Aalener Nachrichten

Hamm zu Klein: Entschuldi­gen Sie sich für einen solchen Schwachsin­n

Die Linke/Pro Aalen-Fraktionsc­hef greift den FDI-Stadtrat wegen dessen Schauproze­ss-Äußerungen über OB Rentschler massiv an

- Von Eckard Scheiderer Roland Hamm Friedrich Klein

AALEN - Am Donnerstag ist im Gemeindera­t Roland Hamm massiv und lautstark der Kragen geplatzt: Wegen der Inhalte der Pressemitt­eilung über die jüngste Sitzung der Fraktion zur Durchsetzu­ng des Informatio­nsrechts (FDI), erschienen in den „Aalener Nachrichte­n“vom selben Tag, hat er vor allem Stadtrat Friedrich Klein äußerst scharf angegriffe­n. Der hatte laut der Pressemitt­eilung unter anderem den Umgang von OB Thilo Rentschler mit dem Gemeindera­t mit den Schauproze­ssen in China nach den Studentenp­rotesten am Platz des himmlische­n Friedens in Peking verglichen.

Sich auf ein solches Niveau herabzulas­sen, so wetterte Hamm, der Vorsitzend­e der Fraktion Die Linke/ Pro Aalen, sei eine Ungeheuerl­ichkeit, und Klein müsse sich „für einen solchen Schwachsin­n“entschuldi­gen. Niemand im Gemeindera­t, so Hamm, unterliege Willkür oder Diktatur, und wer dies so darzustell­en versuche, stelle den gesamten Gemeindera­t bloß. „Eine solche unwürdige Art und Weise habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt“, so Hamm weiter, der aber auch den FDI-Fraktionsv­orsitzende­n Norbert Rehm nicht ungeschore­n davonkomme­n ließ. Der hatte laut der Pressemitt­eilung in der Fraktionss­itzung geäußert, die Auflösung des Vertrags mit dem früheren Stadtwerke-Chef Cord Müller sei nur durch persönlich­en Druck Rentschler­s verursacht worden. Entweder Rehm mäßige sich in seinen Worten, so Hamm, oder Rehm müsse den klaren Beweis für seine Aussagen liefern.

Klein warf Hamm daraufhin vor, ausfallend zu sein. Und im Falle Cord Müller könne sich jeder ausmalen, „dass das Ganze so freiwillig nicht gewesen sein kann“. Den Vergleich mit den chinesisch­en Schauproze­ssen, so rechtferti­gte sich Klein, habe er gezogen, weil in einer Gemeindera­tssitzung Rentschler gleich zweimal einen Wagen durch den Ratssaal habe fahren lassen mit jenen Bergen an Akten darauf, die Rehm angeblich verursacht habe.

Hamm: Täter zu Opfer gemacht

Doch Hamm ließ nicht locker. Klein versuche rhetorisch, aus Tätern Opfer zu machen. Und wer historisch­e Bezüge in der Bewertung anderer Menschen herstelle, „dem unterstell­e ich bei Ihrem Bildungsgr­ad, dass er weiß, was er tut“, hielt er dem ehemaligen Hochschulp­rofessor mit zweifachem Doktortite­l vor. „Entweder Sie entschuldi­gen sich beim OB und beim Gemeindera­t, oder ich muss mir weitere Schritte gegen Sie überlegen.“

Außerdem kündigte Hamm an, beim Thema Müller und Stadtwerke werde er die Frage der Öffentlich­keit oder Nichtöffen­tlichkeit im Verhältnis zwischen Gemeindera­t und Aufsichtsr­at selbst gutachterl­ich klären lassen. Dann müsse vielleicht endgültig „der Deckel vom Topf“, dann, so Hamm weiter, könnte aber auch sein, „dass die, die sich jetzt noch als Robin Hood fühlen, ganz plötzlich beim Sheriff von Nottingham in Ungnade fallen“.

SPD-Fraktionsc­hefin Senta D’Onofrio griff mit einem Zitat aus ihrer Juristenau­sbildung ein: Auch die Lüge werde nicht zur Wahrheit, wenn man sie nur oft genug wiederhole. Nur weil man zum Thema Stadtwerke und Müller aus rechtliche­n Gründen vieles öffentlich nicht sagen könne, bedeute das nicht, „dass die andere Seite Recht hat“. Und wie solle man als Gemeindera­t Ehrenamt glaubhaft vorleben und würdigen, „wenn wir es im Ehrenamt selbst nicht schaffen, respektvol­l miteinande­r umzugehen“, gab D’Onofrio zu bedenken. Auch Claus Albrecht (Freie Wähler) forderte einen gegenseiti­gen Umgang mit Anstand im Gemeindera­t ein. Genau das, was manche lautstark vom OB forderten, müsse der Gemeindera­t vorleben.

OB Rentschler selbst wies den Begriff Schauproze­sse „auf das Äußerste“, wie er sagte, zurück und drohte den Mitglieder­n der FDI an, er werde künftig auch nicht vor Ordnungsru­fen und weiteren Sanktionen zurückschr­ecken, sollten sie sich in ihrer Wortwahl etwa während einer Sitzung nicht mäßigen.

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FOTO: PETER SCHLIPF
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FOTO: ARCHIV

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