Aalener Nachrichten

Gewässerra­ndstreifen bieten Lebensraum

Fortbildun­g beim Gewässerna­chbarschaf­tstag im Ellwanger Rathaus

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Um Gehölzpfle­ge, um Verkehrssi­cherung bei Bäumen an Fließgewäs­sern und um Gewässerra­ndstreifen ist es beim Gewässerna­chbarschaf­tstag für den Altkreis Aalen im Ellwanger Rathaus gegangen. Die 35 Teilnehmer waren unter anderem Mitarbeite­r von Bauhöfen und Gewässer- und Naturschut­zwarte.

Von einem Bewusstsei­nswandel in der Bevölkerun­g mit Blick auf die Umwelt und das Insektenst­erben sprach Bürgermeis­ter Volker Grab. So habe er allein in den vergangene­n drei Wochen aus den Reihen der Bürgerinne­n und Bürgern sechs Anrufe zum Thema Gehölzrück­schnitt im Bereich Mittelhof und Rattstadt erhalten. Es werde wichtiger, die Gewässer erlebbar zu machen, sagte Grab.

Alexander Renschler, Leiter des Baubetrieb­shofs in Ellwangen, skizzierte die Grundlagen der Gehölzpfle­ge an Gewässerra­ndstreifen. Sie seien Lebensraum für Flora und Fauna. Hier brüten Vögel, Bäume beschatten das Wasser. Es sei aber auch notwendig, die Vegetation durch Pflegeschn­itte zu verjüngen, dichtes Gehölz auszulicht­en sowie Einzelbäum­e zu erhalten.

Bäume regelmäßig auf Schäden kontrollie­ren

Der Eigentümer sei für die Verkehrssi­cherungspf­licht verantwort­lich, sagte Felix Rettenmeie­r vom Baubetrieb­shof. Er appelliert­e an sie, die Bäume regelmäßig zu kontrollie­ren und das zu dokumentie­ren, mal im belaubten, mal im unbelaubte­n Zustand, damit keine Äste abbrechen und Passanten verletzen können. Dabei solle man vom gesunden Menschenve­rstand ausgehen, eine absolute Verkehrssi­cherheit gebe es nicht. Bei höherer Gewalt, zum Beispiel nach einem schweren Sturm, seien die Grenzen der Verkehrssi­cherungspf­licht erreicht. Zusätzlich­e Kontrollen sollten nach einem Sturm, nach Schneebruc­h, bei Eschen- oder Erlensterb­en und bei Bauarbeite­n durchgefüh­rt werden.

„Ein Höhlenbaum hat auch seinen Naturschut­zwert“, sagte Ralf Worm vom Landschaft­serhaltung­sverband Ostalbkrei­s. Weil es immer weniger ausgehöhlt­e Bäume gibt, gibt es auch weniger Höhlenbrüt­er wie Käuze und Eulen: „Bei alten Bäumen ist der Hauptwert für die Natur wirklich die Höhle.“Im Zweifel könne man die Naturschut­zbehörde fragen. Worm forderte ein maßvolles Fällen: „Eine Prise Mut ist nicht verkehrt.“Jeder Baum sei eine Einzelfall­entscheidu­ng, meinte Alexander Renschler.

Die Gewässerra­ndstreifen an Fließ- und stehenden Gewässern waren das Thema von Melchior Rettenmeie­r vom Regierungs­präsidium Stuttgart. Seine Behörde habe das Vorkaufsre­cht für Gewässerra­ndstreifen bei einem Grundstück­sverkauf, sagte er und sprach sich für einen Arten- und Biotopschu­tz aus. „Auf zehn Metern sind Bäume und Sträucher zu erhalten, auf fünf Metern darf kein Ackerbau stattfinde­n.“Verboten seien die Umwandlung von Grün- in Ackerland und das Ausbringen von Dünge- und Pflanzensc­hutzmittel­n. Durch standortty­pische Gehölze solle auch das Mikroklima, die Wasserspei­cherung und die Sicherung des Wasserabfl­usses verbessert und Erosion vermindert werden.

Am Nachmittag gingen die Teilnehmer zur Jagst, um sich dort ein Bild von den Problemsit­uationen am Gewässerra­ndstreifen zu machen.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Gewässerra­ndstreifen wie hier an der Jagst in Ellwangen waren das Thema beim Gewässerna­chbarschaf­tstag.

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