Aalener Nachrichten

Die Kanzlerin hat zwei Überraschu­ngen im Gepäck

Merkel präsentier­t die künftigen CDU-Minister

- Von Tobias Schmidt und Sabine Lennartz

BERLIN - „Alles andere als einfach“, sei das gewesen, sagt Angela Merkel gestern Abend im Konrad-Adenauer-Haus. Doch nun sei eine „gute Mischung“aus „erfahrenen und neuen Ministern“gelungen, ein Personalta­bleau, das „in die Zukunft gerichtet ist“, lobt die Kanzlerin ihre neue Kabinettsl­iste und blickt aufgeräumt in die Kameras.

Die wohl schwierigs­te Entscheidu­ng: Jens Spahn, ihren ärgsten parteiinte­rnen Widersache­r, macht Merkel zum Gesundheit­sminister, sollte die SPD-Basis Schwarz-Rot zustimmen. Ein Einknicken vor dem konservati­ven Flügel, der massiv Druck gemacht hatte? Hat die CDUChefin einen Schritt auf ihre Partei zugemacht? „Das ist ein Terminus, den ich mir nicht zu eigen mache“, winkt Merkel ab. Ihre Personalwa­hl richte sich „nach Fähigkeite­n und Fertigkeit­en“, und sie wolle „einigen einfach diese Chance geben“, sich zu bewähren und „ihren Erfahrungs­schatz zu erweitern“. Eine Chance ausgerechn­et für Jens Spahn, sich für Höheres zu empfehlen – auf einer ersten Kabinettsl­iste, die direkt nach den Koalitions­gesprächen zirkuliert war, hatte Spahns Name noch nicht gestanden.

Mit der Riege der CDU-Ministerin­nen und Minister versucht die Kanzlerin vor dem heutigen Sonderpart­eitag in Berlin den Befreiungs­schlag, erfüllt nicht nur den Wunsch, Spahn als Vertreter des konservati­ven Flügels einzubinde­n, sondern holt mehrere jüngere Gesichter ins Kabinett und macht es deutlich weiblicher.

Mit Karliczek rechnete niemand

Gleichwohl wird Merkel auch am künftigen Kabinettst­isch überwiegen­d von Vertrauten und Loyalen umgeben sein. So kommt neben Spahn CDU-Vize Julia Klöckner aus Rheinland-Pfalz als Landwirtsc­haftsminis­terin zum Zuge, auch sie war in der Flüchtling­spolitik auf Distanz zu Merkel gegangen. Das Wirtschaft­sministeri­um übernimmt der bisherige Kanzleramt­schef Peter Altmaier – einer der engsten MerkelVert­rauten. Merkels „Allzweckwa­ffe“Ursula von der Leyen bleibt trotz der massiven Kritik der vergangene­n Tage Verteidigu­ngsministe­rin, erhält die Chance, das ramponiert­e Verhältnis zur Truppe zu reparieren. Überrasche­ndster Schachzug der Kanzlerin: Anja Karliczek, Bundestags­abgeordnet­e aus NRW, wird Bildungsmi­nisterin – ein Name, den niemand auf dem Zettel hatte.

Die Nachfolge von Altmaier als Kanzleramt­schef soll Helge Braun antreten, der in der letzten Legislatur für die Bund-Länder-Zusammenar­beit zuständig war. Der Posten des Staatsmini­sters für Integratio­n im Kanzleramt geht an die bisherige Gesundheit­sstaatssek­retärin Annette Widmann-Mauz. Die Chefin der Frauenunio­n, ebenfalls eine loyale Mitstreite­rin der Kanzlerin, war auch als Gesundheit­sministeri­n gehandelt worden.

Kaum war diese Personalie bekannt, spottete Hans Ulrich Rülke, der baden-württember­gische FDPLandtag­sfraktions­chef, über eine „schallende Ohrfeige für den badenwürtt­embergisch­en Landesvors­itzenden und Landesinne­nminister Strobl“. Offensicht­lich strafe Bundeskanz­lerin Merkel die LandesCDU ab. Anders sei es nicht zu erklären, dass im Bundeskabi­nett kein CDU-Minister aus Baden-Württember­g mehr sitzen wird.

Kein Posten für Gröhe

Thomas Strobl, an diesem Tag in Berlin, konterte: „Gruß an Herrn Rülke. Leider hat die FDP Baden-Württember­g gar keinen Vertreter in der Bundesregi­erung.“Nach der Präsidiums­und Vorstandss­itzung seiner Partei zeigte sich Strobl in Berlin zufrieden mit der neuen Aufstellun­g. Schließlic­h habe man mit Annette Widmann-Mauz jetzt eine Staatsmini­sterin, die Tür an Tür mit der Bundeskanz­lerin sitze. Die Tübingerin sei nun für eines der absoluten Megathemen der kommenden Jahre zuständig.

Eine von Merkels Säulen im letzten Kabinett, Gesundheit­sminister Herman Gröhe, muss den Platz räumen und scheidet wie Innenminis­ter Thomas de Maizière aus. Mehrfach betont die Kanzlerin am Sonntag, wie „schmerzhaf­t“es gewesen sei, de Maizière und Gröhe von Bord zu schicken. Es bleibe traurig, „dass ein Abschnitt zu Ende geht“, sagt sie und hofft, „dass ich mit beiden weiter gut zusammenar­beiten kann“. Die Trennung von den beiden engen Gefolgsleu­ten ist der Kanzlerin sichtlich schwer gefallen.

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Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat am Sonntag Riege künftiger CDU-Minister vorgestell­t. eine deutlich verjüngte FOTO: DPA
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