Angeklagter
81, Medienzar und mehrfacher italienischer Regierungschef, macht kräftig Wahlkampf für seine Partei Forza Italia. Als Spitzenkandidat darf er aufgrund eines Gerichtsurteils bis 2019 aber nicht auftreten. Obwohl sich Berlusconi seit einiger Zeit als Saubermann präsentiert, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefoniert und in Brüssel von EUKommissionschef Jean-Claude Juncker wie ein alter Freund empfangen wird, hat sich an seinen gravierenden Problemen mit der Justiz nichts geändert. Immer noch wird gegen ihn ermittelt und prozessiert, auch wenn seine Mitarbeiter und Image-Mana- ger das gern unter den Teppich zu kehren versuchen. So wird sich Berlusconi in Florenz wegen des Verdachts der Nähe zur Mafia erneut vor Gericht verantworten müssen. Auch wegen des Falls des damals 17-jährigen Callgirls Ruby und des Vorwurfs zur mehrfachen Anstiftung von Prostitution muss Berlusconi noch einmal vor die Richter. Neue Vorwürfe seitens der Staatsanwaltschaft und neue Zeugen lassen einen Prozess unausweichlich erscheinen. Richter sind überzeugt davon, dass die „Bunga-bunga-Abende“in Berlusconis Schloss im norditalienischen Arcore keine normalen Partys waren, sondern Nächte mit Prostituierten. Unklar ist in diesem Zusammenhang, inwiefern Mitwisser dieser Nächte, darunter junge Frauen, bestochen wurden, um Falschaussagen zu machen. Berlusconi wird also auch weiterhin noch im Kreuzfeuer der Justiz stehen. Ob ihm das passt oder nicht. Thomas Migge