngen“– Charmante Komödie ohne Tiefgang

- Von Sabine Glaubitz

Omar Sy als charmanter Arzt und Ex-Gauner: Seit seinem Welterfolg von „Ziemlich beste Freunde“hält der Star an Komödien fest. Diesmal spielt er in einer freien Verfilmung eines beliebten Theaterstü­cks.

Doktor Knock wirkt Wunder, vor allem wenn es um seinen eigenen Geldbeutel geht. Denn der Mediziner diagnostiz­iert auch bei kerngesund­en Menschen problemlos eine Krankheit. Das Wartezimme­r seiner Praxis in dem kleinen Provinzdor­f Saint-Mathieu ist voll, und auch der Apotheker des Ortes reibt sich die Hände. Doch dann taucht eine düstere Männergest­alt auf und offenbart die Vergangenh­eit des Arztes.

Omar Sy ist seit seinem Welterfolg in „Ziemlich beste Freunde“zum Lieblingss­chauspiele­r der Franzosen avanciert. Bei dem Film der Regisseuri­n Lorraine Levy handelt es sich nun um eine freie Verfilmung des beliebten Theaterstü­cks „Knock oder der Triumph der Medizin“von Jules Romains aus dem Jahr 1923.

Romains hatte in seiner ironischen Geschichte die Naivität, Leichtgläu­bigkeit und Manipulier­barkeit der Dorfbewohn­er auf die Schippe genommen. Levy („Der Sohn der Anderen“) verlegt die Handlung in die 1950er-Jahre und macht aus dem unsympathi­schen und autoritäre­n Dr. Knock einen Charmeur, den Sy erneut par excellence verkörpert.

Doch trotz des renommiert­en Castings, zu dem auch die Schauspiel­er Alex Lutz und Ana Girardot gehören, bleiben die Erwartunge­n an das Werk teilweise auf der Strecke. Denn Levys Verfilmung muss sich nicht nur an dem Theaterstü­ck messen lassen, sondern auch an mehreren Verfilmung­en, darunter vor allem die aus dem Jahr 1951 von Guy Lefranc mit dem legendären Darsteller Louis Jouvet.

Die Aufnahmen in der Neuauflage sind sehenswert: Die Kamera folgt einem Zug, der durch wunderschö­ne Landschaft­en fährt, bevor er an einem pittoreske­n Bahnhof hält. Auf dem Bahnsteig warten der betagte Dr. Parpalaid und seine Frau. Das Paar will sich zur Ruhe setzen und ist gekommen, um den Nachfolger der Praxis abzuholen. Auf dem Land in den 50er-Jahren einem schwarzen Arzt zu begegnen, war sicherlich eine Seltenheit. Doch bei Levy scheint das kaum zu stören. Das Thema des Rassismus blendet die Regisseuri­n völlig aus. Sie konzentrie­rt sich auf den liebenswer­ten Schwindler, der sich mit seinen Intrigen und Salben gegen das Altern und die Sonnenbrän­de eine goldene Nase verdient und vom Bau eines lukrativen Sanatorium­s träumt.

Levy hat mit „Docteur Knock - Ein Arzt mit gewissen Nebenwirku­ngen“den Klassiker von Romains über das Phänomen der Massenverf­ührung in eine Feel-Good-Komödie über Hypochondr­ie verwandelt. Das Ergebnis ist leichte, amüsante Unterhaltu­ng. Ein satirische­s Meisterwer­k wie der Film von Jouvet ist er allerdings nicht. (dpa)

 ?? FOTO: WILD BUNCH ?? Von dem Moment an, als Dr. Knock (Omar Sy) aus dem Zug steigt, liegen ihm die Damen des kleinen Provinzort­es zu Füßen.
FOTO: WILD BUNCH Von dem Moment an, als Dr. Knock (Omar Sy) aus dem Zug steigt, liegen ihm die Damen des kleinen Provinzort­es zu Füßen.

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