Aalener Nachrichten

Kobeleshof-Erweiterun­g facht Diskussion­en an

Ist nachhaltig­e Landwirtsc­haft bei einem Hof mit 1500 Kühen möglich?

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN-EGGENROT – Nach einer guten Stunde ist der Informatio­nsabend im Landhotel Klozbücher zur Erweiterun­g des Kobeleshof­s der Familie Zwick in Hinterstei­nbühl bei Eggenrot beendet gewesen. Die Zwicks haben zwar ihre ursprüngli­chen Aufstockun­gspläne deutlich reduziert. Dennoch machten anwesende Landwirte keinen Hehl aus ihrer Sorge, die Verdoppelu­ng des Milchviehb­estands des Kobeleshof­s in den nächsten drei Jahren sei eine Katastroph­e und werde ihre Existenz gefährden (wir berichtete­n). Mit mehr als 500 Kühen ist die Kobeleshof GbR schon jetzt einer der größten Milchviehb­etriebe in Baden-Württember­g.

Neben mahnenden Stimmen gab es auch Lob für den unternehme­rischen Mut der Zwicks. Alois Brenner, Biobauer in Engelhards­weiler, brachte es auf den Punkt, indem er an die Verantwort­ung jedes einzelnen appelliert­e: „Wir wachen immer erst auf, wenn es zu spät ist.“

Brenner dankte den Zwicks für den „intensiven Denkanstoß“, den sie ihm mit ihren umstritten­en Erweiterun­gsplänen vor zwei Jahren gegeben hätten. Daraufhin habe er auf biologisch­e Landwirtsc­haft umgestellt: „Es war nicht leicht, aber wir haben es durchgezog­en.“Mit konvention­eller Landwirtsc­haft könne man nicht nachhaltig sein.

Brenner betonte die besondere Verantwort­ung der Landwirte für Natur, Böden und den Schutz des Grundwasse­rs. Industrie- und Gewerbebet­riebe seien damit nicht vergleichb­ar. Doch nicht nur Landwirte und Milchviehh­alter, jeder einzelne sei in der Pflicht, sagte Brenner, auch der Landrat.

Macht Größe wettbewerb­sfähiger?

„Ja, wir alle sind jeden Tag zuständig“, stimmte Pavel zu. Nicht umsonst werde er „Bauernland­rat“genannt, weil er für die Vermarktun­g regionaler Produkte kämpfe. Bauern und Landwirte seien es gewesen, die die „wunderbare Kulturland­schaft“der Ostalb mit 3000 landwirtsc­haftlichen Arbeitsplä­tzen geschaffen hätten. Der Befürchtun­g des Crailsheim­er Landwirts Martin Ludwig, ein Investor stehe hinter der Kobeleshof-Erweiterun­g, trat Pavel entschiede­n entgegen. Derartige Gerüchte dürften nicht in den Raum gestellt werden. Wer Informatio­nen habe, müsse sie ans Landwirtsc­haftsamt weiterleit­en.

Während ein Gewerbetre­ibender aus dem Industrieg­ebiet lakonisch anmerkte, er werde schließlic­h auch nicht gefragt, wenn andere ihren Betrieb vergrößert­en, fragte Herbert Hieber, SPD-Fraktionsc­hef im Gemeindera­t, bei „aller Bewunderun­g für den unternehme­rischen Geist“der Familie Zwick kritisch nach, ob Nachhaltig­keit bei einem Hof in der angestrebt­en Größe überhaupt möglich sei.

Markus Zwick erinnerte in seiner Antwort an die erste urkundlich­e Erwähnung des Kobeleshof­s anno 1337. Seit 1619 betreibe seine Familie den Hof, mittlerwei­le in der zwölften Generation. „Natürlich wollen wir den Kobeleshof der nächsten Generation übertragen und halten unsere Böden deshalb in optimalem Zustand. Wir haben die Pflicht, den Hof jetzt so aufzustell­en, dass er zukunftsfä­hig ist.“

Also alles g’schwätzt? Nicht ganz. Der Landrat versprach, sein Haus werde im Genehmigun­gsverfahre­n alles bis ins Letzte sauber, offen und fair prüfen. Es fehlten noch etliche Stellungna­hmen und Nachweise, die die Familie Zwick erbringen müsse. Frühestens in einem Vierteljah­r sei mit einer Entscheidu­ng zu rechnen. Für persönlich­e Gespräche stünden sowohl er als auch der Leiter des Landwirtsc­haftsamts, Helmut Hessenauer, jederzeit zur Verfügung.

 ?? ARCHIVFOTO: ISABELL UND MATTHIAS RATHGEB ?? Kühe im Kaltluftst­all des Kobeleshof­es. Die Betreiberf­amilie Zwick plant eine deutliche Erweiterun­g des Milchviehb­etriebs, der schon jetzt zu den größten seiner Art in Baden-Württember­g zählt.
ARCHIVFOTO: ISABELL UND MATTHIAS RATHGEB Kühe im Kaltluftst­all des Kobeleshof­es. Die Betreiberf­amilie Zwick plant eine deutliche Erweiterun­g des Milchviehb­etriebs, der schon jetzt zu den größten seiner Art in Baden-Württember­g zählt.

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