Kobeleshof-Erweiterung facht Diskussionen an
Ist nachhaltige Landwirtschaft bei einem Hof mit 1500 Kühen möglich?
ELLWANGEN-EGGENROT – Nach einer guten Stunde ist der Informationsabend im Landhotel Klozbücher zur Erweiterung des Kobeleshofs der Familie Zwick in Hintersteinbühl bei Eggenrot beendet gewesen. Die Zwicks haben zwar ihre ursprünglichen Aufstockungspläne deutlich reduziert. Dennoch machten anwesende Landwirte keinen Hehl aus ihrer Sorge, die Verdoppelung des Milchviehbestands des Kobeleshofs in den nächsten drei Jahren sei eine Katastrophe und werde ihre Existenz gefährden (wir berichteten). Mit mehr als 500 Kühen ist die Kobeleshof GbR schon jetzt einer der größten Milchviehbetriebe in Baden-Württemberg.
Neben mahnenden Stimmen gab es auch Lob für den unternehmerischen Mut der Zwicks. Alois Brenner, Biobauer in Engelhardsweiler, brachte es auf den Punkt, indem er an die Verantwortung jedes einzelnen appellierte: „Wir wachen immer erst auf, wenn es zu spät ist.“
Brenner dankte den Zwicks für den „intensiven Denkanstoß“, den sie ihm mit ihren umstrittenen Erweiterungsplänen vor zwei Jahren gegeben hätten. Daraufhin habe er auf biologische Landwirtschaft umgestellt: „Es war nicht leicht, aber wir haben es durchgezogen.“Mit konventioneller Landwirtschaft könne man nicht nachhaltig sein.
Brenner betonte die besondere Verantwortung der Landwirte für Natur, Böden und den Schutz des Grundwassers. Industrie- und Gewerbebetriebe seien damit nicht vergleichbar. Doch nicht nur Landwirte und Milchviehhalter, jeder einzelne sei in der Pflicht, sagte Brenner, auch der Landrat.
Macht Größe wettbewerbsfähiger?
„Ja, wir alle sind jeden Tag zuständig“, stimmte Pavel zu. Nicht umsonst werde er „Bauernlandrat“genannt, weil er für die Vermarktung regionaler Produkte kämpfe. Bauern und Landwirte seien es gewesen, die die „wunderbare Kulturlandschaft“der Ostalb mit 3000 landwirtschaftlichen Arbeitsplätzen geschaffen hätten. Der Befürchtung des Crailsheimer Landwirts Martin Ludwig, ein Investor stehe hinter der Kobeleshof-Erweiterung, trat Pavel entschieden entgegen. Derartige Gerüchte dürften nicht in den Raum gestellt werden. Wer Informationen habe, müsse sie ans Landwirtschaftsamt weiterleiten.
Während ein Gewerbetreibender aus dem Industriegebiet lakonisch anmerkte, er werde schließlich auch nicht gefragt, wenn andere ihren Betrieb vergrößerten, fragte Herbert Hieber, SPD-Fraktionschef im Gemeinderat, bei „aller Bewunderung für den unternehmerischen Geist“der Familie Zwick kritisch nach, ob Nachhaltigkeit bei einem Hof in der angestrebten Größe überhaupt möglich sei.
Markus Zwick erinnerte in seiner Antwort an die erste urkundliche Erwähnung des Kobeleshofs anno 1337. Seit 1619 betreibe seine Familie den Hof, mittlerweile in der zwölften Generation. „Natürlich wollen wir den Kobeleshof der nächsten Generation übertragen und halten unsere Böden deshalb in optimalem Zustand. Wir haben die Pflicht, den Hof jetzt so aufzustellen, dass er zukunftsfähig ist.“
Also alles g’schwätzt? Nicht ganz. Der Landrat versprach, sein Haus werde im Genehmigungsverfahren alles bis ins Letzte sauber, offen und fair prüfen. Es fehlten noch etliche Stellungnahmen und Nachweise, die die Familie Zwick erbringen müsse. Frühestens in einem Vierteljahr sei mit einer Entscheidung zu rechnen. Für persönliche Gespräche stünden sowohl er als auch der Leiter des Landwirtschaftsamts, Helmut Hessenauer, jederzeit zur Verfügung.