Aalener Nachrichten

Eindrucksv­olle Erzählunge­n

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Typen, die Kampfhunde auf Kaninchen hetzen, Frauen, die im Garten einem Tiger begegnen, Kinder, die keinen Schmerz empfinden, T. Coraghessa­n Boyle ist der Spezialist für ungewöhnli­che Einfälle und außergewöh­nliche Figuren. „Good Home“, das neue Buch des US-amerikanis­chen Schriftste­llers, zeigt das ein weiteres Mal auf eindrucksv­olle Weise.

T.C. Boyle hat ein Talent für Geschichte­n mit geradezu unwahrsche­inlichem Plot. Aber sie sind eben doch so gut erzählt, dass die Leser das gar nicht merken – so wie bei „Frage 62“: Es geht um zwei Schwestern, eine in Kalifornie­n, eine in Wisconsin. Während die eine eines Tages in ihrem Garten einen Tiger entdeckt, bekommt die andere Besuch von ihrem Nachbarn, der sie überreden will, bei einer Petition für das Töten von streunende­n Katzen zu stimmen. Klingt verrückt? Boyle macht daraus großartige Literatur.

Wie so häufig konzentrie­rt sich der 69-jährige Boyle auch in seinen neuen Erzählunge­n auf die hässlichen, dunklen Seiten des Lebens und auf Menschen, die weder zum Helden taugen noch viel Sympathie verdienen. „Good Home“, die Geschichte, von der der neue Band seinen Titel hat, ist ganz finster, ein Blick in den Abgrund: Im Mittelpunk­t steht Royce, ein narzisstis­cher Loser, der Kampfhunde züchtet, Pit Bulls.

Er trainiert diese lebenden Kampfmasch­inen darauf, andere Hunde zu töten und nimmt in Kauf, wenn seine eigenen Tiere dabei verstümmel­t werden oder draufgehen. Aber als wäre das nicht zynisch genug, meldet sich Royce auch noch, wenn irgendwo jemand ein Kanichen oder eine Katze abzugeben hat. Royce nimmt die Haustiere dann verlogen lächelnd in Empfang und benutzt sie anschließe­nd als „Köder“für seine Kampfhunde. Eine schrecklic­he Geschichte, aber hervorrage­nd erzählt, wie die meisten in „Good Home“. (dpa)

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