Gewässerrandstreifen bieten Lebensraum
Fortbildung beim Gewässernachbarschaftstag im Ellwanger Rathaus
ELLWANGEN - Um Gehölzpflege, um Verkehrssicherung bei Bäumen an Fließgewässern und um Gewässerrandstreifen ist es beim Gewässernachbarschaftstag für den Altkreis Aalen im Ellwanger Rathaus gegangen. Die 35 Teilnehmer waren unter anderem Mitarbeiter von Bauhöfen und Gewässer- und Naturschutzwarte.
Von einem Bewusstseinswandel in der Bevölkerung mit Blick auf die Umwelt und das Insektensterben sprach Bürgermeister Volker Grab. So habe er allein in den vergangenen drei Wochen aus den Reihen der Bürgerinnen und Bürgern sechs Anrufe zum Thema Gehölzrückschnitt im Bereich Mittelhof und Rattstadt erhalten. Es werde wichtiger, die Gewässer erlebbar zu machen, sagte Grab.
Alexander Renschler, Leiter des Baubetriebshofs in Ellwangen, skizzierte die Grundlagen der Gehölzpflege an Gewässerrandstreifen. Sie seien Lebensraum für Flora und Fauna. Hier brüten Vögel, Bäume beschatten das Wasser. Es sei aber auch notwendig, die Vegetation durch Pflegeschnitte zu verjüngen, dichtes Gehölz auszulichten sowie Einzelbäume zu erhalten.
Bäume regelmäßig auf Schäden kontrollieren
Der Eigentümer sei für die Verkehrssicherungspflicht verantwortlich, sagte Felix Rettenmeier vom Baubetriebshof. Er appellierte an sie, die Bäume regelmäßig zu kontrollieren und das zu dokumentieren, mal im belaubten, mal im unbelaubten Zustand, damit keine Äste abbrechen und Passanten verletzen können. Dabei solle man vom gesunden Menschenverstand ausgehen, eine absolute Verkehrssicherheit gebe es nicht. Bei höherer Gewalt, zum Beispiel nach einem schweren Sturm, seien die Grenzen der Verkehrssicherungspflicht erreicht. Zusätzliche Kontrollen sollten nach einem Sturm, nach Schneebruch, bei Eschen- oder Erlensterben und bei Bauarbeiten durchgeführt werden.
„Ein Höhlenbaum hat auch seinen Naturschutzwert“, sagte Ralf Worm vom Landschaftserhaltungsverband Ostalbkreis. Weil es immer weniger ausgehöhlte Bäume gibt, gibt es auch weniger Höhlenbrüter wie Käuze und Eulen: „Bei alten Bäumen ist der Hauptwert für die Natur wirklich die Höhle.“Im Zweifel könne man die Naturschutzbehörde fragen. Worm forderte ein maßvolles Fällen: „Eine Prise Mut ist nicht verkehrt.“Jeder Baum sei eine Einzelfallentscheidung, meinte Alexander Renschler.
Die Gewässerrandstreifen an Fließ- und stehenden Gewässern waren das Thema von Melchior Rettenmeier vom Regierungspräsidium Stuttgart. Seine Behörde habe das Vorkaufsrecht für Gewässerrandstreifen bei einem Grundstücksverkauf, sagte er und sprach sich für einen Arten- und Biotopschutz aus. „Auf zehn Metern sind Bäume und Sträucher zu erhalten, auf fünf Metern darf kein Ackerbau stattfinden.“Verboten seien die Umwandlung von Grün- in Ackerland und das Ausbringen von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Durch standorttypische Gehölze solle auch das Mikroklima, die Wasserspeicherung und die Sicherung des Wasserabflusses verbessert und Erosion vermindert werden.
Am Nachmittag gingen die Teilnehmer zur Jagst, um sich dort ein Bild von den Problemsituationen am Gewässerrandstreifen zu machen.